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Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman

Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman

Titel: Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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ich möchte mich bald mal mir dir zusammensetzen. Sieh zu, dass du heute Abend zu Hause bist. Den ganzen Abend.«
    »Äh ... ich hatte eigentlich was vor.«
    »Für mich, Junior.«
    Nach einer kurzen Pause sagte er: »Klar, Pops.«
    Ich legte auf und atmete tief ein, dann noch einmal. Im Traum hatte das langsame Atmen gutgetan. Ich versuchte, mir keine Sorgen wegen der Probleme um mich herum zu machen. Das Mantra zu meiner Atemübung lautete: Mein Leben ist nicht in Gefahr, ich kann mich bewegen und denken .
    Es funktionierte, bis mein Festnetztelefon klingelte.
    »Hallo?«
    »Hi, Mr. M«, sagte Zephyra Ximenez. »Haben Sie einen Moment?«
    »Sicher. Was gibt’s?«
    »Ein Mr. Towers hat gestern Nachmittag sieben Mal in Ihrem Büro angerufen. Ich bin nur drangegangen, weil Sie mich darum gebeten hatten. Er war sehr unhöflich. Ich hoffe, dass Sie ihm sagen, dass ich manchmal wirklich nicht weiß, wie ich Sie erreichen kann.«
    »Tut mir leid. Ich rede mit ihm.«
    »Er hat keine Nachricht hinterlassen, aber Sie haben die vom Tag davor noch nicht abgehört.«
    »Danke, Z«, sagte ich. »Sie sind ein echter Kumpel.«
    »Ich mag es, wenn Sie reden wie in alten Filmen.«
    »Heißt das, Sie gehen mit mir aus?«
    »Vor fünfzig Jahren? Kein Problem.«
    Ich wählte die Nummer, die mit dem Anrufbeantworter in Zephyras Wohnung verbunden war. Ich benutze einen Anrufbeantworter, weil niemand eine von einem Band gelöschte Nachricht wiederherstellen kann. Die Automatenstimme erklärte mir, dass ich eine Nachricht hatte.
    »Hallo, Mr. McGill, hier ist Ambrose Thurman. Ich fürchte, ich war bezüglich der Ermittlung, die Sie für mich durchgeführt haben, nicht ganz ehrlich zu Ihnen. Ich wollte meinen Klienten schützen. Zunächst einmal ist mein Name nicht Thurman, sondern Fell. Norman Fell. Ich wohne in Albany und bin Detektiv. Ich habe einen falschen Namen benutzt, weil mein Klient unbekannt bleiben und verhindern wollte, dass Sie ihn über mich aufspüren können. Das hätte mich vermutlich stutzig machen sollen, aber man hat so viel Vergütung auf den Tisch gelegt, dass ich geblendet war. Sie wissen ja, wie es in dieser Branche ist. Aber das ist jetzt alles Schnee von gestern. Mir ist zu Ohren gekommen, dass Mr. Frank Tork ermordet wurde ...«
    Ich hörte ein leises Geräusch im Hintergrund der Aufnahme.
    »... wer sind Sie?«, fragte Fell erschrocken.
    Es folgte ein unterdrückter Schrei und ein Aufprall, das Poltern schwerer Gegenstände, vielleicht sogar das Aufschlagen eines Schädels auf einer Tischplatte; dannein widerliches Gurgeln und Würgen und schließlich ein Zischen und Schlurfen, als ob etwas Schweres bewegt würde. Ich presste den Hörer so fest an mein Ohr, dass es schmerzte.
    Nach einer Weile wurde am anderen Ende sanft aufgelegt.

21
    Ich hörte mir Norman Fells letzte Worte, den Hörer vom linken zum rechten Ohr wechselnd, elf Mal an. Ich lauschte mit geschlossenen Augen und gesenktem Kopf. Einmal kniff ich mich sogar. Aber so sehr ich mich auch bemühte, die Aufnahme verriet mir nicht mehr als beim ersten Abhören.
    Bei allem, was ich im Leben falsch gemacht hatte, war ich nie an einem Mord beteiligt gewesen, zumindest nicht unmittelbar. Ich hatte Menschen getötet, doch nur in Notwehr. Deshalb berührte die Panik in Fells Stimme etwas tief in meinem Inneren. Der Mörder war brutal und gnadenlos, doch er hatte kein einziges Wort und keinen Laut von sich gegeben.
    Als ich den Hörer auflegte, merkte ich, dass meine Fingerspitzen taub waren. Ich sah mich im Büro um und entdeckte einen Staubfaden in der Ecke neben dem schwedischen Sofa. Am Himmel stand eine einzelne Wolke, perfekt gerahmt von meinem altmodischen Fenster. Ich wollte aufstehen und das Fenster öffnen, doch mein Körper signalisierte mir, dass er sich nicht von der Stelle bewegen würde.
    Mir fiel zum ersten Mal auf, dass das Weiß der Decke sich um eine Nuance von dem der Wände unterschied. Ich fragte mich, ob im Stockwerk über mir irgendwelche Elektriker- oder Klempnerarbeiten gemacht worden waren und man beim Überstreichen festgestellt hatte, dass man nicht den genauen Farbton hinbekam; vielleicht war es den Handwerkern auch schlicht egal gewesen.
    Ich erkannte die Absurdität dieser Abschweifungen und beschloss, mich wieder dem Mord zuzuwenden. Doch stattdessen tauchte in meinem Kopf ein Name auf, der so ähnlich klang wie Normans, der Name eines Mannes, dem ich nie persönlich begegnet war: Fellows Scott.
    Scott war früher

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