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Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman

Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman

Titel: Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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Es war bloß ein Job. Roger würde mir wahrscheinlich danken, oder er erhielt vielleicht einen Anruf von den Eltern seines alten Freundes und lehnte die Einladung höflich ab.
    »Hi, Dad«, sagte Shelly, die gerade ins Zimmer kam.
    Shelly hatte dunkelolivfarbene Haut und Mandelaugen. Sie sah mir kein bisschen ähnlich, was sie jedoch nicht davon abhielt, ihrer Tochterliebe überschwänglich Ausdruck zu verleihen. Sie umarmte meinen Kopf und küsste mich auf die Wange. Shelly war von klein auf ein Vaterkind gewesen. Irgendwie liebte ich sie auch, obwohl wir nicht viel gemeinsam hatten.
    »Wie geht’s dir?«, fragte sie. Sie hatte noch Schlaf in den Augen und trug Jeans und ein T-Shirt, die sie hastig übergestreift hatte, um mich zu begrüßen.
    »Viel Arbeit«, sagte ich. »Hab heute Abend gerade einen Fall abgeschlossen.«
    »Das sollten wir feiern. Soll ich dir einen Martini mixen?«
    Von den Dingen, die sie konnte, war das eines, das ich genoss.
    »Gerne, Schätzchen.«
    Als Shelly in die Küche eilte, kam Dimitri hereingepoltert. Er war einen Hauch heller als ich, hatte meinen Körperbau, war allerdings größer. Er war ein grüblerischer, linkischer Typ und, wie man an seiner ganzen Persönlichkeit und seinem Verhalten erkennen konnte, von meinem Blut.
    »Hey, Junge.«
    Er ließ sich grunzend auf den am weitesten entfernten Stuhl fallen.
    »Wie läuft’s im College?«, fragte ich, um ihn ins Gespräch zu ziehen.
    »Ich brauche meinen Schlaf.«
    »Ich weiß. Deine Mutter denkt offenbar, wir müssten gemeinsam zu Abend essen, egal wann ich nach Hause komme.«
    »Ich hab schon gegessen«, beschwerte er sich. »Ich war um neun im Bett.«
    »Tut mir leid«, sagte ich. »Ehrlich.«
    Er quittierte meine Entschuldigung mit einem weiteren Grunzen.
    Ich war nicht böse auf meinen mürrischen Junior. Er mochte mich nicht, aber er war mein Sohn, und ich würde ihm ungeachtet seiner Gefühle ein Vater sein.
    »Hey, Pops«, sagte der Jüngste meiner Brut.
    Er stand lächelnd und unbeschwert in der Tür. Twill war ein gutaussehender Teenager mit dunkler Haut. Er war sechzehn Jahre alt, hätte aber auch locker für einundzwanzig durchgehen können.
    »Twilliam«, begrüßte ich ihn.
    »Du arbeitest zu viel, Pops. Würden sie dich nach Stunden bezahlen, wäre der Mindestlohn üppig dagegen.«
    Er setzte sich neben mich und klopfte mir auf die Schulter.
    »Wie läuft’s in der Schule?«
    »Ich werde versetzt und hab meine Lehrer einigermaßen erzogen.«
    »Schaffst du es zum Unterricht?«
    »Ja, Sir. Fast jeden Tag.«
    Ich hätte wütend sein müssen, doch stattdessen lachte ich.
    »Das Essen ist fertig«, verkündete Katrina. Sie kam mit einem großen Tablett, darauf zwei Schüsseln und ein Brotkorb, ins Esszimmer, gefolgt von Shelly, die einen Chromshaker und ein Martini-Glas in Händen hielt. Früher hätte sie auch ein Glas für ihre Mutter mitgebracht, aber seit Katrina unsere Familie für Andre Zool verlassen hatte, weigerte Shelly sich, sie zu bedienen.
    »Dimitri, hol uns Teller aus dem Schrank«, sagte Katrina.
    »Ich will nichts essen«, erwiderte er.
    Bevor ich etwas sagen konnte, war Twill aufgestanden, um Teller zu holen. Er war ein Friedensstifter, ein überaus wichtiger Charakterzug für eine Verbrecherlaufbahn.
    »Für mich nicht«, sagte Dimitri und deckte sein Fleckchen Tischplatte mit beiden Händen zu.
    »Ich mache eine Diät«, erklärte Shelly.
    »Will denn niemand mit seinem Vater essen?«, fragte Katrina das Universum.
    »Doch, ich«, sagte Twill.
    Meine Frau legte mir und meinem Sohn vor.
    Er nahm bloß einen Happen, aber ich war trotzdem froh, dass er mir Gesellschaft leistete.
    Shelly plapperte über die Schule, ihre Klassenkameraden und Lehrer sowie einen süßen Jungen namens Arnold. Dimitri schwieg, und Katrina fragte mich ständig, ob ich einen Nachschlag wolle.
    Als das Essen vertilgt und der Shaker halb leer war, marschierte Dimitri ins Bett. Shelly folgte ihm, nachdem sie sich mit einem Gutenachtkuss verabschiedet hatte. Sie war ein hinreißendes asiatisches Mädchen. Ich war mir ziemlich sicher, dass ihr Vater ein Juwelier aus Burma war, mit dem meine Frau ein Jahr lang eine Affäre gehabt hatte.
    »Ich helf dir abräumen«, bot Twill an, als Katrina die Teller übereinanderstapelte.
    »Nein, mein Schatz. Leiste du deinem Vater Gesellschaft.«
    Sie trug die Teller in die Küche. Wir blieben nebeneinander an dem Acht-Personen-Tisch sitzen.
    Twill war als kleines Kind gestürzt und hat seitdem

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