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Mann mit Grill sucht Frau mit Kohle

Mann mit Grill sucht Frau mit Kohle

Titel: Mann mit Grill sucht Frau mit Kohle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milosz Alexandra; Matuschek Kilian
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Hirsch ja diesmal in den Genuss hormoneller Entspannung. Zeit wird’s. Alexandra bekam ja bereits ein Haus am Meer und einen Dreier angeboten!
    Inka bestellt sich einen Latte Macchiato, das inzwischen schon vielfach parodierte Biedermeiergetränk neu zugezogener Möchtegernszene-Berliner.
    Beim Kennenlernen sind die ersten zehn Minuten immer am schnellsten rum. Bis man sich auf einen Platz geeinigt (»Bank oder Stuhl«?, »nahe Kamin oder in der Ecke«?) und die Karte bekommen hat (»wollt ihr auch was essen?«), spricht man vor allem in Floskeln: »So, da wären wir.« – »Ja, ja, hat ja nun doch endlich geklappt.« – »Na, wie ist die Lage?«
    Inka schüttet keinen Zucker in ihren Latte Macchiato. Sie nimmt keinen Schluck. Sie rührt mit dem Löffel das erste Mal um.
    Dann quatscht sie sich warm. In den zweiten zehn Minuten erfahre ich, dass ihr erster Freund Model war (»hätte nie gedacht, dass ich mal so einen Mann bekomme«) und ihr zweiter Freund Psychopath (»er war mal bei der Bundeswehr«).
    Das Gespräch nimmt Fahrt auf. Ich soll mich vor be­­sonders hübschen Frauen im Internet hüten, meint sie. Ihr Psychopathenfreund hätte mehrere solcher Profile be­­trieben und über Monate mit nichts ahnenden Männern wahre Brieffreundschaften aufrechterhalten.
    Ich muss schlucken. Männer, die sich als Frauen aus­geben? Sollte »bella_82« aus Berlin, die PR-Managerin mit Lockenkopf und Stupsnase, vielleicht tatsächlich ein Unteroffizier aus Gifhorn gewesen sein? Oder war die Schönheitskönigin aus Hamburg vielleicht ein Panzergrenadier aus Kempten? Und versteckte sich hinter der lustigen Friseurin aus Bielefeld in Wirklichkeit »Private Joker« aus Full Metal Jacket ?
    Ihre Hand ist jetzt ein Schneebesen. Der Latte Macchiato im Glas kommt auf circa 3000 U/min. Mir ist äußerst schwindelig.
    Langsam glaube ich, dass sie mir einen Zaubertrick vorführen will. Wenn das Date rum ist, soll der Latte Macchiato zu Quark gequirlt sein. Und ich hypnotisiert. Dann könnte sie ihn zurückgeben und einen neuen bekommen, mutmaße ich. Und ich wache irgendwann als von ihrem Exfreund malträtierter Sandsack auf einem Truppenübungsplatz wieder auf.
    Vielleicht ist das mit dem Löffel ja kein Nervositätstick, sondern eine Masche? So nach dem Motto: Tausendmal gerührt – und dann hat es »Zoom« gemacht. Sie hat schöne Augen, denke ich. Aber nach »Zoom« ist mir trotzdem nicht zumute. Emotional fühle ich mich eher nach »Es fährt ein Zug nach nirgendwo« als nach Klaus Lage. Mir sitzt die Geschichte mit dem Unteroffizier noch in den Knochen.
    Inka hat mir mit ihrem Gequirle ganz schön die Augen verdreht. Ich erhole mich kurz auf dem Klo. Als ich zurückkomme, wartet eine Überraschung auf mich. Tataaa! Es ist ein Kaffeejoghurt deluxe, handgerührt! Unglaublich, was man in einer halben Stunde Gespräch doch nebenher produzieren kann.
    Inka ist super sympathisch. Aber mir genügt auch eine Frau, die ihren Kaffee einfach nur trinkt.
Mit Misty (28) im Berghain-Darkroom
    Kennt man die Ewoks eigentlich noch? Das sind diese kleinen Kampfteddybären aus Die Rückkehr der Jedi-Ritter , dem letzten Teil der Star-Wars-Saga. Sie wohnen auf dem Planeten Endor, pflegen archaische Sitten wie Kannibalismus, verehren Götter (wie C-3PO), verbünden sich mit den Rebellen und kämpfen mit Pfeil und Bogen gegen das Imperium. Zumindest dachte man das bisher.
    (Trommelwirbel!) Tadadadaaaadaaaa – tadadadaaaaadaaaa – tadadadaaaaaahhhhdaaa – tadadadaaaaaaah (Star-Wars-Musik)
Episode IV – Ein fataler Irrtum

    Berlin-Friedrichshain ist Ewok-Land. Eigentlich ist Friedrichshain der coolste Kiez der Welt. Man kann hier theoretisch um zehn Uhr morgens mit Ballonseide-Turnhose und Unterhemd Bier am Kiosk kaufen, ohne blöd angesehen zu werden. Nirgendwo in Deutschland ist »schon out sein« vermutlich so nah dran am »wieder in sein« wie hier. Macht man das Gleiche in München-Schwabing, bekommt man im besten Fall 50 Cent zugesteckt und wird im schlimmsten Fall verhaftet. Das ­einzig Irritierende an Friedrichshain ist, dass der Großteil der Bevölkerung in dunklen Kapuzenpullis herumläuft. Ich nenne die Kapuzenfraktion »Ewoks«. Auf dem Kopf tragen sie Pelz (Rastalocken, verfilzte Haare), kommunizieren in kryptischen Zeichen

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