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Mann mit Anhang

Mann mit Anhang

Titel: Mann mit Anhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gitta von Cetto
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als
Ronald Jeannette zum Flugplatz brachte. Vor fünf Minuten hatten sie sich von
Goggi und Nico verabschiedet, und nun waren sie plötzlich allein in dem großen
Wagen und mußten davon Kenntnis nehmen, daß das Schicksal sie für ein paar
Stunden zusammengeführt hatte, ehe es sie wieder in zwei verschiedene
Richtungen schickte. »Wir sind früh dran«, sagte Ronald.
    »Findest du?« Jeannette zog
ihren weißen Wildlederhandschuh glatt. »Wenn ich’s recht bedenke, sind wir
ziemlich spät dran.«
    »Wieso?«
    Wie langsam schalteten diese
Männer! »Du und ich, Roni.«
    Ronald schwieg. Er fixierte das
rote Lichtsignal einer Verkehrsampel, als sei es das Auge eines Feindes, und
schoß dann als erster Wagen los, als das Licht auf Grün wechselte.
    Jeannette lächelte. »Rase nicht
so, Roni, ich erwische mein Flugzeug schon noch.«
    »Ich weiß«, erwiderte er
grimmig. »Warum willst du überhaupt mit dieser kleinen, windigen Kiste
fliegen?«
    »Weil diese kleine, windige
Kiste die einzige ist, die an einem Mittwochnachmittag nach Paris fliegt.«
    »Und wie wär’s mit einem
Donnerstag? Du könntest doch bis morgen warten?«
    »Hör zu, Roni, ich habe mein
ganzes Leben lang gewartet. Vergiß das nicht.«
    Er versetzte Jacky mit der
Rechten einen leichten Klaps. »Wenn du nur das ewige Nägelbeißen sein lassen
würdest.«
     
    Auf dem Flugplatz war um diese
Stunde lebhafter Betrieb. Ronald parkte den Wagen und ging mit Jeannette zur
Halle. Er trug ihren leichten, dunkelblauen Koffer. »Ist das dein ganzes
Gepäck?«
    »Nein, ich habe noch ein
kleines Depot in Zürich. Aber viel Gewicht schleppe ich nicht über den Ozean.
Fliegen, du weißt ja, da ist man beschränkt mit Gepäck.« Sie blieb an einem
Verkaufsstand stehen und besah die Fotoapparate. »Du hast einen sehr
sympathischen Schwiegersohn«, sagte sie wie aus einem Traum erwachend.
    »Sympathisch ja, aber es muß
sich noch herausstellen, ob er auch tüchtig ist. Goggi hat ihn sich in den Kopf
gesetzt und hat ihn bekommen. Sie hat fast immer alles bekommen, was sie
wollte.«
    »Wenn ich nicht irre, ist sie
ein Sonntagskind.«
    »Ja.«
    »Ich bin auch ein Sonntagskind,
aber ich habe nicht immer bekommen, was ich wollte. Vor allem nicht den Mann,
den ich mir in den Kopf gesetzt hatte.«
    Ronald nahm Jackys Leine
kürzer. »Wollen wir ins Restaurant und eine Tasse Kaffee trinken? Es ist noch
über eine halbe Stunde Zeit bis zum Abflug.«
    Der Tisch, den er wählte, stand
an dem großen Fenster, durch das man hinaus in das regennasse Grau des
Flugplatzes sah. »Erzähle mir was von dir«, bat Ronald.
    »Ich habe dir doch immer alles
geschrieben.«
    »Ach, deine Briefe ein- oder
zweimal im Jahr, das ist doch nichts. Ich weiß von jedem Filmstar und jedem
langweiligen Minister mehr als von dir. Warum hast du dich eigentlich von
deinem ersten Mann getrennt?«
    »Er war so grenzenlos
eifersüchtig, daß er mich kaum allein auf die Straße ließ. Er spürte wohl, daß
ich ihn nicht liebte, daß ich ihn gewissermaßen nur als >Erste Hilfe<
nach meinem Unfall mit dir in Anspruch genommen hatte. Aber er war sich über
die Zusammenhänge natürlich nicht klar. Seine Vermutungen gingen in falsche
Richtungen. Er glaubte, ich hätte Affären mit anderen Männern und sei daher ihm
gegenüber so zurückhaltend. Es war von mir natürlich nicht sehr schön, ihn ohne
jedes Gefühl zu heiraten.«
    Ronald winkte ab. »Ach, was
heißt das. Jeder Mensch versucht einen Sprung im Herzen auf irgendeine Weise zu
kitten.«
    »Gut, da magst du recht haben.
Jedenfalls aber erwies sich mein Versuch als falsch, denn James’ Eifersucht
nahm unerträgliche Formen an. Nach Sheilas Geburt bestand er darauf, von dem
Kind eine Blutprobe machen zu lassen, tun seiner Vaterschaft sicher zu sein.
Ich packte mein Baby und ging. Ein halbes Jahr später wurde ich geschieden und
heiratete einen Komponisten, der keinen roten Heller besaß. Er war am Ende, und
ich dachte, er könnte ohne mich nicht leben.«
    »Er konnte aber doch, soviel
ich mich entsinne. Stimmt’s?«
    »Er konnte sogar sehr gut,
nachdem ich ihn auf die Beine gestellt hatte. Ich schuftete damals schwer. Ich
trat in einem Nightclub auf und gab obendrein noch Sprachunterricht.« Sie schnippte
ein Tabakkrümelchen vom Tisch. »Bondy war nicht übel, er war sogar ein netter
Kerl, aber das ganze Geld, das er und ich zusammen verdienten, ging für
irgendwelche Freundschaften flöten.«
    »Traurig.«
    »Ja, ein bißchen«, sagte
Jeannette

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