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Manhattan

Manhattan

Titel: Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Spießer hingelegt habe, war es ein echter Kick, ein bisschen richtigen Jazz zu singen.«
    »Ich mag den Rainbow Room«, sagte Walter. »Und die Songs, die du dort singst. Aber ich bin eben auch nur ein Spießer.«
    »Weißt du, Silvester kannst du gern wieder Spießer sein«,
sagte sie. »Für den großen Abend geben sie mir eine Big Band. Wirst du da sein?«
    »Ich werde nirgendwo sonst sein«, versicherte ihr Walter. »Wie wär's, wenn du mir jetzt einen Drink bestellst?«
    Sie lud ihn zu einem Wodka-Tonic ein und führte ihn zu einem Tisch in der Nähe des Podiums. Elvin beendete sein Solo mit einem klaren Akkord und übergab an den Bassisten Ronald Henson, einen hochgewachsenen, dünnen, hellhäutigen Schwarzen mit einem bleistiftdünnen Schnurrbart, der gekleidet war wie ein Engländer: Harris-Tweedjackett, Twillhosen und Strickkrawatte. Elvin verließ das Podium und ging an die Bar, scheinbar, um sich einen Drink zu holen, doch Walter erkannte es als Manöver, um die Aufmerksamkeit auf das Bass-Solo zu lenken.
    Walter hatte ohne die leiseste Animosität den Verdacht, dass Anne etwas für Ronald Henson übrig hatte. Tatsächlich sah der Bassist aus wie ein Filmstar und war sehr kultiviert. Anne hatte einmal zu Walter gesagt, Bassisten schienen anders als alle anderen Musiker ihre Instrumente beim Spielen zu lieben. Walter vermutete, dass der Bass von allen Instrumenten am meisten einem Frauenkörper ähnelte, wenn auch einem von Modigliani gemalten. Und Walter konnte sich leicht ein liebendes Paar vorstellen, so wie Henson das Instrument an die Brust hielt und seine langen Finger über die Saiten gleiten ließ und sie zupfte und dem Bass dabei lange, tiefe und leise Stöhnlaute entlockte. Ja, Walter konnte sich sehr leicht einen Liebesakt vorstellen.
    Wie anscheinend auch der Drummer Les Blake, der mit geschlossenen Augen hinter seinem Schlagzeug saß und seine Besen in sanftem Rhythmus über die Becken gleiten ließ. Les, der Anne bei all ihren Plattenaufnahmen mit den Besen begleitete, die er so sanft rührte, als wäre es ein Sommerkuss.
Les mit seinem drahtigen roten Haar, den dicken Wangen und seinem vanillefarbenen Teint.
    »Und wie geht's der königlichen Familie?«, fragte Anne.
    »Den Keneallys?«
    »Wem sonst.«
    »Sie hat einen charmanten Eindruck gemacht«, erwiderte er. »Und er hat eine wunderschöne Rede gehalten.«
    »Du schwärmst ja richtig!«
    »Ich schwärme ganz und gar nicht«, gab er zurück. »Dreiunddreißig Jahre alte Männer aus Connecticut schwärmen nicht. In Wahrheit sind wir für unser Understatement bekannt.«
    »Keneally ist ein Scheißkerl.«
    »Das hast du gesagt«, schnurrte Walter. »Trotzdem glaube ich, dass ich für ihn stimmen werde.«
    Anne sah ihn aufrichtig schockiert an. »Hast du das HUAC vergessen?«
    Das passend so bezeichnete Komitee für unamerikanische Umtriebe, das sie wie » whack « aussprach. Was hatte Mort Sahl gesagt? Jedes Mal, wenn die Russen einen Amerikaner ins Gefängnis werfen, wirft das Komitee ebenfalls einen Amerikaner ins Gefängnis, um den Russen zu zeigen, dass sie nicht damit durchkommen?
    Er sagte: »In der Blütezeit des Komitees war ich in Übersee. Und wenn wir schon dabei sind – du übrigens auch.«
    »Na schön, aber was ist mit dem Senatskomitee für innere Sicherheit?«, fragte Anne. »Da sitzt Keneally. Nicht damals, Liebling, jetzt. Es ist das gleiche wie HUAC , es hat nur einen anderen Namen.«
    »Ja: SISC «, entgegnete Walter. »Vielleicht sollten wir Joe Keneally Cisco Kid nennen. Dann kann ich Pancho sein.«
    »Ich finde das nicht komisch.«
    »Anscheinend nicht«, entgegnete Walter. »Hör zu, wir können wieder Adlai nominieren und Nixon zum Präsidenten machen.«
    »Es ist wirklich zum Kotzen«, sagte Anne.
    »Oder Lyndon Johnson«, schnarrte Walter.
    »Dann nehme ich Adlai.«
    »Dann verlierst du.«
    »Lieber mit Adlai verlieren«, sagte sie, »als mit einem Kommunistenfresser und Kalten Krieger wie Joe Keneally gewinnen.«
    »Ich bin auch ein Kalter Krieger«, sagte Walter.
    »Dummes Gewäsch.«
    Er zuckte die Schultern, nippte an seinem Drink und wandte seine Aufmerksamkeit der Band zu. Er hatte keine Lust, sich Heiligabend von Anne in einen Streit verwickeln zu lassen.
    »Jedenfalls«, sagte Anne, »ist Keneally ein Hund.«
    »Ich dachte, er wäre ein Scheißkerl.«
    »Ein Hund und Scheißkerl.«
    »Ah.«
    »Er ist ein Kumpel von Jacoby«, sagte Anne. »Er hing früher immer im Angel rum und hat versucht, die

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