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Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman

Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman

Titel: Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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Grund gefoltert und konnten sich nur verteidigen, indem sie in den Tod gingen. Das wäre nicht so schlimm gewesen, wenn Mardi nicht außerdem noch unzählige Stunden im Netz auf Seiten verbracht hätte, die Informationen über angeblich exotische Gifte boten, die man aus Zutaten zusammenrühren konnte, die in jedem Haushalt verfügbar waren.
    Der digitale Hintergrund ihres Vaters Leslie förderte nichts annähernd so Dramatisches zutage, auch wenn es einen Schatten gab. Er erhielt eine eingeschriebene Paketsendung, die er von seinem Büro-Account über die Website eines Unternehmens bestellt hatte, das sich Phil’s Olde Tyme Almanack nannte. Bug hatte keine weiteren Hinweise auf die Firma gefunden und konnte auch keinen ihrer anderen Kunden identifizieren.
    Sicher wusste er allerdings die Adresse der Bittermans, die etwa fünfzehn Blocks von unserem Haus entfernt wohnten.
    »Ich ziehe in dem Fall nur Nieten«, schrieb Bug.
    Ich schaltete den Computer aus und verließ die Wohnung, bevor sonst jemand aufgestanden war.
    Aura wartete im Vorzimmer meines Büros, ein deutlich erfreulicherer Anblick als Carson Kitteridge oder Tony, The Suit.
    »Hey, Baby«, sagte ich so nonchalant, wie ich es mit einer kakerlakengroßen Beule an der linken Schläfe hinbekam.
    Sie schlang ihre Arme um mich, und ich gab nach und spürte, wie die Luft in meine Lungen ströme und sich das Gewicht meines Körpers gleichmäßig auf beide Fußsohlen verteilte.
    »Ich wollte dich anrufen«, flüsterte sie mir ins Ohr.
    »Ich weiß.«
    »Du musst besser auf dich aufpassen.«
    »Ich hab mir ja nicht selbst auf den Kopf gehauen.«
    Sie lehnte sich zurück und starrte mir ins Gesicht. In ihrem Herzen gab es keinen Plan, kein Ziel, das sie erreichen wollte. Aura war gern mit mir zusammen. Sie erfüllte mein Leben mit einem Wissen und einem Vertrauen, das ich vorher nicht gekannt hatte. Und das lag daran, dass ich mein Bestes versuchte, sie nicht anzulügen und mich nie anders darzustellen, als ich war.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte sie.
    »Ich gehe in mein Büro, und du gehst hoch in deins«, sagte ich. »Das ist im Moment alles, was wir tun können.«
    »Theda vermisst dich, genau wie Trini.«
    Trini war ein Tibet-Spaniel, Theda eine altkluge Zwölfjährige, die Aura nach dem Tod ihrer besten Freundin Nancy, Thedas Mutter, adoptiert hatte. Twill besuchte sie hin und wieder; sie hatten sich in der Zeit kennengelernt, als Katrina mit Zool verschwunden war.
    »Ich vermisse sie auch«, sagte ich und löste mich aus ihrer Umarmung.
    »Rufst du mich an?«, fragte sie mich, bevor sie durch die Tür ging.
    Der Empfangsbereich meines Büros war aufgeräumt und gesäubert worden. Sogar die Löcher in den Wänden waren bereits zugespachtelt und warteten auf einen neuen Anstrich. Aura kümmerte sich um mich, so gut sie konnte. Wenn ich ein guter Mensch wäre, hätte ich ihr erklärt, dass sie nicht auf mich warten, sondern einen neuen Mann finden solle, der ihre Aufmerksamkeit verdient hatte. Und das hätte ich nicht bloß gesagt, weil es keine Chance gab, dass wir je wieder zusammenkommen würden. Katrina könnte mich jeden Moment verlassen. Das Problem war vielmehr, dass ich eines nicht allzu fernen Tages unvermittelt frei und verfügbar sein könnte. Aber was dann? Würde Aura wie Gertrud Longman enden, die ermordet wurde, bloß weil sie meine Freundin war? Oder wie das Mädchen, das sich Karmen Brown nannte und mich noch im Sterben wütend angeknurrt hatte?
    Nachdem ich die saubere Handwerksarbeit gewürdigt und mit mir selbst gehadert hatte, weil ich nicht ohne Hoffnung leben konnte, ging ich in mein Büro und legte mich auf das Sofa. Überall um mich herum brannten Feuer, doch ich schlief lange und fest.

26
    Um 11.07 Uhr schreckte ich hoch, weil die Klingel meiner Eingangstür summte. Es war kein lautes Geräusch, aber wer wusste, welcher neue Killer auf den Knopf gedrückt haben mochte? Ich ging zu meinem Schreibtisch und öffnete die zweite Schublade auf der rechten Seite. Der kleine Monitor war mit vier verborgenen elektrischen Augen verbunden, die jeden möglichen Winkel vor meiner Eingangstür abdeckten.
    Die Frau, die Lieutenant Kitteridge mitgebracht hatte, stand ein wenig seitlich von der Tür, so dass die Kamera, von der er wusste, sie nicht erfasste. Das ließ mich stutzen, jedoch nicht ernsthaft grübeln. Ich fragte mich bloß, wer sie war und was ihre Anwesenheit bedeuten könnte.
    Wie schon gesagt verband den ehrlichen Bullen und mich

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