Manhattan Blues
Angelegenheiten zu stecken und...“
»Oder ist Howard Benson einfach ein alias für
Michael Howard?«
»... und herumzulaufen und Fragen zu stellen...“
»Übrigens, weiß Mrs. Howard Bescheid?«
»Ob Sie es glauben oder nicht, ja, sie weiß Bescheid.« Cernelli
funkelte ihn wütend an.
Der Kellner wählte diesen Moment, um mit der Coke, dem Martini und
einem dampfenden Teller voll dicker Pommes frites zurückzukehren. Walter nahm
einen Schluck von dem Martini und goß sich dann Essig über die Hälfte der
Pommes frites. Er spießte mit der Gabel eins der dicksten Kartoffelstäbchen
auf und stieß es sich in den Mund, wobei er murmelte: »Es tut mir leid, daß
ich einfach losesse. Das ist sehr unhöflich, ich weiß, aber aus irgendeinem
Grund bin ich ausgehungert. Nehmen Sie sich eine Gabel und bedienen Sie sich.
Mögen Sie Essig?«
Cernelli nippte an seiner Coca-Cola.
»Entweder Sie sagen mir jetzt, wer Sie sind und worum es geht, oder
ich verschwinde«, sagte er.
»Na klar«, sagte Walter. Er schluckte die Kartoffel hinunter und
sagte: »Mein Name ist Walter Withers, und ich arbeite für Forbes und Forbes
Investigative Services, Abteilung Personalüberprüfungen. Ich bearbeite gerade
eine Überprüfung von Michael Howard für seine mögliche Beförderung zum
Vizepräsidenten.«
»Und Sie möchten wissen, ob er homosexuell ist«, sagte Cernelli.
»Nein«, log Walter. Er nahm noch einen Bissen und sagte: »Ich möchte
wissen, ob er in Industriespionage verwickelt ist.«
»Michael?!« sagte Cernelli lachend.
»Wenn ein Mann eine Wohnung unter einem anderen Namen unterhält, setzt
er sich allen möglichen Verdächtigungen aus«, erklärte Walter.
Cernelli machte Anstalten aufzustehen.
»Bitte setzen Sie sich, Mr. Cernelli«, sagte Walter. »Wenn Sie Ihrem
Freund helfen wollen.«
Cernelli ließ sich langsam wieder auf seinen Stuhl sinken.
»Sehen Sie«, sagte er, »Sie haben uns schon >erwischt<.
Meinen Glückwunsch. Sie sind ein großer
>Schwulenjäger<. Also schreiben Sie doch einfach Ihren kleinen Bericht
und...«
»Beruhigen Sie sich«, entgegnete Walter. »Ich brauche in dem Bericht
gar nichts über Sie unterzubringen, solange ich weiß, daß Sie nicht am
Diebstahl von Geschäftsgeheimnissen bei American Electronics beteiligt sind.
Solange ich sicher sein kann, daß Ihr kleines Liebesnest nichts weiter ist als
das, ist die Angelegenheit erledigt, was mich betrifft, und ich kann einen
sauberen Bericht schreiben. Wenn nicht, werde ich die Wohnung erwähnen müssen,
das alias...«
»Wir lieben uns«, sagte Cernelli.
»Ihre Beziehung ist also persönlicher Natur?«
»Ja.«
»Sexuell?«
Eine Pause vor dem endgültigen Absprung vom Felsen.
»Ja.«
»Haben Sie irgendeine geschäftliche Beziehung zu Electric Dynamics
Inc.?« fragte Walter.
»Ich besitze einen Toaster.«
»Machen Sie es mir doch nicht so schwer, Tony.«
»Nein«, erwiderte Tony seufzend, »ich habe mit Electric Dynamics Inc.
nichts Geschäftliches zu tun.«
»Hat Michael Howard Ihnen je vertrauliche geschäftliche Informationen
mitgeteilt?«
»Er spricht über das Büro.«
»Sagen Sie >nein<, Tony.«
»Nein«, erwiderte Cernelli. »Sonst noch etwas?“
»Würden Sie jetzt gern etwas bestellen?“
»Fahren Sie zur Hölle.« Cernelli stand auf und
verließ das Lokal. Nun, dachte Walter, das nagelt den alten Michael Howard
ziemlich fest.
Er aß den Rest seiner Pommes frites auf, trank den Martini aus, legte
genug Bargeld auf den Tisch, daß es für die Rechnung und ein hohes Trinkgeld
reichte, und eilte wieder ins Büro, um einen Bericht zu tippen, im dem er
Michael Howard wegen von der Norm abweichenden sexuellen Verhaltens mit einem
roten Fähnchen brandmarkte.
Denn das, wofür wir bezahlt werden, sind Berichte.
Er befand sich auf der 48. Straße und näherte sich dem Büro, als neben
ihm eine Limousine hielt und Joe Keneally heraussprang. Walter ging weiter.
»Ich bin es gewohnt, daß die Leute meine Anrufe erwidern«, sagte
Keneally und ging neben Walter her.
»Davon bin ich überzeugt.«
»Dieser Cop geht mir immer noch auf die Nerven...«
»Ein netter Bursche namens Zaif?« fragte Walter. »Hochgewachsen, sehr
clever, könnte einen besseren Schneider gebrauchen?«
Keneallys Gesicht war vor Zorn gerötet.
»Er glaubt, daß Sie mich erpressen«, zischte Keneally. »Er glaubt, Sie
hätten Tonbänder von mir und Marta.«
»Ja, das hat er mir auch gesagt.«
»Er glaubt auch, daß Sie sie vielleicht getötet
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