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Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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getötet hat.«
    »Glaubst du ihm?«
    »Ich glaube, er ist verrückt. Versteh mich nicht falsch, Pops. Soweit es mich betrifft, ist er bloß ein weiterer Typ im Business, aber du hast mir mal erklärt, dass man einen Fisch nicht vorm Ertrinken retten kann.«
    Ich lachte, und die Kellnerin kam mit einer kleinen Flasche des italienischen Bittergetränks und einem gekühlten Glas. Sie war kurz und breit und hatte ein meterlanges Lächeln für meinen Sohn.
    »Und das ist noch nicht alles«, sagte Twill, als die junge Frau wieder gegangen war.
    »Was noch?«
    »Kent hat mir erzählt, dass er und sein Vater sich hassen und sich schon seit Ewigkeiten gegenseitig an die Gurgel gehen.«
    »Wieso das?«
    »Ich will gar nicht ins Detail gehen, Mann. Nur ein Haufen Tratsch, wenn du mich fragst. Aber wir sollten uns da nicht einmischen. Das weiß ich bestimmt.«
    »Sag mir eins, Twill.«
    »Was denn, Pops?«
    »Warum sollte dir ein Typ, den du gerade erst kennen gelernt hast, all das erzählen?«
    »Er wusste, wer ich bin.«
    »Was?«
    »Nicht, dass du mein Vater bist oder dass ich für seinen Vater arbeite«, sagte Twill und hob beide Hände, um meine sichtbare Besorgnis zu dämpfen. »Ich hab im Village ein paar Sachen gemacht. In seinen Kreisen bin ich ziemlich bekannt. Deswegen hat er auch sein Mädchen auf mich angesetzt. Er dachte, ich benutze seine Schwester dazu, ihn kennen zu lernen, damit wir zusammen ein paar Dinger durchziehen können.«
    Mein Sohn, der Gangster. Ich hatte ihn keinen Augenblick zu früh in meine Detektei geholt.
    »Du solltest dich da rausziehen, Twill. Wenn er derBoss einer gewalttätigen Gang ist, will ich nicht, dass du ins Fadenkreuz gerätst.«
    »Cool. Das heißt, du lässt die Sache fallen?«
    »Das kann ich nicht machen. Ich hab Breland versprochen, ihr auf den Grund zu gehen.«
    »Also machst du weiter?«
    »Zumindest, bis ich mich deiner Annahme anschließen kann.«
    »Also, dann … könnte ich es vielleicht anders angehen.«
    »Was soll das heißen?«
    »Wenn Kent weiß, wer ich bin, bedeutet das, dass auch ich Leute kenne, die ihn und seine Leute kennen. Ich könnte mich umhören. Ich meine, nur wenn du weitermachen willst.«
    »Du könntest dich umhören, ohne dass er davon erfährt?«
    »Ich kann so still sein wie eine Mitternachtseule über einer Strumpfbandnatter.«
    Was für Gutenachtgeschichten hatte ich meinem Sohn erzählt?

33
    Nachdem Twill gegangen war, bestellte ich ein Glas Rotwein und rief Gordo an.
    »Ich weiß nicht, was du Elsa gesagt hast, Sohn, aber sie hat ihre Taschen ausgepackt und wollte kein Wort mehr von Verlassen hören. Sie hat mir einen Teller mit Fleisch und Kartoffeln hingestellt und gesagt, sie wollte früh ins Bett.«
    »Das hast du dir verdient, alter Mann. Wahrscheinlich rechnet sie sich Chancen aus, bald in deinem Testament bedacht zu werden, und will dich jetzt zu Tode vögeln.«
    »Das kann man nur hoffen.«
    Ich blieb bis sieben in dem kleinen Café sitzen. Dann ging ich die Christopher Street hinunter bis zur 7 th Avenue, der ich in südlicher Richtung folgte, bis ich zum Nook Petit kam. Es war ein kleines Restaurant, eher ein Café, auf der Westseite der Straße. Es lag neben einem Ladenlokal, das vor sechs Monaten ein Make-up-Store gewesen war und sechs Monate davor ein Thai-Restaurant.
    Sexy Morgan, die Dichterin, saß neben einem alterslosen (aber alten) Sweet Lemon Charles an einem Tisch am Fenster. Zwischen ihnen saß eine schwarzhaarige Frau mit blasser Haut und wunderschönen Augen. Ich konnte ihre Farbe nicht erkennen, doch Form und Größe sagten mir, dass diese Augen in puncto evolutionärerästhetischer Perfektion so ziemlich alles je Dagewesene übertrafen. Ansonsten war sie unscheinbar. Ihre Bluse war blassblau, und ich hätte Geld darauf gewettet, dass der Rock dazu knielang und schwarz war.
    Lemon sah mich durchs Fenster starren und winkte mich hinein. Als ich den Laden betrat, kam eine Frau mit einem mit Schmucksteinen besetzten, violett-roten Turban auf mich zu.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte sie. Ihr Lächeln war routiniert, aber nicht unaufrichtig.
    »Meine Freunde sitzen an dem Tisch da drüben.«
    » LT «, sagte Lemon. »Schön, dass du kommen konntest, Bruder. Hier, setz dich, setz dich.«
    Er wies auf den Stuhl, auf dem er gesessen hatte. Mit diesem Angebot übermittelte er eine Menge Informationen. Natürlich wollte er, dass ich neben Tourquois Platz nahm, gleichzeitig war ihm bewusst, dass der einzige noch freie Stuhl

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