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Manhattan

Manhattan

Titel: Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Hause zu haben«, wusste er, dass sie ihn nach seinem Krieg in Europa willkommen hieß.
    Es war vielleicht ein Kalter Krieg, aber immer noch ein
Krieg, dachte Walter. Man kam ohne Medaillen und Ruhm nach Hause, aber mit einer wasserdichten Legende und gefälschten Referenzen, die sie stützen.
    Selbst das Haus scheint seine Geheimnisse zu wahren, dachte Walter, wenn er es einmal mit den Augen eines Veteranen betrachtete. Schließlich war das Haus in der Zeit gebaut worden, als ein Haus die Welt noch ausschließen und nicht hereinlassen sollte. Keine großen Fenster, keine Glas-Schiebetüren, keine Innenhöfe. Nein, das Zuhause der Withers war ein altes, solides, zweistöckiges Rechteck mit massiven Türen und einem Steinfundament. Ein Haus, in dem Geheimnisse sicher untergebracht waren.
    »Und es ist schön, zu Hause zu sein, Mutter«, erwiderte Walter.
    Also reichten sie die Kartoffeln herum, den Truthahn, die Sauce, die Erbsen und Karotten. Dann gab es Kürbis-Pie, Apfelpastete und die Platte mit Weihnachtsgebäck. Anschließend wurde der Tisch abgeräumt. Sie erledigten den Abwasch selbst, weil Barbara nicht zulassen wollte, dass ihre Haushaltshilfen am Weihnachtstag ihre Familien allein ließen.
    Dann zogen sie sich ins Wohnzimmer zurück, wo Roger das Kaminfeuer wieder in Gang brachte, während Barbara es sich mit einer Tasse Tee gemütlich machte. Anschließend wurden Geschenke ausgetauscht. Die Kinder hatten ihre natürlich schon am Morgen aufgemacht. Jetzt kamen nur noch die von Großmutter und Onkel Walter.
    Wie gewohnt hatte Onkel Walter Manhattan durchkämmt, um die scheußlichsten und lärmendsten Spielzeuge zu erstehen, die überhaupt denkbar waren. Er hatte glückliche Stunden bei Schwartz verbracht und Geschenke ausgewählt, die im Haushalt der Kenners die größtmögliche Unruhe und das größte nur denkbare Chaos auslösen mussten, und jetzt freute
er sich diebisch über Elizabeths Gesichtsausdruck, als ihre Kinder auspackten. Zum Vorschein kamen Trommeln, Spielzeuggewehre mit Zündplättchen, drei Hula-Hoop-Reifen, ein Malkasten, eine Ausrüstung für »Kinder-Detektive« mit Stempelkissen für Fingerabdrücke sowie ein Chemiebaukasten, in dem es von unappetitlichen, aufdringlichen Düften nachgerade wimmelte. Die Teppichreinigung würde noch viel Geld verdienen. Die aufgeregten Schreie – »Vielen Dank, Onkel Walter!« – quittierte er mit einem bescheidenen Lächeln, einem Achselzucken und einem »Wisst ihr, ich hoffe nur, ihr könnt die Sachen gut gebrauchen«, während Roger ihm missbilligende Blicke zuwarf.
    Roger schenkte er sehr guten Pfeifentabak von Dunhill, seiner Schwester Parfum von Saks und seiner Mutter eine antike Schmucknadel, die er im Village gefunden hatte, Frühstück bei Tiffany und einen Seidenschal.
    Onkel Walter wiederum erhielt von Roger und Elizabeth schottische Socken »für diese Privatschnüffler-Schuhe«, von den Kindern ein kleines Reise-Schachspiel und von seiner Mutter einen Kaschmir-Blazer.
    »Sieht aus, als wäre Batista jetzt am Ende«, bemerkte Roger, nachdem alle Geschenke ausgepackt waren und die Kinder begonnen hatten, ihre neuen Besitztümer mit dem gebotenen Ernst zu untersuchen. »Sieht aus, als würde Castro gleich in Havanna einmarschieren und Walzer tanzen – oder sollte ich vielleicht lieber Samba sagen?«
    »Hast du was dagegen, Roger?«, fragte Walter.
    »Gegen Castro?«, fragte Roger zurück und gab sich Mühe, sein pädagogischstes Stirnrunzeln aufzusetzen. »Der Mann ist Kommunist.«
    »Eher Sozialist, würde ich sagen«, gab Walter zurück.
    »Das ist doch das gleiche«, bemerkte Roger.
    »Wie auch immer: Was soll's?«
    »Neigst du jetzt den Roten zu, Walter?«, höhnte Roger.
    »Ich halte den Kommunismus für eine wunderschöne Idee«, sagte Walter.
    »Lieber Himmel, Walter …«
    »Er nimmt dich auf den Arm, Roger«, warf Elizabeth ein.
    »Nein«, widersprach Walter. »Ich halte ihn wirklich für eine wunderschöne Idee. Oder vielmehr ideal. Ich halte es für eine Tragödie, dass er nicht praktikabel ist.«
    »Nun, was ist?«, fragte Roger, dessen Lippen irritiert zuckten. »Bist du dafür oder dagegen?«
    »Den Kommunismus?«
    »Ja.«
    Weil er wusste, dass es Roger ärgern würde, erwiderte Walter: »Sowohl als auch. Ich halte ihn für ein schönes Ideal, das nicht funktionieren wird, weil es mit der menschlichen Natur bedauerlicherweise total unvereinbar ist.«
    Roger setzte sich in Positur und nahm den Ausdruck eines Schulrektors an,

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