Manhattan Projekt
ausgestorben seien.«
»Nicht alle jedenfalls.«
»Was hat Sie eigentlich nach Condor Key geführt?«
»Das ist eine lange Geschichte. Es ist viel wichtiger, daß Sie jetzt Ihre eigene erzählen.«
»Wieso?«
»Weil nicht ich derjenige bin, den hier jemand umbringen will.«
Im Farmhaus angekommen, holte Liz den Whiskey heraus, den sie und ihr Vater ein paar Nächte zuvor gemeinsam tranken. Sie holte zwei Gläser, füllte ihres und nahm einen herzhaften Schluck. Blaines Glas war leer geblieben, weil er höflich abgelehnt hatte.
»Ich wünschte, er wäre nie hier raufgekommen«, sagte sie und drehte das Glas in der Hand hin und her.
»Er wollte helfen.«
»Er hatte nicht das Recht dazu. Fünf Jahre lang war er ein Fremder. Fünf Jahre lang habe ich ihn nie gesehen, und dann platzt er einfach so herein, wie aus dem Nichts.«
»Weil Sie ihn gebraucht haben.«
»Daß ihm etwas zustößt, das habe ich nicht gebraucht!«
Blaine sah ihre gespannte Haltung, das vorgeschobene Kinn, die Art, wie sie mit den Augen schaute. Der Anblick ließ ihn schaudern. Das war nicht Buck Torreys Tochter, das war Buck Torrey wie er leibte und lebte.
»Hat er seinen Armeesack mitgenommen?«
»Woher wissen Sie …?«
»Haben Sie daran gedacht, nachzusehen, was er enthält?«
»Ist mir in den Sinn gekommen.«
»Nach der Schwimmstunde?«
»Schon davor. Ich wollte es tun, sobald ich nach Hause gekommen wäre. So wie man am Weihnachtsmorgen die Geschenke auspackt. Mal sehen, was der Weihnachtsmann zurückgelassen hat.«
Sie lächelte matt und füllte ihr Glas erneut.
»Was hat sich Ihr Vater wohl von alledem versprochen?«
»Nicht viel, sonst hätte er seinen Freund nicht beauftragt, Sie zu benachrichtigen.«
»Vielleicht sollten Sie sich auf sein Urteil verlassen.«
Liz hob ihren Whiskey, trank aber nicht.
»Jetzt ist es ein offener Krieg.«
»Und das bedeutet …?«
»Daß ich mich vielleicht glücklich schätzen kann, Sie bei mir zu haben.«
»Vielleicht?«
»Nur die Ruhe, Soldat. Wir können Vaters Armeesack gemeinsam öffnen.«
»Lassen Sie uns darüber reden, wo Ihr Vater hinfahren wollte, bevor er verschwunden ist.«
»Er wollte Maxwell Rentz treffen.«
»Nettes kleines Plauderstündchen?«
»Ich glaube, er hat mal so etwas in der Richtung gesagt.«
»Und was wollte er damit andeuten?«
»Das hat er mir nie gesagt.« Liz hielt einen Augenblick inne.
»Was wissen Sie sonst noch?«
»Bevor mein Vater verschwand, habe ich ihn mehrmals unten am See gesehen und gehört, wie er auf dem Speicher herumstöberte.«
»Hat er ein Wort darüber verloren, was er dort suchte?«
»Nein.«
»Was haben Sie ihm erzählt, als er das erste Mal hier auftauchte?«
Liz dachte einen Augenblick nach. »Die Geschichte mit dem See. Vor etwa einer Woche hatte Rentz Taucher hinunter geschickt, um …«
Blaine betrachtete aufmerksam Liz' Gesicht, als es plötzlich von einem roten Lichtstrahl erfaßt wurde. Erst glaubte er, es hätte mit der Beleuchtung zu tun. Aber als sich das Licht das zweite Mal ihrer Stirn näherte, warf er sich über den Tisch und zog sie mit sich auf den Boden – eine Sekunde später zerstörte ein Schuß das Küchenfenster.
19.
Glas rieselte auf sie herunter, dann wurde das Haus mit Schüssen geradezu bombardiert.
»Bleiben Sie unten!« befahl Blaine und begann von Liz wegzurücken.
»Den Teufel werde ich!« brüllte sie und robbte auf den Ellbogen hinter ihm her.
»Wie der Vater, so die Tochter«, sagte er, als sie bei ihm angekommen war.
»Das ist mein Haus, Soldat!«
»Ja, Ma'am. Und jetzt sagen Sie mir, wo der Armeesack Ihres Vaters ist.«
»Die Kammer in der Vorhalle«, sagte Liz zu ihm, und Blaine ließ sich von ihr führen.
Keiner von ihnen verlor auch nur einen Gedanken daran, es mit dem Telefon zu versuchen. Selbst wenn das Kabel nicht zerschnitten war – Hilfe würde viel zu spät kommen; besonders dann, wenn sie von Chief Lanning kam. Sie waren ganz auf sich allein gestellt.
Eine weitere Salve aus den automatischen Schnellfeuerwaffen durchschlug ein weiteres Fenster, die Kugeln bohrten sich in die Wände und warfen Bilderrahmen zu Boden. Nur mit äußerster Mühe gelangten sie in den Hausflur, von wo aus sie mehrere Schatten vor dem Hauseingang herumgeistern sahen.
»Wir bekommen Gesellschaft«, warnte Blaine.
Unterdessen hatte Liz die Kammertür geöffnet – und stellte mit Erschrecken fest, daß sie leer war.
»Der Armeesack ist fort. Sie waren in meinem Haus, Verdammt noch
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