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Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman

Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman

Titel: Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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auf denen sonst die Phantome saßen, die meine nicht existente Sekretärin besuchten.
    »Lieutenant«, begrüßte ich ihn.
    Der Lieutenant lächelte, doch in seinem Blick lag keinerlei Heiterkeit.
    Kitteridge war Ende vierzig, klein, mit schütterem Haar, schlank und sehr weiß – blass. Seine Augen waren so grau wie sein Anzug und seine waschbare Krawatte.
    »LT«, erwiderte er.
    Wir kannten einander seit fast zwanzig Jahren und hatten uns noch nie die Hand gegeben.
    »Wie kann ich Ihnen helfen?«, erkundigte ich mich und verkniff mir die Frage, wie er hereingekommen war.
    »Ich wollte nur mal vorbeischauen.«
    »Was? Sie waren wegen eines Falls von Unzucht im fünfundfünfzigsten Stock und haben sich gedacht: ›Warum schau ich nicht mal kurz beim alten Leonid vorbei?‹« Derweil gab ich die Kombination für die Innentür ein.
    »So ungefähr«, sagte er.
    Wir gingen einen von kleinen abgeteilten Kabinen gesäumten Flur hinunter zu meinem Büro.
    »Warum haben Sie so große Geschäftsräume?«, fragte Carson mich auf dem Weg. »In all den Jahren hatten Sie doch nie einen Mitarbeiter.«
    »Es ist meine Fantasie«, sagte ich. »Sie füllt all diese Räume. Anders kann ich nicht denken.«
    »Bisschen beschränkt, was?«
    Manchmal konnten der Polizist und ich eine halbe Stunde so weitermachen. Wir frotzelten uns gegenseitig an, damit keiner seine Karten auf den Tisch legen musste. In Wahrheit mochte ich ihn nicht, und er machte sich noch weniger aus mir. Aber wir waren dazu verdammt, miteinander auszukommen wie zwei Kollegen am Fließband. Ich stanzte Löcher in eine Eisenplatte, er schliff die Kanten ab und beschwerte sich, dass er die Arbeit überhaupt machen musste.
    Ich weiß nicht genau, wie die New Yorker Polizei funktioniert, vielleicht weiß das niemand, aber Kitteridge stand auf der Liste, die immer dann ausgespuckt wurde, wenn die Bullen irgendwie Witterung von mir aufnahmen. Wenn er bei mir auftauchte, hatte in der Regel irgendjemand meinen Namen geflüstert, ein paar Dollar waren von Hand zu Hand gewandert oder mein Profil war auf irgendeinem Abhörband aufgetaucht. Seit ich mich anstrengte, ehrlich zu werden, hatten wir uns nur noch selten gesehen, doch er ließ sich alle paar Monate bei mir blicken, um mich wissen zu lassen, dass die Bullen mich noch auf dem Schirm hatten.
    Dass er so kurz nach der Ermordung von Frank Tork und Norman Fell vorbeikam, konnte kein Zufall sein.
    »Ich hab zu tun, Detective«, sagte ich, da ich mich zu weiterem Geplänkel außerstande sah. »Was wollen Sie?«
    »Können Sie die Lottozahlen manipulieren?«
    Bei aller Galligkeit zwischen uns konnte Kitteridge mich doch immer noch zum Lachen bringen.
    »Nee, Mann. Aber ich könnte Ihnen genug Stoff besorgen, dass Sie denken, Sie hätten das große Los gewonnen.«
    Sein Grinsen verblasste zu einem Lächeln und verschwand ganz.
    »Ich glaube nicht an Zufälle, LT«, sagte er wie ein Echo meiner eigenen Gedanken.
    »Ich auch nicht.« Ich hoffte, er hatte lediglich gehört, dass ich Tork im Gefängnis besucht hatte. Ich war bereit, Fells Pseudonym preiszugeben. Wenn er allerdings irgendwas aus Albany gegen mich hatte, konnte es eng werden.
    Der Polizist lehnte sich in dem blau-chromfarbenen Besucherstuhl zurück, stützte die Ellenbogen auf die Lehnen und faltete die Hände. Seine grauen Augen waren wie ein dunstiger Nachmittagshimmel, hell und weit weg.
    »Erinnern Sie sich, dass ich Sie mal gefragt habe, ob Sie einen Burschen namens Arnold DuBois kennen?«, sagte er.
    Furcht machte sich in meiner Brust breit.
    »Nein.«
    »Doch. Da war dieser Typ, ich glaube, sein Name war Timmons, ein Fassadenkletterer, der gegenüber einem Schmuckgeschäft wohnte, das ausgeraubt wurde. Einen Teil der Beute haben wir in seiner Tiefkühltruhe gefunden. Doch das Raubdezernat war davon überzeugt, dass es ein anderer gewesen war. Pete, der Finne. Sie erinnern sich bestimmt. Einen Tag, bevor wir den Tipp gekriegt haben, war dieser DuBois im Haus von Timmons. Angeblich auf der Suche nach Klienten.«
    »Ich kann mich nicht erinnern«, sagte ich ruhig, obwohl es in mir brüllte.
    »Das verstehe ich. Das Ganze ist sieben Jahre her. Um die Zeit haben wir gerade angefangen, die zentrale Stichwortdatei aufzubauen. Dem Heimatschutz sei Dank.«
    »Der Portier hat uns damals die Beschreibung eines Mannes gegeben, die auf Sie passte, LT. Aber wir konnten Ihnen keine Verbindung zu Pete, dem Finnen, nachweisen, und Petes Anwalt hat einen Deal gemacht, so dass es

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