Manhattan Projekt
Halprin, war das nun einer von den Männern, die im Lastwagen saßen, oder war er das nicht?«
»Es ist nicht genug von seinem Gesicht übriggeblieben, um das genau sagen zu können.«
»Uff!« Der Chief stand auf, sah abwechselnd Liz und Blaine an. »Ich werd' dieses Zimmer für die Leute von der Bundespolizei versiegeln lassen müssen.«
»Ich habe bestimmt nicht vorgehabt, heute nacht hier zu schlafen.«
»Ich habe die Behörde vorhin angerufen; sie werden in einer Stunde hier sein.«
»Ich kenne das Verfahren.«
»Oh, ja, Miss Halprin, da bin ich mir ganz sicher.« Lanning blickte wieder auf die Leiche. »So wie ich mir ganz sicher bin, daß Sie mit einer Waffe umgehen können.«
Blaine protestierte: »Sie kommt herauf und trifft auf einen Eindringling. Soll sie etwa annehmen, er wolle ihr ein Zeitungsabonnement aufschwatzen?«
»Wo waren Sie?«
»Draußen, ich habe nach meinem Hund gesucht.«
»Ich habe heute mittag keinen in Ihrem Wagen gesehen.«
»Das ist auch der Grund, warum ich nach ihm gesucht habe, Chief.«
Lanning errötete. »Ich kann mich nicht entsinnen, heute nachmittag Ihren Namen verstanden zu haben.«
»Er ist schwer zu buchstabieren, darum werde ich es Ihnen aufschreiben.«
»Ich vermute nämlich, daß Sie zu jenen Männern gehören, die beauftragt werden, anderer Leute Probleme zu lösen. Eine Frau mit Miss Halprins Background wird schon wissen, wo sie nach jemandem wie Ihnen suchen muß.«
»Und was ist das für ein Background, Chief?« schnauzte Liz ihn an. »Vielleicht haben Sie vergessen, wer hier die wirklichen Opfer sind.«
Lannings Miene erstarrte noch mehr. »Ich sollte vielleicht auch den Rest des Grundstück untersuchen. Sehen, was ich noch finden kann.«
»Warum telefonieren Sie nicht erstmal mit Rentz?« stichelte Liz weiter. »Ob er damit auch einverstanden ist.«
Lanning richtete sich auf und sah sie an. »Wollen Sie etwas Bestimmtes andeuten?«
»Lassen wir jetzt den Chief seine Arbeit tun«, sagte Blaine, zog die aufgebrachte Liz zur Seite und stellte sich zwischen sie und Lanning. Er blickte auf das blutige Laken. »Er will vielleicht das Opfer befragen.«
Sie saßen draußen auf der Veranda und warteten auf die Ankunft der Bundespolizei. Blaine wiegte Liz' Gewehr auf dem Schoß und lehnte mit dem Rücken gegen ein mit Brettern vernageltes Fenster.
»Wissen Sie, was meinen Vater auf den Plan gerufen hat?« fragte sie.
»Ja, ich glaube, das weiß ich«, antwortete Blaine.
Liz ging auf ihn zu. »Eins kann ich Ihnen sagen: die Leute, die letzte Woche im See getaucht sind und nicht wieder hochkamen, gehörten sicherlich nicht zu einem offiziellen Gutachterteam. Was die bei sich hatten, war eine erstklassige Bergungsausrüstung.«
»Wonach sucht denn Rentz Ihrer Meinung nach in diesem See?«
»Genau das werde ich morgen herausfinden.«
Liz Gesichtszüge strafften sich. »Es ist nicht so einfach in diesem See zu tauchen, wie es aussieht.«
»Und warum nicht?«
»Weil es dort spukt.«
Liz erzählte ihm die Geschichte, die ihr Großvater ihr schon hundert Mal erzählt hatte. Blaine unterbrach sie nicht ein einziges Mal.
»Soldaten aus dem Bürgerkrieg?« fragte er, als sie geendet hatte.
»Ihre Geister. Sie bewachen einen Schatz. So heißt es in der Legende.«
»Und Sie glauben an diese Legende?«
»Bis letzte Woche nicht. Nicht, bevor Rentz' Männern etwas zugestoßen war.«
Blaine schüttelte langsam den Kopf, während sie weitersprach.
»Und sie waren nicht die einzigen. Fünf andere sind in den letzten zwanzig Jahren dort verschwunden, unter anderem ein einheimischer Junge, der in dem See schwimmen wollte. Sein Leichnam wurde wenige Tage später an den Strand gespült – er war völlig zerfetzt.«
»Reden wir hier über Geister oder Seemonster?«
Liz blieb unbeeindruckt. »Sie waren letzte Woche nicht hier. Irgend etwas hat sich der Taucher bemächtigt. Und als die Männer am Strand den Schlauch des Kompressors hinausgezogen hatten, war nichts mehr an ihm dran.«
»Liz …«
»Und am Tag, bevor mein Vater verschwand, schickte Rentz ein unbemanntes Unterwasserboot hinunter. Auch das ist nicht wieder aufgetaucht.«
»Haben sich die Geister auch das U-Boot unter den Nagel gerissen?«
»In der Legende heißt es, daß im Bürgerkrieg die Soldaten der Union während eines Sturms hier gestrandet sind. Sie erfroren und wurden für immer begraben, als der Bull Run über seine Ufer trat.«
Blaine blickte hinüber zum See. »Und Sie glauben, daß
Weitere Kostenlose Bücher