Mann meiner Sehnsucht (German Edition)
weitergegangen.
Während Gabriel den Wagen entladen und die Vorräte verstaut hatte, hatte sie die Hütte noch einmal geputzt, bis sie zumindest leidlich bewohnbar war. Bei der Erinnerung an all die dicken Spinnen, die scheinbar in jeder Ecke gelauert hatten, lief ihr ein Schauer nach dem anderen über den Rücken, aber sie war sich ziemlich sicher, dass sie sie fast alle hinausgekehrt hatte. Allein das Ungeziefer unter den Fußbodenbrettern zu vertreiben, würde noch einige Zeit dauern, und Hope hoffte, dass es die neuen Bewohner der Blockhütte nicht allzu zahlreich heimsuchen würde, bis Motte ihren Jagdinstinkten nachgekommen war. Dann hatte sie die mitgebrachten Decken auf die beiden Schlafräume verteilt. Ebenso wie die alten Decken waren die Matratzen den Mäusen und anderen Nagetieren zum Opfer gefallen. Somit würden sie leider noch einige Tage auf dem Boden schlafen müssen, bis sie genügend Gras getrocknet hatte, um damit neue Matratzen zu stopfen. Die dicken Taue allein, die zwischen die stabilen Seitenbohlen der Betten gespannt waren, bildeten eine ungemütliche Grundlage.
Leise seufzend hatte Hope dann ihr altes und neues Zuhause betrachtet, ehe sie hinausgegangen war, um auf der Wiese am Berghang neben der Quelle das frische, hohe Gras zu mähen. In spätestens zwei Tagen würde es, sofern es nicht regnete, und es sah wirklich nicht danach aus, trocken genug sein, um eine gute Matratzenfüllung abzugeben. Hope konnte spüren, wie ihr Herz schneller klopfte bei dem Gedanken, an den süßen Geruch von frischen Heu, auf das sie ihren Kopf betten würde und hatte spontan beschlossen, spazieren zu gehen.
“Wo sind Sie gewesen?”, fragte Gabriel, als Hope die Hütte betrat und die Tür sorgsam schloss. Überrascht stellte sie dabei fest, dass er die ledernen Scharniere, ebenso wie den zerbrochenen Riegel während ihrer Abwesenheit bereits repariert hatte.
“Draußen”, erwiderte sie und ging hinüber zum Feuer, um die Zutaten für das Abendessen herauszulegen.
“Wo draußen?”
Hope sah ihn an. Er saß wie ein Indianer mit überkreuzten Beinen vor der Feuerstelle auf dem Boden und reparierte einen Zügel. Motte hatte sich in eine Ecke zurückgezogen und schien zu schlafen. Kein Wunder, dass sie müde war, dachte Hope, immerhin hatte die kleine Katze den ganzen Tag aufgeregt herumgetobt und schon zwei Mäuse zur Strecke gebracht. Nur Mottes Ohren zuckten hin und wieder, sicheres Zeichen dafür, dass sie die Anwesenheit der Menschen wahrnahm.
“Na draußen eben. Wo sonst sollte ich wohl gewesen sein?”
“Ich erwarte, dass Sie mir Bescheid sagen, wenn Sie sich von der Hütte oder von mir entfernen.”
Langsam ließ Hope die Kartoffel, die sie in der Hand hielt, sinken und stützte ihre Hände auf den Tisch. Das Gefühl der Freiheit, das sie während ihres Spaziergangs empfunden hatte, schien ihr entgleiten zu wollen, und Hope bemühte sich verzweifelt, es festzuhalten.
“Damit das ein für alle mal klar ist”, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. “Ich gehe, wohin ich will und wann ich will. Haben wir uns da verstanden?”
“Nein.”
Hope spürte, wie ihre Nackenhaare sich aufstellten. Ihr Herz klopfte schneller, ob vor Angst oder lediglich Aufregung vermochte sie nicht zu sagen, aber sie fühlte, wie ihre Handflächen feucht wurden und ballte in hilflosem Zorn die Fäuste. Zehn Jahre lang hatte sie über jeden ihrer Schritte Rechenschaft ablegen müssen. Zehn Jahre lang, hatte ein anderer bestimmt, wann sie was tun durfte. Zehn Jahre lang hatte man ihr vorgeschrieben, wann sie essen, wann sie schlafen und wann sie arbeiten musste. Aber diese Zeiten waren jetzt vorbei. Ein für alle mal.
Sie war endlich frei.
Sie war ihr eigener Herr, und sie würde niemanden das Recht geben, über sie zu verfügen, auch nicht Gabriel McKinlay.
Tief atmete sie ein.
“Mister McKinlay”, begann sie. “Ich werde mir von niemanden Vorschriften machen lassen, auch nicht von Ihnen. Wenn Sie also noch eine weitere Bedingung stellen wollen und wieder drohen, andernfalls unsere Partnerschaft zu lösen, dann können Sie verdammt noch einmal hingehen, wo der Pfeffer wächst!”
Ihre Stimme war mit jedem Wort lauter und kräftiger geworden, und Hope stellte überrascht fest, wie gut es sich anfühlte, endlich einmal ihre Meinung zu vertreten.
“Wenn Sie also…”
“Ich habe mir Sorgen gemacht”, fiel er ihr ins Wort.
Hope verstummte.
“Was?”, fragte sie dann.
“Ich habe mir
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