Mann meiner Sehnsucht (German Edition)
auf die Straße. Seine Lippen verzogen sich zu einem verächtlichen Grinsen, als ein zerlumpter Indianer unter dem Gehweg vorschoss, sich den Glimmstängel griff und gierig an seine Lippen setzte.
Abschaum! Elender, überflüssiger Abschaum.
Dann drehte er sich auf dem Absatz um und betrat den Laden der Lindsays.
Grinsend trat Nigel Cummings einige Minuten später wieder ins Freie. Gutgelaunt entzündete er einen Zigarillo, dann machte er sich auf den Weg zum Büro des Sheriffs.
Es hatte keine drei Minuten gedauert, da hatte er die Informationen, deretwegen er gekommen war und weitere fünf Minuten, um die Lindsay mit ihrem Geschwafel wieder loszuwerden. Natürlich hatte der Kerl keine Bestellung laufen gehabt, aber er hatte genügend Vorräte gekauft, um mehrere Personen über den Winter zu bringen.
Blieb die Frage, wen er wohl über den Winter bringen wollte? War er mit Hopp allein? Oder warteten da noch andere? Nun, das würde er spätestens dann herausfinden, wenn er sie erreichte. Dass der Typ Hopp bei sich hatte, daran hatte er jedenfalls keinen Zweifel mehr, denn bezahlt hatte er mit Gold. Gold, das verdammt noch mal so aussah, wie das des alten Granger.
Außerdem hatte er Spitzenunterwäsche gekauft, Kleider, Strümpfe und Bänder. Was für eine Verschwendung bei so einer grauen Maus wie Hopp.
Nun, angesichts dessen, was er alles für sie erstanden hatte, war wohl damit zu rechnen, dass er schon zwischen ihre Schenkel gekrochen war – oder aber, dass er es zumindest für die nahe Zukunft geplant hatte. Cummings Grinsen wurde breiter.
Scheiße, aber woher hätte er ahnen sollen, dass Hope ihre kleine Muschi anbieten würde, um sich einen Helfer an Land zu ziehen, nachdem sie bei ihm so zimperlich angestellt hatte?
Er stieß die Tür zum Sheriffbüro auf und betrat den Raum. Sheriff Danefield saß hinter seinem Schreibtisch und sichtete die mit der Post eingetroffenen Steckbriefe, ehe er sie an die Wand hängte. Durch die Tür zum Zellentrakt konnte Nigel Cummings den alten Paul Yates erkennen, der mal wieder im Gefängnis seinen Rausch ausschlief. Wahrscheinlich war er wieder einmal zu besoffen gewesen, um nachhause zu reiten, ganz zu schweigen davon, dass ihm seine Frau, Ellie, dann mit dem Nudelholz noch zusätzlich zu ganz beträchtlichen Kopfschmerzen verholfen hätte.
Danefield sah auf. Seine Augenbrauen zogen sich unwillig zusammen, als er erkannte, wer dort sein Büro betreten hatte.
“Was kann ich für Sie tun, Mister Cummings?”, fragte er dennoch und lehnte sich in seinem Stuhl zurück, dessen Federn bedrohlich quietschten.
“Sheriff”, begrüßte ihn Cummings und tippte sich an seinen Hut. “Ich möchte eine entlaufene Leibeigene melden, und Sie bitten, mir bei Ihrer Ergreifung behilflich zu sein.”
Danefield wippte wieder nach vorn und stützte seine Unterarme auf den Schreibtisch.
“Mister Cummings, es mag Ihnen entgangen sein, aber die Sklaverei wurde selbst im Süden schon vor einigen Jahren abgeschafft.”
Cummings biss die Zähne zusammen. Er hasste es, wenn sich jemand über ihn lustig machte, und dass der Sheriff ihn aufzog stand außer Frage. Aber er brauchte ganz einfach seine Hilfe, denn es würde seine Rache um so viel süßer machen, wenn Hopp begriff, dass er das Gesetz auf seiner Seite hatte.
“Sheriff, ich rede auch nicht von Sklaverei.” Seine Kiefer mahlten. “Ich sprach von Leibeigenschaft. Die junge Frau, die für mich arbeitet, Hopp, sie arbeitet die Schulden ihres Großvaters bei mir ab. Sie ist weggelaufen und hat einen größeren Geldbetrag entwendet.”
Danefield lehnte sich wieder zurück. “Korrigieren Sie mich, wenn ich mich irre, aber ich habe Hopp schon seit einigen Monaten nicht mehr gesehen. Wieso melden Sie ihr Verschwinden erst jetzt?”
“Weil ich erst keine Anzeige erstatten wollte. Ich hatte den Verlust des Geldes nicht sofort bemerkt, und ich gebe zu, das war mir peinlich. Hopp war verschwunden, und ich hatte keinen Anhaltspunkt, wohin, daher wollte ich die Sache auf sich beruhen lassen. Nun aber bin ich sicher, dass ich weiß, wo sie sich aufhält. Und ich möchte, dass Sie ihr folgen und sie verhaften. Sie soll für ihren Diebstahl bezahlen.”
Danefield wippte in seinem Stuhl leicht vor und zurück. Nachdenklich sah er Nigel Cummings an. Er wusste nicht, was damals zwischen Cummings und Hopes Großvater gelaufen war, weil er sich zu dem Zeitpunkt noch nicht in der Stadt aufgehalten hatte, aber er war sich ziemlich sicher,
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