Manhattan
die Jungs von der Firma in einer dieser Hütten in Virginia den Saft aufdrehen, denn sie werden viel Zeit und Energie darauf verwenden, sie dazu zu bringen, Dinge zu erzählen, die sie nicht einmal weiß. Irgendwann werden sie ihr vielleicht glauben, doch dann wird sie, du weißt schon, gaga sein.«
Er ließ seinen Zeigefinger an der Schläfe herumwirbeln.
»Nein«, fuhr er fort. »Die arme Anne weiß gar nichts. Sie hat nichts weiter getan, als bei ihrer alten Freundin Marta ein paar Tonbänder abzuholen und sie ihrer neuen Freundin Alicia zu übergeben. Wenn ich du wäre, Walter, würde ich mit diesem Lesben-Dreieck spielen. Das könnte das gute alte Sexleben wirklich ein bisschen auffrischen. Aber Himmel, wenn ich daran denke, was die Jungs mit Anne tun könnten, wenn sie sie erwischen, läuft es mir kalt den Rücken runter. Mit dir übrigens auch. Wie ich höre, haben sie ein paar neue Drogen, die einen einfach verrückt machen. Irgendwie permanent.«
Morrison schüttelte den Kopf und fuhr fort. »Jahre und Jahre mit dieser Scheiße. Eingesperrt. Die Aussicht darauf konnte ich nicht ertragen, als sie mich umdrehten. Sie haben mich mit einem dieser tschechischen Lockvögel im Bett erwischt. Ich war bei dem Mädchen ein wenig indiskret gewesen, und urplötzlich drohten ihre Führungsoffiziere, alles der Firma zu erzählen, es sei denn, ich täte ihnen einen kleinen Gefallen. Und, Walter, ich muss dir sagen, dass ich ein solches Verhör nicht hätte ertragen können. Ich konnte keinen Sinn darin erkennen. CIA und KGB ? Die gleichen sich wie ein Ei dem anderen, wenn du mich fragst. Die Russen sind anständig zu mir gewesen, Walter. Sie werden es auch zu dir sein. Wie also hättest du es gern? Wirst du dich jetzt der Realität beugen, oder willst du untergehen und Anne mit in den Abgrund reißen?«
Walter lächelte und sagte melodramatisch: »Soll ich mein Land verraten oder die Frau, die ich liebe?«
»Das ist ziemlich genau die Frage.«
»Na schön«, sagte Walter, »ich bin mit den Bändern hier.«
Er stellte die Kombination des Schlosses ein und klappte den Deckel des Aktenkoffers auf.
»Du solltest dich nicht so schlecht fühlen, Walter«, sagte Morrison. »Das könnte jedem passieren. Mir ist es auch passiert.«
»Das ist für mich kein Trost.«
Ein Schatten aufrichtigen Zorns huschte über Morrisons Gesicht.
»Sieh mal, das ist das Unangenehme an dir, Walter«, sagte er. »Im Grunde bist du davon überzeugt, besser zu sein als alle anderen. Vermutlich bist du das auch. Du gehörst zur wahren Elite. Doch die Tage der Elite sind vorbei. Wir haben jetzt das Zeitalter des einfachen Mannes. Anne weiß es, und ich weiß es auch. Und der einfache Mann wird gewinnen. Es ist unvermeidlich. Von uns gibt es einfach viel mehr als von euch.«
»Nun ja«, meinte Walter. »Es besteht immer noch die Hoffnung, dass sie mich zum Oberst machen werden.«
»Der Leninorden ist das mindeste«, scherzte Morrison. »Dafür, dass du einen US -Senator und vielleicht einen Präsidenten umgedreht hast …?«
Er streckte die Hand nach dem Tonband aus. Walter reichte ihm die Bänder und machte Anstalten aufzustehen.
»Setz dich«, sagte Morrison. Er reichte dem Sprinter die Tonbänder, und während der Mann sie in das Tonbandgerät einfädelte, sagte er: »Wir haben eine Menge zu besprechen. Außerdem willst du dir diese Dinger sicher anhören, oder? Marta war im Bett nicht gerade stumm.«
Als die ersten Zentimeter Band durchliefen, war zunächst nur ein Kratzen zu hören, doch dann ertönte das Dröhnen des Basses, dann Annes Stimme:
» I'll take Manhattan
The Bronx and Staten Island, too … «
Morrison runzelte die Stirn und seufzte. »Du stellst meine Geduld auf die Probe, Walter.«
»Ich wollte nur deinen Gesichtsausdruck sehen«, erklärte Walter.
Er griff sich die Automatik mit Schalldämpfer, die Paulie mit Klebeband im Deckel des Aktenkoffers befestigt hatte, und schoss Igor zweimal ins Gesicht, bevor der kräftige Mann seine Pistole heben konnte. Dann schoss er dem Sprinter einmal unters Kinn und einmal in die Stirn. Der Mann brach zusammen. Schließlich richtete Walter die Waffe auf Morrison.
»Himmel, ich mach mir gleich in die Hosen«, krächzte Morrison. »Was willst du damit erreichen?«
Walter musste tief durchatmen, um überhaupt sprechen zu können. Seine Brust hob und senkte sich, Adrenalin schoss durch seinen Körper. »Ich werde dich ihnen übergeben.«
Morrison erbleichte.
»Du hast dich
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