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Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman

Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman

Titel: Manhattan Karma: Ein Leonid-McGill-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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das mit meinem Flug rausgekriegt?«
    »Wir führen jetzt bestimmt keine Diskussion über die Verfassungsmäßigkeit der Antiterrorgesetze, LT«, wies Kitteridge mich zurecht. »Was haben Sie in Albany gemacht?«
    Wenn der Gegner im Vorteil ist, geht man am besten in die Offensive.
    »Entschuldigen Sie meine Vorsicht«, sagte ich, »aber meines Wissens bin ich das Opfer einer Körperverletzung und kein Verdächtiger in einem Mordfall. Ich habe niemanden umgebracht, trotzdem werde ich von einem Detective des Morddezernats befragt. Bevor ich also Ihre Fragen beantworte, setzen Sie bitte Ihre Puzzleteile für mich zu einem Bild zusammen.«
    »Sanderson hat Roger Brown ermordet«, sagte Bonilla. »Man hat Partikel seiner Haut unter den Fingernägeln des Toten gefunden.«
    »Und in Rogers Tasche eine Visitenkarte mit Ihren Fingerabdrücken«, sekundierte Kitteridge, »und einem an den Rand gekritzelten Spitznamen aus Rogers Jugend. Sie haben Frank Tork besucht, wenige Tage bevor er auf die gleiche Weise ermordet wurde wie Brown. Dann hat Sanderson Ihnen aufgelauert. Erkennen Sie das Muster?«
    Ich wartete, bis die Glocke zum Ende der Runde läutete, obwohl ich wusste, dass sie nicht kommen würde.
    »Ambrose Thurman«, sagte ich.
    »Wer?«, fragten die beiden Polizisten im Chor.
    »Vor etwa einem Monat hat mich ein Typ namens Ambrose Thurman angerufen. Er sagte, er wolle mich beauftragen, jemanden zu finden, und bot mir zweitausendfünfhundert Dollar Vorschuss für die Laufarbeit. Er wollte mich im Crenshaw Hotel treffen. Ich musste meine Lebensmittel bezahlen und habe gehofft, dass er die Drinks übernimmt.«
    »Wer ist er?«, fragte Sergeant Bonilla.
    Ich zückte meine Brieftasche und gab ihr die falsche Visitenkarte, die Fell mir angedreht hatte.
    »Er sagte, er sei ein Detektiv aus Albany und würde für einen Klienten aus der Gegend arbeiten.«
    Sergeant Bonilla studierte die gelbe Karte und gab sie Kitteridge.
    »Er war auf der Suche nach vier Typen«, sagte ich und nannte ihnen die Spitznamen. »Ich hab mich im East Village umgehört, ihre richtigen Namen in Erfahrung gebracht und sie an Thurman geliefert. Ich habe Frankie im Knast besucht, um mich zu vergewissern, dass er der Mann war, für den ich ihn hielt. Bei Brown war es das Gleiche, nur dass ich ihn nie zu Gesicht bekommen habe. Ich habe die Karte bei seiner Empfangssekretärin hinterlegt. Das ist alles.«
    »Sind Sie nach Albany geflogen, um Thurman zu treffen?«, fragte Bonilla.
    »Nein, er ist hierhergekommen.«
    »Und was haben Sie dann in Albany gemacht?« Ihre ständige Wiederholung des Städtenamens ging mir auf die Nerven.
    »Ich habe gelesen, dass Frank Tork ermordet worden war. Das hat mich ins Grübeln gebracht, also bin ich hingeflogen, um ihn zu fragen, was los ist.«
    »Warum haben Sie nicht angerufen?«, fragte Kitteridge.
    »Das habe ich versucht. Das Telefon war abgemeldet.«
    »Und was hat er gesagt?«
    »Es gab keinen Ambrose Thurman in Albany. Das Ganze war ein Schwindel.«
    Die beiden Polizisten saßen da und verdauten meine Geschichte. Die Karte war ein nettes Detail. Fell war damit durchgekommen, und vielleicht schaffte ich das auch.
    »Meinen Sie, dass dieser Sanderson womöglich mit Thurman zusammengearbeitet hat?«, fragte ich nach einer angemessenen Pause.
    »Ich glaube, Sie wissen womöglich mehr, als Sie sagen.«
    »Ich habe nie von Sanderson gehört. Ich habe nicht nach ihm gesucht. Ich wollte mir Thurmans Version anhören, bevor ich mit der Sache zu Ihnen gehe. Als er sich als Phantom entpuppte, kriegte ich Angst, dass er mir eine Falle gestellt hatte. So war es dann ja wohl auch, nur dass er nicht geplant hat, mir die Morde anzuhängen, sondern vorhatte, mich ebenfalls umzubringen.«
    Kitteridge sah mir in die Augen und wusste deshalb, dass ich log. Er war sich bloß nicht sicher, welches Detail meiner Geschichte nicht stimmte.
    »Kennen wir uns, Sergeant?«, fragte ich seine Kollegin vom Morddezernat, auch um seinem Blick auszuweichen.
    »Ich war früher bei der Sitte«, sagte sie mit einem unergründlichen Lächeln. »Ich hatte damals eine Informantin namens Dolores Devine.«
    Dolores Devine war eines meiner vielen schuldigen Opfer. Sie hatte für das FBI und das NYPD dafür gesorgt, dass ein halbes Dutzend prominenter Männer wegen illegaler Prostitution drankamen. Die Ehefrau eines dieser Männer wollte Rache und war bereit, dafür zu zahlen. Ich fand heraus, dass Dolores hin und wieder H für einen Mann aus Newark

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