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Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman

Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman

Titel: Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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Mahlzeiten beim Lieferservice bis zu einem neuen Wäschetrockner, und kümmere mich um Buchhaltung und Datenpflege. Ich berechne zwölfhundert Dollar im Monat plus Spesen und stehe im Notfall rund um die Uhr zur Verfügung.«
    »Was, wenn in diesem Moment jemand anrufen würde?«, fragte ich.
    »In meiner Handtasche habe ich ein Handy und einen OQO-Minicomputer«, sagte sie, »mein Büro außerhalb des Büros.«
    »Wow.«
    »Und was machen Sie so?«
    Ich erzählte der jungen Frau ein wenig von meinen Dienstleistungen.
    »Einen Privatschnüffler hatte ich noch nie«, sagte sie, und ich glaube, dass ich vielleicht ein bisschen rot geworden bin. »Brauchen Sie jemanden wie mich?«
    »Zephyra«, meldete sie sich nach dem dritten Klingeln. »Leonid McGills Büro.«
    »Hey, Z.«
    »Oh, hi, Mr. McGill. Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich brauche heute Nachmittag einen Flug nach Albany. Wenn es geht, auch früher.«
    »Um die Tageszeit fliegen nur Klapperkisten«, sagte sie freundlich. »Sie haben mal erwähnt, dass Sie Probleme mit Klaustrophobie haben.«
    »Von Problemen haben Sie nie etwas gehört.«
    »Verstehe.« Nach einer kurzen Pause sagte sie: »Ich kann Sie auf einen Flug um fünfzehn Uhr sechzehn ab LaGuardia buchen.«
    »Machen Sie das«, sagte ich.
    »Sie haben ein paar Nachrichten auf der Mailbox«, meinte sie, bevor ich auflegen konnte.
    Für ihre anderen Kunden hörte und tippte Zephyra die Nachrichten ab und lieferte ihnen eine fortlaufende Erzählung ihres Telefonlebens. Wir hatten jedoch ziemlich bald entschieden, dass sie meine Nachrichten wahrscheinlich besser in Ruhe lassen und gar nicht erst abhören sollte. Es sei denn, ich bat sie darum.
    »Ich kümmere mich später drum.«
    »Brauchen Sie eine Limousine zum Flughafen?«
    »Ja. Klar.«
    »Wie üblich?«
    »Nein, für so was Simples brauche ich Hush nicht. Jemand Billiges tut es auch.«
    »Soll ich an Ihr Telefon gehen, während Sie weg sind?«
    »Ja, machen Sie das ruhig.« Wenn die Leute mit einer realen Person sprechen, sind sie weniger geneigt, irgendwas Belastendes zu sagen. »Ich leite die Anrufe von meinem Büro und meinem Handy weiter.«
    Als ich auflegte, hatte ich das Gefühl, dass ich schon wieder eine kalte Dusche brauchte. Verdammt, ich brauchte ein Bad im Arktischen Ozean.

13
    Um 13.47 Uhr holte mich eine verbeulte dunkelgrüne Limousine vor dem Tesla Building ab. Während der junge russische Fahrer sich durch den zähflüssigen Verkehr Richtung Midtown Tunnel kämpfte, starrte ich durch mein Spiegelbild in der Scheibe und fragte mich, warum ich nichts richtig machen konnte. Das war kein Suhlen im Selbstmitleid. Und ich fühlte mich auch nicht schuldig – nicht direkt. Es tat mir leid, und bis zu einem gewissen Grad fühlte ich mich verantwortlich, aber ich hatte vor allem das Gefühl, immer tiefer in die Sandgrube meiner Sünden zu sinken.
    In dem endlosen Stau vor der Zufahrt zum Tunnel tauchten Katrina und die Kinder in meinen Gedanken auf. Ich dachte nicht zum ersten Mal, wenn sie nicht wären, könnte ich alle Bindungen kappen und mit Aura nach Hawaii gehen. Dort würde sie in der Immobilienbranche arbeiten, und ich konnte vielleicht Surfboards verkaufen oder junge Boxer trainieren.
    Die Gründe, warum ich immer wieder vom Kurs abkam, waren New York und meine Bekannten in dieser Stadt. Tony, The Suit, und ein Dutzend anderer seinesgleichen kannten meinen Namen und meine Nummer. Für einen Hunderter, ein junges Ding oder eine kleinere Gefälligkeit gaben sie beides an einen Mann wie Thurman weiter. Und dann kam dieser Mann zu mir, und was sollte ich machen? Ich musste meinen Lebensunterhalt verdienen. Ich konnte den Kindern nicht die Schuld dafür geben, wer ihre Eltern waren. Ich konnte nicht mal Katrina ihr Bedürfnis verübeln, auf eine Weise geliebt zu werden, die ich einfach nicht verstehen konnte.
    Und außerdem war da noch die ungeklärte Frage um Roger Brown. Roger war aus seiner Grube herausgeklettert. Seine Mutter hatte zu ihm gehalten und ihm eine Chance gegeben. In den letzten Monaten vor ihrem Tod hatte sie ihn in Sicherheit gebracht. Die Angst in seiner Stimme hätte mich warnen müssen, seinen Verbleib nicht zu verraten. Es bestand eine Chance, dass er noch lebte, und obwohl es klüger gewesen wäre, mich wegzuducken, musste ich nach Albany fliegen, weil Albany und ein Streichholzbriefchen die einzigen Anhaltspunkte waren, die ich hatte.
    An der Sicherheitskontrolle am Flughafen wurde ich für eine spezielle

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