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Manhattan Blues

Manhattan Blues

Titel: Manhattan Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Ich glaubte schon, wir
hätten gewonnen.«
    »Nun ja. Im nächsten Jahr.«
    »Da könnten Sie recht haben, Mr. Withers.«
    Walter fuhr zu seinem Büro hinauf, stellte den Kaffee und das Gebäck
auf seinen Schreibtisch und trat für einen Augenblick ans Fenster. Er winkte 16 C zu, goß den Kaffee in seinen Becher, aß den
Kopenhagener, machte sich über den täglichen Ausgabenbericht her und fragte
sich, wie viele der Drinks von Sonnabend er wohl mit Recht auf den Howard-Fall
anrechnen konnte.
    Er war gerade zu dem Schluß gekommen, daß die richtige Antwort
»keinen« war, als Dietz untypisch früh ins Büro kam und die Tür hinter sich
zumachte.
    »Woher hast du das gewußt?« fragte Dietz.
    »Was denn?«
    »Einstiche. An deiner toten Tussi.«
    Walter fragte: »Einstiche, Plural?«
    »Der Gerichtsarzt fand einen einzelnen Einstich zwischen den mittleren
Zehen des rechten Fußes«, erwiderte Dietz, »also Einstich Singular. Habe ich
>Einstiche< gesagt?«
    »Ja.«
    »Tut mir leid.“
    »Macht doch nichts.«
    Dietz zog eine Zeitung aus seinem Mantel, die auf der Klatschseite
aufgeschlagen war, und legte sie auf Walters Schreibtisch. Zu seinem Entsetzen
sah Walter auf dem körnigen Foto sich und Marta Marlund im Rainbow Room. Zu
seiner Erleichterung waren Keneally und Madeleine aus dem Bild
herausgeschnitten worden. In der Bildunterschrift hieß es: Marta
Marlund, sexy Starlet, feiert im Rainbow Room mit rätselhaftem Begleiter Walt
Smithers in der Nacht vor ihrem Selbstmord.
    »Die Frau frißt dich ja mit den Augen auf«, bemerkte Dietz nicht ohne
so etwas wie sadistisches Vergnügen. »Wie gut, daß du ihr einen falschen Namen
genannt hast, du Hund.«
    »Sehr komisch.«
    »Und wie war sie im Bett?«
    In meinem Bekanntenkreis bin ich vielleicht die einzige Person, die
diese Frage nicht beantworten kann, dachte Walter.
    »Giftspuren?« fragte er.
    »Das wird eine Weile dauern.«
    Aber wir wissen, was die Untersuchung ergeben wird, dachte Walter.
    »Walter«, sagte Dietz vorsichtig, als näherte er sich einem
empfindlichen Gesprächsthema, »bist du vielleicht in einer Situation, in der du
etwas Hilfe brauchen könntest?«
    »Es ist alles bestens, William.«
    »Ja, wie du meinst«, sagte Dietz. »Möchtest du die Zeitung als Souvenir
behalten? Sie rahmen lassen und an die Wand hängen?“
    »Ich glaube nicht.«
    »Hast du was dagegen, wenn ich sie mitnehme?« fragte Dietz und
grinste. »Ein Beweis, daß ich mit einer richtigen Berühmtheit zusammenarbeite?«
    Walter lächelte zurück und sagte: »Ich habe nichts dagegen, wenn du
sie dir in den Arsch steckst.«
    »Mach mich nicht scharf, ich habe noch einen ganzen Tag Arbeit vor
mir.«
    »Tatsächlich? Wann hast du den Job gewechselt?«
    »Auf Wiedersehen, rätselhafter Begleiter.«
    »Bye, bye, mein Süßer«, entgegnete Walter. »Und vielen Dank.«
    Dietz winkte und machte die Tür in dem Augenblick auf, in dem Sam Zaif
gerade anklopfen wollte.
    Dietz sah ihn an und sagte: »Wenn das nicht der B'nai Brith ist.«
    »Schlagen Sie mich, Dietz«, gab Zaif zurück. »Ich trage keine
Handschellen.«
    »Ich bin nicht beschnitten. Wollen Sie mal sehen?«
    »O ja, lieber als alles andere auf der Welt.«
    »Die Herren haben sicher nichts dagegen, wenn ich ein wenig arbeite,
oder?« fragte Walter.
    »Ich habe selbst ein bißchen zu tun«, sagte Dietz. »Walter, wenn du
etwas brauchst...«
    »Werde ich es dich wissen lassen«, erwiderte Walter.
    Dietz blieb lange genug stehen, um Zaif einen Blick zuzuwerfen, den
ein Anthropologe vielleicht als »gebieterisch« bezeichnet hätte.
    »Seien Sie so nett«, sagte er.
    Zaif zuckte die Schultern und schüttelte den Kopf. Dietz hielt sein
Starren noch eine Sekunde länger aufrecht und verschwand dann im Flur. Zaif
trat ein und ließ sich auf den Stuhl vor Walters Schreibtisch fallen.
    »Sie haben da ein nettes Bild von sich«, sagte Zaif.
    »Sie haben meine Schokoladenseite erwischt.«
    »Nicht so schokoladig wie bei Madeleine Keneally oder Joe Keneally«,
fuhr Zaif fort, »aber Sie sind trotzdem ein gutaussehender Mann. Ich bin zur
Zeitung gefahren und habe mir das Negativ besorgt. Dann habe ich mir meine
gesamten Notizen von unserem Gespräch vorgenommen und fand dort nicht mal einen
klitzekleinen Hinweis auf die Tatsache, daß Sie und die Marlund sich mit
Amerikas bezauberndstem Paar getroffen haben. Haben Sie einfach vergessen,
das zu erwähnen, Walter?«
    »Anscheinend.«
    »Anscheinend«, murmelte Zaif. »Heute morgen werde ich zu

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