Mandys Verlangen
du darauf?«, erkundigte Mandy sich mit leichtem Spott. Bis vor kurzem hatte Rudy noch Stein und Bein geschworen, dass Frederick und sie demnächst heiraten würden. »Hat er dir gestern einmal nicht gesagt, wie sehr er dich liebt?«
»Hör auf, dich über mich lustig zu machen!« Rudy hieb mit der Faust auf den Tisch. Unvermittelt begann sie zu weinen. Sofort fühlte sich Mandy schuldig.
»Tut mir leid«, murmelte sie kleinlaut. »Bitte, Rudy, ich hab’s nicht so gemeint. Komm, erzähl mal, was ist passiert?«
Rudy schniefte noch ein paarmal, dann hob sie den Kopf. Tränen kullerten über ihr hübsches Gesicht.
»Er ist auf einmal so komisch«, flüsterte sie unglücklich. »Früher hat er wirklich jede freie Minute genutzt, um mich zu sehen. Aber plötzlich erzählt er mir dauernd, wie viel er zu tun hat und was er alles erledigen muss. Vor allem schiebt er ständig Samantha vor. Angeblich muss er sehr vorsichtig sein, damit sie nicht merkt, dass wir noch zusammen sind.«
Nicholas schob die Pfanne auf eine kalte Herdplatte und warf Mandy einen fragenden Blick zu, worauf diese mit den Schultern zuckte. Was sollte sie machen? Rudy sagen, dass sie mit ihren Problemen allein klarkommen sollte?
»Ich glaube …« Rudy kamen schon wieder die Tränen. »… er hat eine andere. Ich kann es natürlich nicht beweisen, aber ich spüre es ganz deutlich. Oh Mandy, was soll ich jetzt bloß tun?«
Mandy nagte nachdenklich an ihrer Unterlippe. Rudy war ein dummes Huhn, das sich immer den falschen Hahn aussuchte. Das nutzten die Männer aus. Aber welchen Wert hatte diese Erkenntnis? Die Welt war schließlich voller falscher Hähne!
Ihre Gedanken wurden vom Dreiklang der Türglocke unterbrochen. Verwirrt sah Mandy zu Nicholas, der immer noch am Herd stand und wütend auf die erkaltenden Rühreier starrte. Da niemand Anstalten machte, den unerwarteten Gast einzulassen, ging Mandy zur Haustür, um sie zu öffnen.
»Clemens!« An ihn hatte sie überhaupt nicht mehr gedacht. Wie aus dem Ei gepellt stand er vor ihr, in der Hand einen Strauß Sonnenblumen, als würde er einen Anstandsbesuch bei seiner Erbtante machen.
»Hallo, Mandolyn.« Er beugte sich vor, um ihr einen Kuss auf die Wange zu hauchen. »Ist das nicht ein herrliches Wetter? Ich dachte, wir könnten ein bisschen ins Grüne fahren. Frische Luft tut uns beiden gut. Außerdem lässt es sich bei einem Spaziergang besser reden.«
»Worüber?« Mandy sah ihn verständnislos an. Aber dann fiel es ihr wieder ein. »Ach so, ja!« Himmel, ihr letztes Gespräch hatte sie längst vergessen, und es sie interessierte sie auch nicht mehr.
Clemens trat nervös von einem Fuß auf den anderen.
»Willst du mich nicht hereinbitten?«
Zögernd trat Mandy zur Seite. Zu spät fiel ihr ein, dass Nicholas in der Küche stand und Rudy im Bademantel am Tisch heulte.
»Äh, vielleicht gehst du am besten …«
› … ins Wohnzimmer‹, hatte Mandy sagen wollen, aber da steuerte Clemens bereits auf die Küchentür zu. Zwei Augenpaare starrten ihn erstaunt an, als er unvermittelt eintrat. Er rümpfte unwillkürlich die Nase, als ihm der Geruch von gebratenem Speck und Zwiebeln entgegenschlug. Er blieb stehen, seine Blicke wanderten misstrauisch zwischen Nicholas und Rudy hin und her und blieben schließlich an Nick hängen.
»Das ist Nicholas Clayton«, beeilte Mandy sich, die Männer miteinander bekannt zu machen. »Ein alter Jugendfreund aus Jacquody. Wir haben uns hier in Summersprings zufällig wiedergetroffen. Nicholas, das ist Clemens Sufforth, mein – äh …«
»Verlobter.« Clemens betonte das Wort bewusst.
Rudy hatte ihren Kummer schlagartig vergessen. Gespannt beobachtete sie, wie die Männer einander musterten. Dann trat Nicholas vor und streckte Clemens die Rechte entgegen, der sie zögernd ergriff und sofort wieder losließ, als hätte er sich an Nicks Haut verbrannt.
»Nett, Sie kennenzulernen«, murmelte er dabei unbehaglich. Nicholas’ beinahe aggressive Männlichkeit schien ihn zu verunsichern. »Also …?« Fragend wandte er sich an Mandy, die die Szene stumm verfolgte. »Wie ist es? Bist du fertig, können wir gehen?«
Mandy entfuhr ein langgezogener Seufzer.
»Ja, nun …«
Rudy machte die Situation noch schlimmer, indem sie dazwischenrief: »Und was ist mit Nick?«
»Ich habe meine Schuldigkeit getan.« Nicholas warf den Kochlöffel in die Pfanne und grinste Clem an, als wollte er ihn beißen. »Guten Appetit, Mister Sufforth.«
Damit schritt er zur Tür
Weitere Kostenlose Bücher