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Manhattan Projekt

Titel: Manhattan Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Wochen gesehen. Den ganzen Plan.«
    »Es tut weh.«
    »Auch das habe ich gesehen. Jetzt kann ich's fühlen.«
    »Erinnerst du dich, was ich dir über Schmerz gesagt habe?«
    »Du hast gesagt, daß es etwas Gutes ist.«
    »Warum?«
    »Weil du immer weitergehst, so lange, bis der Schmerz aufhört. Du drehst dich um und fügst anderen Menschen genauso schlimme Schmerzen zu.«
    »Nie zuvor habe ich einen solchen Schmerz empfunden, Baby. Leidenschaft, ja, aber keinen Schmerz. Es war anders, weil ich nicht wußte, für wen ich das alles tue. Jetzt weiß ich es.«
    »Ich verstehe, Jacky.«
    Er lockerte ihre Umarmung. »Wir müssen es tun, Mary. Wir müssen es tun, weil die Welt langsam kaputtgeht. Und keiner kriegt es mit. Sie lassen es einfach zu und sehen sich dann seelenruhig die Bescherung an. Zwölf Jahre alte Kids mit Maschinenpistolen. Alten Frauen wird wegen ihres Einkaufsgeldes der Schädel eingeschlagen.« Tyrell merkte, daß ihn seine Gefühle im Stich ließen, und beschwor seinen ganzen Schmerz wieder herauf. »Sie haben uns wie Hunde gejagt, vor fünfundzwanzig Jahren, weil wir das bekämpft haben, wofür sie einstanden. Wir wollten sie um jeden Preis schlagen, und wir waren näher dran, als die meisten wissen. Kontrolle – darauf kommt es an. Kontrolle und Macht. Sie fürchteten sich davor, die Kontrolle zu verlieren.«
    Er hielt inne und starrte ins Leere. Sein Ausdruck verhärtete sich.
    »Jetzt, all die Jahre danach, haben sie die Kontrolle tatsächlich verloren und wissen es nicht einmal. Der Unterschied ist nur, daß sie sie diesmal an Leute verloren haben, die sich einen feuchten Dreck darum scheren. Ich schaue mich um und sehe, daß alles, wofür wir einst gekämpft haben, langsam auseinanderbricht. Die alten Feinde sind viel zu pathetisch, um zu hassen. Sie tun das nur der Form halber. Diesmal sind sie nicht auf uns vorbereitet. Wir sind anders als die, mit denen sie es im Augenblick zu tun haben.«
    »Du bist zornig, Jacky«, sagte Mary und umarmte ihn fester. »Du warst nie zornig, das letzte Mal, als wir in den Krieg zogen.«
    »Vielleicht haben wir deswegen verloren. Aber diesmal wird es anders. Wir werden Othells verlorenes Zeug finden – mehr brauchen wir nicht. Diesmal gewinnen wir.«
    Mary atmete tief ein. Jack Tyrell merkte, wie sie in seinem Arm fröstelte. Er wußte, daß sie einen Anfall bekam, daß sich ihre Augäpfel gleich nach oben rollen würden, und verfluchte die Drogen, die sie auf der Straße gekauft hatten.
    Mary sackte in sich zusammen. Jack versuchte, sie zu stützen, aber sie entglitt ihm und deutete mit dem Zeigefinger auf die ausgebreitete Landkarte. Er beobachtete den Finger, der auf die Karte fiel.
    »Ich soll verdammt sein …«
    Daraufhin umarmte ihn Mary wieder, enger als vorher, enger als sie das jemals getan hatte. Jacks Finger blieb auf einem Punkt mitten in Pennsylvania, der Stelle, die sie ihm gezeigt hatte.
    »Hab' ich das gut gemacht, Jacky? Hab' ich das gut gemacht?«
    »Das hast du gut gemacht, Baby«, erwiderte er. »Du hast es verdammt gut gemacht.«

21.
    »Ich weiß nicht genau was ich Ihnen sonst noch sagen könnte. Ich habe schon alles der Polizei erzählt«, sagte der Friedhofswächter des Crast Haven Memorial Parks zu Will Thatch.
    »Sie waren der einzige, der den Mörder gesehen hat, stimmt's?« fragte Will.
    Der Mann antwortete ungeduldig: »Offensichtlich. Aber das ist schon mehr als einen Monat her. Ich sehe nicht ein, warum ich das noch einmal erzählen soll.« Er hieß Sunderwick, und sein Blick schweifte ständig zu den Gräbern, da er mit seiner Arbeit fortfahren wollte. Will hätte gerne gewußt, ob er auch für die Beerdigungen verantwortlich war.
    »Reine Routine«, sagte er.
    »Könnte ich noch mal Ihre Dienstmarke sehen?«
    Will holte sie aus seiner Tasche und zwang sich, nicht wegzusehen, um nicht sein schlechtes Gewissen zu verraten, das ihn überkam, als er seinen alten FBI-Ausweis und seine Dienstmarke aus seinem Hotelschrank genommen hatte.
    Er schnappte nach Luft, als er sein Lichtbild darauf wiedersah, denn er hatte vergessen, wie er vor so vielen Jahren ausgesehen hatte, als er noch voller Zuversicht war und an die Justiz glaubte. Der Verlust dieses Glaubens hatte ihn seine Laufbahn gekostet und an die Flasche gebracht. Und mit den Jahren hatte der Alkohol seinen Teil dazu beigetragen, daß sein Gesicht sich in einen Flickenteppich verwandelt hatte mit tiefen Falten, die Vögeln als Schlafstätte hätten dienen können.
    Er

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