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Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman

Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman

Titel: Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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Lachen brachte.
    Wie üblich wachte ich am nächsten Morgen um fünf Uhr auf. Ich bin schon immer ein nervöser Schläfer, Frühaufsteher und großer Freund spontaner Nickerchen gewesen.
    Nach zwei Tassen extra starkem französischem Röstkaffee aus der Cafetière konzentrierte ich meinen Verstand auf die anstehenden Probleme. Ich musste mich irgendwie aus der Sache herauswinden, aber dazu musste ich erst mal verstehen, in was für einen Schlamassel ich eigentlich geraten war.
    Hinweise gab es reichlich: die vier Männer, die ich aufgespürt hatte, Norman Fell (alias Ambrose Thurman) und die noch namenlose Person, die ihn beauftragt hatte. Auch die Initialen des Klienten waren ein Anhaltspunkt – aber mehr auch nicht. Selbst als Fell im Angesicht des Todes sein Geständnis gemacht hatte, war er vorsichtig geblieben und hatte sorgfältig darauf geachtet, das Geschlecht seines Auftraggebers nicht preiszugeben. Ich wusste nach wie vor nicht, ob er von einem Mann oder einer Frau engagiert worden war.
    Dann waren da noch Willie Sanderson und vielleicht ein toter Junge namens Thom »Smiles« Paxton.
    Irgendjemand hatte diese vier jungen Loser ermordenlassen und, um seine Spuren zu verwischen, auch Norman Fells Tod beschlossen. Ich wusste nicht, ob ich ebenfalls von Anfang an auf der Liste gestanden hatte, oder ob Sanderson Fell mit mir hatte reden hören und dann losgeschickt worden war, um auch mich zum Schweigen zu bringen.
    Sanderson musste ein Profikiller sein – da war ich fast sicher.
    Aber wer wollte vier junge Kleinkriminelle töten? Wer stellte die Kaution für einen Mann, um ihn dann zu ermorden? Das Szenario war denkbar einfach, ergab jedoch schlicht keinen Sinn, so wie eine lebendige Katze in einer versiegelten Glaskugel oder die Vereinigten Staaten, die den Frieden erklärten.
    Ich suchte im Netz nach irgendeinem Ereignis, das die vier Opfer zu dem Zeitpunkt miteinander verband, zu dem der Sohn von Fells Klient sie angeblich zum letzten Mal gesehen hatte. Das war Anfang September 1991.
    Jener Herbst war ein hochinteressanter Punkt in der jüngsten amerikanischen Geschichte. Die Diktatur des Proletariats in Russland bröckelte. Gorbatschow und Jelzin entschieden sich, den Sowjetkongress zu entmachten. Die baltischen Nationen erlangten ihre Unabhängigkeit, und die CIA suchte nach einer neuen Rechtfertigung für ihre Existenz.
    Nach Tausenden von Exekutionen in den vorherigen fünfzig Jahren wurde zum ersten Mal ein Weißer für den Mord an einem Schwarzen hingerichtet. Republikaner und Demokraten stritten erbittert um die Nominierung von Clarence Thomas als Richter am Supreme Court.Präsident de Klerk bekam Probleme bei dem Versuch, Südafrika zu demokratisieren, während er seinen weißen Brüdern gleichzeitig ein Stück Macht reservieren wollte.
    Frank Capra starb.
    Das Land befand sich in einer Rezession, die politische und soziale Welt geriet aus den Fugen, obwohl noch niemand wusste, wohin die Reise gehen würde.
    Es passierte eine Menge, aber nichts, was mit den vier Teenagern zu tun hatte, die ich für Fell aufgespürt hatte.
    Thom Paxton war in jenem Jahr gestorben. Ich fand den Eintrag auf Seite siebenundneunzig, die meine von Bug programmierte Suchmaschine ausspuckte. Es war ein Artikel im Newsday , als der Newsday noch eine New Yorker Stadtzeitung gewesen war. Der junge Mann hatte sich den Hals gebrochen, als er von einem hohen Träger gefallen war. Er und seine nicht genannten Freunde hatten unbefugt eine Baustelle betreten, und es gab offenbar Beweise dafür, dass das Opfer unter Alkohol oder Drogen stand.
    Das war ein solider Hinweis, der allerdings noch viel besser gewesen wäre, wenn der erste Buchstabe seines Nachnamens ein M oder ein H gewesen wäre. Ich versuchte, mehr über den jungen Thom in Erfahrung zu bringen, der laut Zeitungsartikel siebzehn Jahre alt gewesen war, fand jedoch nichts weiter.
    Da ich ohnehin gerade online war, sah ich meine Mails durch. Es gab Angebote, meinen Penis vergrößern zu lassen und mit Diamanten aus Südafrika reich zu werden, die Einladung eines Mädchens namens Shirl, dieschwor, sie könne mir helfen, die für Männer meines Alters typischen Depressionen zu überwinden, und eine Sendung von Tiny »Bug« Bateman mit zahlreichen Anhängen.
    Mardi Bitterman hatte in einem Online-Magazin für Teenager eine Geschichte über zwei Schwestern im Irak veröffentlicht, die einen Selbstmordpakt geschmiedet hatten. Die fiktionalisierten Kinder wurden aus irgendeinem

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