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Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman

Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman

Titel: Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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Dialogs – wenn er ein Gespräch führen wollte, musste er es mit einem Verwundeten führen, dem er nach furchtbaren Schlägen ein wenig Ruhe verwehrt hatte.
    »Erzählen Sie mir von Willie Sanderson«, sagte Kitteridge.
    »Wer?«
    »Kommen Sie, LT. Machen Sie mich nicht wütend.«
    »Ich kenne keinen Sanderson.«
    »Sie bringen einen Typen beinahe um und wissen nicht mal, wie er heißt?«
    »Er lebt noch?«
    »Wer ist er?«
    »Ich hab ihn nie zuvor gesehen. Nie von ihm gehört. Ich bezweifle sogar, dass er überhaupt ein Mensch ist, wenn er diesen fliegenden Stuhl überlebt hat.«
    »Wenn er stirbt, ist das Totschlag.«
    »Blödsinn. Der Mann hat versucht, mich umzubringen. Sie haben die Bilder gesehen.«
    Der Bulle lehnte sich zurück und verschränkte bedächtig die Finger. Ich habe nie begriffen, was er mit dieser Geste sagen will.
    »Wir haben einen, vielleicht auch zwei Männer, die verprügelt und erwürgt wurden, und einen dritten, den es um ein Haar auch erwischt hätte«, meinte er.
    »Welche Männer?«
    »Der Bursche entspricht der Beschreibung des Mannes, der Roger Brown aufgesucht hat. Wenn man den Hut und die falschen Koteletten wegnimmt, sieht er auch dem Typen verdammt ähnlich, der Frank Torks Kaution bezahlt hat. Das nenne ich verdächtig.«
    »Ja«, sagte ich. »Was Ihren Willie Sanderson betrifft. Ich bin hier bloß ein Opfer.«
    »Vielleicht war Sanderson Ihr Partner bei einem Geschäft«, deutete er an. »Vielleicht hat er beschlossen, Sie zu erledigen und den Gewinn für sich zu behalten.«
    »Was für ein Geschäft? Welcher Gewinn? Ich komme aus der Tür, und er greift mich an. Er hat kein Wort gesagt, und mein Scheckheft hat schon Spinnweben. Ich hatte in keiner Weise geschäftlich mit ihm zu tun und habe ihn vorher nie gesehen.«
    Kitteridge beobachtete meine Augen. Das tat er oft. Ich nehme an, er glaubt, er könne erkennen, ob ein Mann lügt, wenn er ihm in die Augen sieht. Ich glaube auch, dass er das kann.
    Nach einer Weile breitete er beinahe flehend die Hände aus.
    »Helfen Sie mir weiter, LT«, sagte er. »Wir haben einen verrückten Weißen aus Albany, der auf offener Straße Afroamerikaner umbringt. Es riecht nach einem rassistischen Hintergrund, einem Hassverbrechen.«
    »Ich hab das Konzept eines Hassverbrechens nie begriffen«, spielte ich auf Zeit, während ich die Tatsache zu verarbeiten suchte, dass mein Beinahe-Mörder aus Albany kam. Hatte er Fell engagiert? Nein. Fell hatte seinen Mörder nicht gekannt. »Ich meine, wenn man jemanden aus niederen Beweggründen tötet, ist das Mord, und dafür sollte man zahlen. Das ist alles, richtig?«
    »Ich kann hier die ganze Nacht sitzen«, erwiderte der Bulle.
    »Ich bin alle, Mann«, sagte ich. »Ich bin verprügelt, gefesselt, hierhergeschleift worden und musste stundenlang warten, während Sie in Ihren Unterlagen geblättert und schlechten Kaffee getrunken haben. Lassen Sie mich nach Hause gehen und duschen. Lassen Sie mich ein paar Stunden schlafen, dann habe ich vielleicht etwas für Sie.«
    »Ich könnte Sie vorläufig festnehmen.«
    »Wegen Notwehr?«
    »Die Geschichte wird sich nicht in Luft auflösen«, sagte Carson. »Wenn Sanderson durchkommt und Sie beschuldigt, werden die Karten neu gemischt.«
    »Ich weiß von nichts.«
    Twill wartete am Empfang der Wache in Chelsea auf mich. Er trug eine schwarze Hose und ein modischesHemd mit blau-weißen Nadelstreifen, das nach einem Paar Manschettenknöpfen verlangte. Er saß auf einer Holzbank neben einer jungen Blondine in Hot Pants und einem rückenfreien blauen Top. Die junge Frau redete breit lächelnd auf meinen Sohn ein. Er nickte hin und wieder weise und sprach mit leiser Stimme.
    Als er mich sah, stand er auf, aber wir umarmten uns nicht. Für spontane Zuneigungsbekundungen ist Twill zu cool; und ich wohl auch.
    »Hey, Junge«, sagte ich. »Was machst du denn hier? Es ist fast zwei Uhr nachts.«
    »Mr. Lewis hat angerufen«, sagte er. »Er hat mir erzählt, dass man dich festgenommen hat. Da hab ich ein bisschen rumtelefoniert, um herauszufinden, zu welcher Wache Detective Kitteridge gehört.«
    Wenn es ein Beispiel für jemanden gab, der zu sehr auf Draht war, dann war es mein Sohn. Er würde noch den Satan aufspüren und ihm wegen einer faulen Wette die Hölle heißmachen.
    »Das ist Lonnie«, sagte Twill. »Sie wartet auf ihren Freund Juman. Den haben sie in diese Zweiundsiebzig-Stunden-Präventivhaft genommen. Ich habe ihr Mr. Lewis’ Nummer gegeben. Ich hoffe, das

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