Mann meiner Sehnsucht (German Edition)
nicht.
“Aus dem Weg!”, stieß sie plötzlich hervor und stürzte sich erneut auf den Eimer. Gabriel rieb ihr mit der Hand über den Rücken.
“Doktor Hodges kommt heute noch mal vorbei, um nach mir zu sehen. Ich denke, er sollte auch dich gleich untersuchen.”
“Unsinn”, stöhnte Hope. “Ich brauche keinen Arzt. Ich bin noch nie krank gewesen. Mir geht es gut.” Aber ihr Magen strafte ihre Worte Lügen.
“Nein!”, protestierte Hope. Sie verschränkte die Arme vor dem Körper und drehte den Männern demonstrativ den Rücken zu. “Ich habe schon vorhin gesagt, dass es mir gut geht. Mir fehlt nichts, und ich werde mich nicht von diesem Quacksalber untersuchen lassen.”
Viel sagend sah Hodges Gabriel an, schien die Beleidigung aber nicht allzu übel zu nehmen. Seit McKinlay ihn gebeten hatte, auch Hope zu untersuchen, hatte diese sich störrisch und bockig gezeigt, aber Gabriel war nicht gewillt nachzugeben. Er hatte einen Verdacht, um was es sich bei Hopes morgendlicher Übelkeit handeln könnte, aber er wollte sicher gehen und sich ihren Zustand von einem Arzt bestätigen lassen. Auch “Geht mit den Wolken” hatte zu Beginn ihrer Schwangerschaften unter Übelkeit gelitten, und auch wenn sie keinen Arzt aufgesucht hatte, so hatte sie zur Linderung ihrer Beschwerden doch die Kräutertees getrunken, die der Medizinmann des Stammes für sie zubereitet hatte.
“Hope, sei vernünftig. Dir ist seit Tagen übel, das hast du selbst gesagt.”
“Na und? Dann habe ich eben etwas Falsches gegessen.”
Gabriel schmunzelte. “Ich habe dasselbe gegessen wie du, und mir geht es gut.” Er trat näher zu Hope, bis er direkt hinter ihr stand. Dann legte er ihr seine Hände auf die Schultern und zog sie an sich.
“Mir zuliebe. Bitte, Hope.”
Er spürte, wie sie zögerte, aber als ihre Schultern sich entspannten, wusste er, er hatte gewonnen.
“Herrje, dann lass ich mich eben in Gottes Namen untersuchen.” Wütend drehte sie sich um und stapfte hinüber, wo Hodges wartete. “Na los”, sagte sie ungnädig. “Bringen wir es hinter uns.”
Über ihre Schulter hinweg sah Hodges Gabriel mit einem Zwinkern im Auge an, dann wandte er sich Hope zu.
“In Ordnung, machen Sie den Oberkörper frei und setzen Sie sich.”
“Ich soll was?”
“Sie sollen den-”
“Ich habe Sie gehört, verdammt noch mal. Aber Sie glauben doch wohl nicht, dass ich mich hier vor Ihnen ausziehe?”
Hodges seufzte. “Hope, wie soll ich Sie denn sonst untersuchen?”
“Das ist mir ziemlich egal. Lassen Sie sich etwas einfallen. Schließlich bin ich nicht diejenige, die untersucht werden will. Ausziehen tue ich mich jedenfalls nicht.”
“Nur das Hemd, Hope. Ich verspreche, Sie können ihre Unterwäsche anbehalten.”
Einen Moment lang dachte er, Hope würde auch das ablehnen, aber dann knöpfte sie mit schnellen, wütenden Bewegungen ihr Hemd auf und ließ es von den Schultern gleiten.
“Drehen Sie sich um. Ich möchte ihren Rücken abhören.”
Hodges wollte eben sein Stethoskop ansetzen, als er mitten in der Bewegung erstarrte. Ungläubig starrte er auf die Narben, sie Hopes schlanken Rücken überzogen. Nur ein Teil, ein, wie er beinahe befürchtete, geringer Teil war unter ihrer Unterwäsche sichtbar, weil sich die Narben auch über ihren Nacken und ihre Schultern erstrecken. Howard Hodges’ schluckte. Er hatte schon zu viele ähnliche Vernarbungen gesehen, um zu wissen, dass sie nicht von einem Unfall herrührten. Nein, diese Spuren hatten Peitschen- oder Stockhiebe hinterlassen, und zwar über einen Zeitraum von mehreren Jahren.
Sein Blick zuckte zu Gabriel, der ihn mit versteinerter Miene ansah. McKinlay hatte also von den Narben gewusst. War es seine Absicht gewesen, dass auch jemand anders sie sah? Wollte er einen Zeugen haben für das, was ganz offensichtlich Nigel Cummings Hope angetan hatte?
“Was ist?”, riss ihn Hopes ungeduldige Stimme aus seinen Gedanken.
“Nichts”, murmelte er hastig und machte sich an die Arbeit.
“Und? Was fehlt mir?”, fragte Hope noch immer mürrisch, nachdem Hodges die Untersuchung für beendet erklärt hatte.
Hodges lächelte. Noch immer musste er an die Narben denken, die den Rücken der jungen Frau überzogen, die gerade so kämpferisch ihr Kinn in die Höhe reckte. Hatte sie sich deshalb nicht vor ihm entkleiden wollen? Er konnte es ihr nicht verdenken. Was für ein Mensch war Nigel Cummings nur? Er selbst hatte nie viel mit ihm zu tun gehabt, aber bei
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