Mann meiner Sehnsucht (German Edition)
um ihn herum, und Nigel Cummings verzog die Lippen zu einem siegessicheren Lächeln.
“Barkeeper! Noch eine Runde für alle!”
Diese Ankündigung wurde mit wesentlich mehr Begeisterung aufgenommen, als der Aufruf zur Lynchjustiz, aber Nigel war sich sicher, dass alles nur eine Frage der Zeit und des Alkohols war.
Immerhin war es noch früh am Abend, aber es war auch Samstag und fast alle Viehtreiber der umliegenden Ranches und etliche Schürfer würden in wenigen Stunden ihren Weg nach Silver Springs gefunden haben. Und diese rauen Burschen hatten nur ein Ziel: Sie wollten sich sinnlos betrinken, ihren Spaß haben und kräftig einen drauf machen.
Noch einige Freirunden, noch einige gezielt gestreute Anschuldigungen und Verdächtigungen und den Cowboys wäre es egal, ob sie sich einfach nur prügelten – oder ob sie als wütender Mob loszogen, um jemanden zu lynchen.
Hope und dieser Kerl, McKinlay, saßen jetzt schon seit acht Tagen im Knast, und noch immer weigerte Hugh Carmichael sich standhaft, ihm zumindest Hope auszuliefern. Dabei gehörte sie ihm, egal was Hope auch behauptete. Cummings grinste in sein Bier. Nun, einen aufgebrachten Lynchmob würde Carmichael sich ja wohl kaum entgegenstellen wollen – nicht, wenn er nicht gleich neben dem Gefangenen baumeln wollte.
“Auf Sheriff Danefield!”, rief Cummings zwei Stunden später und hob sein Glas. Alle Anwesenden taten es ihm gleich und fielen in den Toast mit ein. “Und auf seine Deputies! Es ist eine Schande, wie sie sterben mussten. Eine Schande, jawohl! Also ich würde mich bedeutend wohler fühlen, wenn ich wüsste, dass ihr Mörder seine gerechte Strafe bekommen hat.” Wieder zustimmendes Gemurmel, diesmal lauter. “Aber der Mörder unseres Sheriffs und seiner getreuen Deputies sitzt mit seiner Geliebten bei voller Kost und Logis in unserem schönen, warmen Gefängnis und lässt es sich gut gehen, während der Sheriff und seine Männer in ihren kalten Gräbern ruhen.”
Rufe. Lauter.
Cummings’ Grinsen wurde breiter. Allmählich entwickelte sich die Sache so, wie er es sich gedacht hatte. Er gab dem Barkeeper ein Zeichen, noch eine Runde für alle auszuschenken, und soweit er es sehen konnte, sagte niemand nein.
“Hugh Carmichael, diese feige Memme, traut sich ganz einfach nicht, seine Pflicht zu tun. Ihr wisst alle, was für ein Versager er ist. Der hat doch Angst vor seinem eigenen Schatten!”
Beifallsrufe und ein erstes: “Holen wir sie uns!”
Die Forderung wurde aufgegriffen, wiederholte sich und noch ehe Cummings es sich versah, war die Meute johlend und grölend unterwegs zum Gefängnis. Pistolenschüsse dröhnten durch die Nacht, und Fackeln erhellten den Weg.
“Hugh Carmichael!”, schrie Cummings mit hochrotem Kopf, als sie das Büro des Sheriffs mit dem angrenzenden Gefängnis erreicht hatten. “Wir fordern dich auf, uns McKinlay zu übergeben, damit wir ihn seiner gerechten Strafe zuführen können.” Zustimmende Rufen tönten über die Straße.
“Hast du uns gehört, Carmichael?”
Im Innern des Sheriffbüros kauerte Hugh Carmichael mit seinem Revolver hinter einem der vergitterten Fenster und starrte angestrengt nach draußen. Schweiß rann ihm in Strömen über die Stirn, und er schluckte nervös. Verdammt!
Der Platz vor dem Gefängnis war voller Menschen. Menschen, die er kannte, aber auch Menschen, hauptsächlich Cowboys, die er nie zuvor gesehen hatte. Der Schein der Fackeln verlieh ihren fanatischen Gesichtern etwas Gespenstisches, und Hugh spannte nervös den Hahn seines Revolvers.
“Geben Sie mir eine Waffe”, hörte er von hinten die Stimme des Gefangenen.
“Das kann ich nicht tun”, gab Carmichael gepresst zurück. Verdammt, er war der Deputy. Er vertrat das Gesetz. Die Gefangenen unterstanden seinem Schutz. Wieso nur konnte die Meute da draußen das nicht begreifen?
“Carmichael, allein können Sie das Gebäude nicht halten. Verdammt, lassen Sie mich raus und geben Sie mir eine Waffe!”
Stumm schüttelte Hugh Carmichael den Kopf, und Gabriel biss frustriert die Zähne zusammen. Sein Blick zuckte zu Hope, die schweigend und mit wächsernem Gesicht auf ihrer Pritsche kauerte. Wenn der Mob die Tür aufbrach, hatten sie keine Chance. Er traute es Carmichael einfach nicht zu, sie zu verteidigen. In was für eine ausweglose Situation hatte er sie da nur gebracht?
“Carmichael”, versuchte er es noch einmal, “die bringen uns um. Und Sie wissen doch so gut wie ich, dass wir unschuldig
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