Mandys Verlangen
genau wisse, ob er die Agentur nach Colorado verlegen wolle, aber fest plane, schnellstens das Farmhaus nach seinen Vorstellungen herzurichten.
»Vielleicht können wir demnächst alle zusammen hinfahren und es uns ansehen?«, schlug er vor, während er Spaghetti auf seine Gabel drehte. »Ich könnte ein paar Einrichtungs- und Farbvorschläge gebrauchen. Leonie sagt immer, ich hätte einen Geschmack wie ein Roboter. Alles in Stahl und Chrom.«
»Wer ist Leonie?«, platzte Rudy heraus.
An Nicholas’ Reaktion konnte Mandy unschwer erkennen, dass ihm die Frage peinlich war. Selbst schuld , dachte sie hämisch, wieso plapperst du auch drauflos, ohne nachzudenken?
»Leonie ist eine gute Bekannte«, antwortete er ausweichend. »Nun, wie ist es? Kommt ihr?«
»Klar doch!« Rudy stieß Frederick an. »Das macht doch Spaß. Ich richte unheimlich gerne Wohnungen ein.«
»Ach, ich dachte bisher immer, du würdest sie lieber verwüsten«, stichelte Mandy, wofür sie einen bitterbösen Blick von Rudy erntete.
Frederick rettete die Situation, indem er Nicholas fragte, wie er sich denn die Einrichtung seines neuen Hauses vorstelle.
Nicholas hob ratlos die Schultern.
»Gemütlich eben«, meinte er vage. »Ich setze auf euch. Ihr habt sicherlich einen besseren Geschmack als ich.«
Mandolyn hielt das für eine ziemliche Übertreibung. Immerhin war er Werbefachmann. Als solcher musste er neben kaufmännischem Gespür auch über sehr viel Kreativität verfügen. Wie sollte er sonst die Firma führen?
Rudy und Frederick zogen sich zurück, nachdem die Küche aufgeräumt und der Champagner ausgetrunken war. Mandy war plötzlich mit Nicholas allein. Eine Situation, von der sie nicht genau wusste, ob sie ihr gefiel oder nicht. Aber Nicholas brachte sie nicht in die Verlegenheit, ihn hinauskomplimentieren zu müssen.
»Ich gehe dann auch«, meinte er und leerte sein Glas in einem Zug. »Morgen will ich zur Farm hinausfahren und schon mal alles ausmessen. Willst du mich begleiten?«
»Ich habe zu tun«, erwiderte Mandy, während sie sich erhob. »Tut mir leid. Vielleicht kann ich am Abend mal vorbeischauen …«
»Du bist unzufrieden, nicht wahr?« Nicholas kam zu ihr und legte ihr die Hand auf die Schulter. »Weshalb? Kannst du dich immer noch nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass ich die Farm gekauft habe? Oder ist es etwas anderes? Vielleicht der Freund deiner Mitbewohnerin? Ich hatte den Eindruck, dass du ihn nicht gerade ins Herz geschlossen hast.«
»Ach, nein.« Mandy machte sich los. »Frederick ist ganz in Ordnung. Es ist nur …«
»Was?« Nicholas trat näher und nahm ihr den Lappen weg, mit dem sie den Tisch abwischen wollte. »Stört es dich, dass er und Rudy zusammen sind?«
»Er ist verheiratet.« Mandy drehte sich um und sah ihn an. »Rudy ist völlig verrückt nach ihm und glaubt ihm all den Unsinn, den er ihr verspricht. Ich habe Angst vor dem Tag, an dem sie erkennt, dass Fred sie verschaukelt hat. Rudy ist sensibler, als man glaubt. Sie steckt so was nicht einfach weg.«
»Und wenn er es wirklich ernst meint?«
»Vergiss es! Sein Schwiegervater ist Lyonell McDalton, ein angesehener Jurist. Fred ist durch die Heirat mit Lyonells Tochter automatisch Sozius in der Kanzlei geworden. Glaubst du wirklich, er lässt das alles sausen, bloß um Rudy zu heiraten?« Sie stieß Nicholas vor die Brust. »Ach, komm, ich mag nicht darüber diskutieren. Es ist alles so – so unerfreulich.«
Nicholas schwieg einen Moment, dann streckte er die Hand aus und strich Mandy behutsam über das Haar.
»Du solltest dir nicht so viele Sorgen machen«, riet er ihr mit sanfter Stimme. »Es ist schließlich Rudys Leben. Sie wird sich sowieso nicht von dir oder von sonst wem reinreden lassen.«
»Das stimmt.« Mandy seufzte. »Gehst du jetzt?«
»Möchtest du das?«
Sie standen sich gegenüber, nahe, so nahe, dass Mandy die feinen Linien um Nicholas’ Augen erkennen konnte. Komisch, die waren früher noch nicht dort gewesen. Himmel, sie wurden älter! Doch ihr Herz brachte diese Erkenntnis leider nicht zur Vernunft. Es klopfte wie wild in ihrer Brust, eine diffuse, erregende Erwartung stieg in ihr auf und ließ sie erbeben.
»Nick …« Ihre Stimme klang seltsam rau und fremd in ihren Ohren. »Nick, was …«
Seine Lippen brachten sie zum Schweigen. Für den Bruchteil einer Sekunde flammte in Mandy der heftige Impuls auf, sich gegen seine Zärtlichkeit zu wehren. Aber sie rührte nicht einmal den kleinen Finger zu ihrer
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