Mann meiner Sehnsucht (German Edition)
weißt genau, dass Hopp nicht gut auf mich zu sprechen ist. Willst du ihr Wort über meines stellen oder Rolands? Und dann noch John. Er war auch dabei. Er hat auch gesehen, was passiert ist. Also ich sage, wir geben dem Mörder, was ihm zusteht. Ich sage, wir hängen ihn auf.”
Nervös rieb Carmichael seine Handflächen über seine Oberschenkel. Der speckig glänzende Stoff seiner Hose zeigte deutlich, dass er das häufiger tat.
“Also ich weiß nicht, Nigel”, gab Hugh Carmichael zu bedenken. “Ich kenne Hopp schon solange, und ich glaube nicht...”
“Also denkst du, ich hätte es getan?” Cummings’ Stimme peitschte schneidend durch den Raum.
“Nein!” Entsetzt starrte Hugh ihn an. “Nein, Nigel, das will ich damit ganz und gar nicht sagen. Aber, aber, ich kann da keine Entscheidung treffen. Das muss ein Gericht...”
“Ein Gericht würde das gleiche sagen. Warum also wollen wir Zeit verschwenden. Lass es uns erledigen.”
“Nigel, das kann ich nicht machen. Das weißt du.”
“Hast du etwa Schiss?” Cummings wusste, wie er Carmichael anpacken musste. Zu seiner Überraschung nickte dieser.
“Ja, Nigel. Ja, ich hab Angst. Ich weiß, dass ich kein guter Sheriff wäre, ich bin ja noch nicht mal ein guter Deputy. Aber ich will alles richtig machen. Ich habe ein Telegramm nach Green River geschickt, und ich werde warten, bis jemand kommt, der weiß, was zu tun ist.”
“Verdammt, Hugh...”
“Nein, Nigel. Tut mir leid. Ich weiß, dass du wütend bist. Das wäre ich auch, wenn ich mit angesehen hätte, wie der Sheriff gestorben ist. Aber du musst verstehen...”
“Alles, was ich verstehe, ist, dass du ein elender Schlappschwanz bist. Aber du wirst schon sehen, was du davon hast.” Er musste sich zusammennehmen, um Hugh Carmichael nicht über den Haufen zu knallen, als dessen Hand sich vorsichtshalber auf den Griff seines Revolvers legte.
Drohend.
Verdammt. Hugh Carmichael war der größte Schwächling von Silver Springs. Warum musste er ausgerechnet heute sein Rückgrad entdecken?
“Darf ich zu ihnen?”
“Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist, Nigel.”
Ohne ein weiteres Wort wandte Nigel Cummings sich ab und verließ das Büro.
“Hugh?”
Carmichael sah auf, als er seinen Namen aus Richtung der Gefangenen hörte. Sein Gesicht hellte sich auf, als er zu Hope trat, die auf der Pritsche in ihrer Zelle, gleich die erste von den dreien im Gefängnistrakt, saß.
“Danke.”
Irritiert sah er sie an. “Danke, wofür?”
“Danke, dass du zumindest an Cummings’ Wort zweifelst. Und danke, dass du ihn nicht hier herein gelassen hast.”
“Ich tue nur meine Pflicht.”
“Ich weiß. Aber es gibt verschiedene Arten, seine Pflicht zu tun.”
“Ich habe nach Green River telegrafiert. Sie werden einen Richter schicken, aber ich weiß nicht, wann. Solange müsst ihr hier bleiben.”
“Das macht nichts. Ich bin bereit zu warten. Ich habe zehn Jahre lang darauf gewartet, Cummings zu entkommen. Da kommt es auf einige Tage oder Wochen auch nicht mehr an.”
“Du glaubst also, dass der Richter dich”, sein Blick zuckte zu Gabriel, der schweigend ebenfalls auf der Pritsche seiner Zelle saß, allerdings der letzten in der Reihe, sodass eine unbesetzte zwischen ihnen lag, “- also dass er euch freisprechen wird?”
“Er hat gar keine andere Wahl. Wir sind unschuldig. Cummings lügt.”
“Aber ich kenne Nigel schon fast mein ganzes Leben...”
Hope stand auf und umklammerte die Gitterstäbe. “Genau. Du kennst ihn schon fast dein ganzes Leben. Und genauso lange weißt du schon, was für ein Unmensch er sein kann und wozu er fähig ist.” Sie atmete tief durch. “Du kennst auch mich schon seit zehn Jahren. Traust du mir etwa zu, den Sheriff zu erschießen?”
Wieder zuckte Hugh Carmichaels Blick zu Gabriel. “Nun, dir nicht...”
Frustriert wandte Hope sich ab und setzte sich wieder. Sie zog Motte auf ihren Schoß und begann, sie zu kraulen. Natürlich. Fast jeder in Silver Springs kannte sie und auch wenn ihr die wenigsten den Mord an Sheriff Danefield zutrauten, so wusste niemand, was er von Gabriel zu halten hatte.
“Es tut mir leid, Hopp, wirklich.”
Hope sah auf. “Mein Name ist Hope. Hope Granger. Nenn mich bitte nie wieder Hopp.”
Carmichael hatte den Anstand rot zu werden. “Natürlich”, murmelte er und verließ mit hängenden Schultern den Raum.
KAPITEL ZWEIUNDVIERZIG
“Und ich sage: Hängen wir ihn auf!” Zustimmendes Gemurmel erklang rings
Weitere Kostenlose Bücher