Mann meiner Sehnsucht (German Edition)
ihn triumphierte?
Aber alles, was er sah, waren die Wärme und die Liebe, die Gabriel McKinlay für seine junge Braut empfand, als er ihre Lippen soeben mit einem Kuss verschloss.
KAPITEL FÜNFZIG
“Hast du alles gepackt?”, fragte Gabriel und schloss seine Satteltasche. Hope sah sich im Hotelzimmer um, in das sie, auf Drängen ihres Urgroßvaters gezogen waren. Sie wusste, dass es dem alten Herren noch immer schwer fiel, Gabriel als einen Teil der Familie zu akzeptieren, aber um ihretwillen hatte er sich wirklich Mühe gegeben. Sie hatten lange Gespräche miteinander geführt, sie hatten gelacht und sich an Menschen erinnert, die sie beide einst gekannt und geliebt hatten. Wenn er nicht gerade bemüht war, seinen Dickkopf durchzusetzen, konnte William Davis ein sehr netter und äußerst unterhaltsamer Gesprächspartner sein. Er hatte sie mehrfach darum gebeten und schließlich hatte Hope zugestimmt, ihn mit Gabriel nach Chicago zu begleiten.
Es hatte Jahre gedauert, so hatte William Davis ihr gestanden, bis er seinen Stolz überwunden und an seinen Enkel geschrieben hatte. Zu tief war seine Verbitterung über den Verrat gewesen, wie er die Tatsache, dass Hopes Vater ihn damals verließ, empfunden hatte. Monate waren vergangen, ohne dass eine Antwort eingetroffen war. Also hatte Davis angenommen, Hopes Vater war genauso verstockt wie er selbst und hatte die Angelegenheit erneut ruhen lassen. Schließlich, als er seinen Tod immer näher rücken sah, hatte er die Entfremdung zu seinem einzigen Enkels und dessen Familie nicht länger ertragen können und Nachforschungen nach ihrem Verbleib angestellt. Zunächst ohne Erfolg. Es waren Jahre vergangen, und ihre Spur hatte sich irgendwo im Westen verloren. Weitere drei Jahre zogen ins Land, ehe die Detektive, die William Davis ausgeschickt hatte, Mitglieder des Siedlertrecks aufspürten und in Erfahrung brachten, dass sein Enkel und seine Frau tot waren, bereits auf dem Treck verstorben, aber dass ihre Tochter, Hope, überlebt hatte. Er hatte sich aufgemacht nach Silver Springs, wo sie zuletzt gesehen worden war, um sie zu suchen. Als er in Green River Station gemacht hatte, war der Marshall gerade ebenfalls nach Silver Springs aufgebrochen, weil eine gewisse Hope Granger und ihr Partner, Gabriel McKinlay in Verdacht standen, den Sheriff ermordet zu haben. Sie waren gerade noch rechtzeitig gekommen, um Hope und McKinlay vor dem aufgebrachten Lynchmob zu retten.
Hope seufzte. Sie selbst hatte in ihrem Leben nicht viel Liebe kennen gelernt, aber es war nicht ihre Schuld gewesen. William Davis hingegen hatte es sich selbst zuzuschreiben, dass er die Liebe all derer, die ihm nahe standen, verloren hatte. Aber sie war bereit, ihm die Hand zur Versöhnung zu reichen. Wenn er sich bereit erklärte, Gabriel als Teil ihres Lebens zu akzeptieren, würde sie versuchen, die Kluft, die zwischen ihrem Großvater und später auch zwischen ihrem Vater und Davis bestanden hatte, zu überbrücken. Es würde schwer für ihn werden, das wusste Hope, aber es wäre zugleich ein Beweis seiner Ernsthaftigkeit.
Es klopfte leise an der Tür.
Hope sah auf die Uhr auf dem Kaminsims. Es war noch ein wenig zu früh. Ihr Gepäck, ihr Urgroßvater hatte darauf bestanden, dass sie noch einige Kleider für die Reise kaufte, sollte erst in einer halben Stunde zur Kutsche hinuntergebracht werden.
“Wer ist da?”, rief Gabriel, erhielt aber keine Antwort. Fragend sah er Hope an, dann öffnete er mit einem Schulterzucken die Tür. Erst sah es so aus, als hätte ihnen jemand einen Streich gespielt, denn es war niemand zu sehen, aber dann trat zögernd ein alter Indianer ins Blickfeld.
“Sei gegrüßt, Wolfsauge”, sagte er an Gabriel gewandt und nickte auch Hope grüßend zu. Sie erkannte ihn wieder. Es war der alte Indianer, der den Sheriff und Cummings zu ihrer Mine geführt hatte.
“Sei gegrüßt, Weißer Adler”, erwiderte Gabriel. Seit jenem Tag, an dem der Alte mit ihnen gesprochen hatte, hatte er ihn nicht wieder gesehen, obwohl Carmichael ihnen versichert hatte, dass Weißer Adler sich sonst in Silver Springs herumtrieb. Offensichtlich hatte er sich woanders hin verzogen, aber nun war er wieder da.
“Kann ich Wolfsauge sprechen?”
Er sprach langsam, zögernd und als Gabriel nickte, verfiel er in die Sprache seines Volkes. Hope lauschte aufmerksam, aber es war ihr unmöglich, etwas von der fremden, gutturalen Sprache zu verstehen. Gabriel hingegen hatte damit keine Schwierigkeiten.
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