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Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman

Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman

Titel: Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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Und wenn Twill herumstreunte, wusste man nie, was für Dummheiten er anstellte.
    Aber an diesem Abend schlummerte er tief und fest unter seiner dünnen Decke. Ich lächelte ihm zu und stolperte ins Bett.
    Katrina schnarchte bei laufendem Fernseher. Ich ließ meine restlichen Klamotten fallen und wälzte mich auf meine Seite des Bettes.
    Dort lag ich in alkoholisiertem Dämmerzustand und machte mir eigentlich über gar nichts Sorgen. Sicher, ich musste etwas wegen des Problems mit Tony, The Suit, unternehmen, und um die Sache mit Twill musste ich mich ebenfalls kümmern. Aber im Augenblick konnte ich gar nichts machen, also starrte ich in das grelle Licht des Fernsehbildschirms und hoffte, vom Schlaf übermannt zu werden.
    »... Mord in Manhattan«, sagte eine Reporterin. Hinter ihr wurde das Bild eines jungen Mannes mit scharf geschnittenem Gesicht eingeblendet, das mir vage bekannt vorkam. »Nur wenige Stunden nach seiner Freilassung gegen Kaution wurde am Abend in einer Gasse an der Maiden Lane die Leiche von Frank Tork gefunden. Tork, der nach einem Schuldspruch wegen Einbruchs auf die richterliche Verkündung des Strafmaßes wartete, wurde zusammengeschlagen und erwürgt. Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen ...«
    Ich hob den Kopf, um klarer zu sehen, sank jedoch, benommen von elf oder vielleicht auch zwölf Kognaks, in tiefe Bewusstlosigkeit.

12
    Ich schlief nicht lange. Frank Tork geisterte durch meine Träume und verlangte zwanzig Dollar oder vielleicht auch eine Rettungsleine von mir.
    »Ich hab keine Ahnung, wo B-Brain ist, Mann«, hatte er in der Besucherkabine gesagt und auch in meinem Traum. »Georgie Girl hat gesagt, sie hätte ihn dieses eine Mal gesehen, aber so viel ich weiß, könnte er auch tot sein.«
    Dieser Satz weckte mich um 5.34 Uhr. Mein Körper verlangte danach, sich entweder zu übergeben oder sich umzudrehen und weiterzuschlafen – ich gab keinem der beiden Bedürfnisse nach.
    Eiskalt zu duschen zählt zu den schmerzhaftesten Erfahrungen, denen ich mich je willentlich ausgesetzt habe, doch es wirkt Wunder gegen Kater und Angst. Als ich aus der Kabine stieg, zitterte ich wie ein Hund und war bereit für die Jagd.
    An der Ecke Broadway und 91 st Street rauchte ich um kurz vor sieben Ambrose Thurmans letzte Zigarette und informierte mich über das Ableben von Frank Tork. Frankie hatte es nicht in die New York Times oder auch nur die Daily News geschafft, aber die Post hatte ihn auf Seite acht.
    Am frühen Nachmittag hatte ein gewerblicher Kautionssteller aus der Bronx das Geld online überwiesen.Neben dem Artikel war ein von oben aufgenommenes, schattenhaftes Digitalfoto eines Mannes mit breitkrempigem Hut zu sehen. Dieser angeblich bärtige Mann hatte zehn Prozent von Franks Kaution bar bezahlt: dreitausendsiebenhundert neunundfünfzig Dollar und zweiunddreißig Cent, inklusive Gebühren.
    Die Leiche wurde abends um zehn Uhr (drei Stunden und zweiundzwanzig Minuten nach Frankies Freilassung) von einer obdachlosen Frau entdeckt, die die Mülltonnen in einer Gasse bei der Maiden Lane durchwühlt hatte. Tork war heftig geschlagen und dann erwürgt worden. Der Mann mit dem Hut hatte sich als Alan Rogers ausgewiesen, aber laut Angaben des gewerblichen Kautionsstellers war das System irgendwie zusammengebrochen; entweder das oder der Wohltäter hatte falsche Papiere benutzt.
    Im Coffee Nook in der 81 st Street gönnte ich mir eine Dosis Koffein. Auf dem Weg kaufte ich mir eine neue Packung Camels. Nach meinem fünften Kaffee zückte ich meine Brieftasche und blätterte durch meine Visitenkarten, bis ich diejenige fand, die mir Ambrose Thurman bei unserer ersten Begegnung überreicht hatte.
    Von einem gelben Hochglanzkarton, kleiner als die übliche Standardgröße, lächelte mir Thurmans birnenförmige Visage entgegen. Es war ein jüngerer Ambrose, ein Ambrose mit mehr Haaren und weniger ausgeprägten Hängebacken. Eitle Männer machen mich wütend.
    Zum ersten Mal fiel mir auf, dass es sich bei der angegebenen Adresse um ein Postfach handelte. Sie war in stilisierten Großbuchstaben und außergewöhnlich kleiner Schrift gedruckt.
    Von dem pinken Telefon, das ich von Tiny bekommen hatte, rief ich Thurmans Nummer an – sie war nicht mehr gültig. Als Nächstes versuchte ich mein Glück bei der Auskunft von Albany. Ein Ambrose Thurman war weder als Privat- noch als Geschäftsteilnehmer aufgeführt. Gleiches galt für die umliegenden Gemeinden.
    Auch im Crenshaw Hotel hatte sich niemals

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