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Mann mit Grill sucht Frau mit Kohle

Mann mit Grill sucht Frau mit Kohle

Titel: Mann mit Grill sucht Frau mit Kohle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milosz Alexandra; Matuschek Kilian
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geschrieben hast, kommt mir irgendwie bekannt vor …« Ach, tatsächlich? Nicht, dass wir uns kennen … Hm, gut, er erzählt erst mal von sich. »Ich wohne seit drei Jahren in Berlin und habe eine gewisse Zeit benötigt, um mich zu akklimatisieren und mein Leben neu zu ›ordnen‹ … Die Phase habe ich mittlerweile abgeschlossen und bin zu frischen Taten bereit …«
    Ach so! Das meint er.
    Â»Ich gehe sehr gerne ins Kino, schaue mir Ausstellungen an, gehe auf Flohmärkte und bin auch sonst viel in der Stadt unterwegs. Ansonsten gehe ich gern schwimmen und im Winter auch in die Sauna … Ich würde gerne auch noch viel mehr machen, dazu fehlt mir leider bisher die passende Partnerin. Besonders der Austausch von Gefühlen, Meinungen und gegenseitige Bestätigung … fehlt mir doch manchmal sehr. Herzliche Grüße, Daniel. PS: Aktuelles Lichtbild liegt bei …«
    Ganz schön viele Punkte. Aber gut, es klingt nett, was er schreibt. Ich klicke auf die Bilddatei. Und fasse es nicht.
    Oh. Mein. Gott. Der Komplize? Ist ein Kollege.
Der Zeugungsgeile
    Â»Vorsatz für 2012 : Nachwuchs zeugen. Schreib mir, warum du (auf diesem Weg) schwanger werden willst und wie du es dir vorstellst. Bin gespannt  …«
    Natürlich möchte ich nicht schwanger werden. Das hat noch Zeit. Lieben Gruß an meinen Chef an dieser Stelle. Aber ein Freak, der auf Schwangere steht? Die »Kontaktanzeigen: Wer-steckt-dahinter«-Sucht hat mich schein­bar im Griff. Ich schreibe mal, ganz unverfänglich. Und »Peter« schreibt zurück. »Vielen Dank für deine Nachricht. Es freut mich natürlich, dass meine Anzeige dir so gelegen kommt. Du willst also Kinder. Wie viele denn, und wie bald? Und den Mann gleich dazu oder nur den Nachwuchs? ;-) Soviel erstmal ganz kurz aus dem Urlaub. Ich schreibe später gern noch mehr und über mich. Liebe Grüße, und natürlich noch alles Gute im neuen Jahr, Peter.«
    Der Peter klingt ziemlich unfreakig. Ich schreibe, er schreibt, es wird immer netter. Von Kindern keine Rede mehr. Peter erzählt, dass er gerade im Urlaub auf Usedom sei und dort ein schönes altes Hotel im Stil der klassischen Bäderarchitektur gefunden habe. Dass er 43 sei, aus dem Südwesten Deutschlands stamme und seit zehn Jahren in Berlin lebe. Und dass er »was mit Medien« mache. Und: Er koche gern (und gut, wie er schreibt) und lese viel. Biografien, Gegenwartsliteratur, historische Romane. Wie nett. Wir verabreden uns für zwei Wochen später. Peter schickt noch ein Foto. Es ist leicht verschwommen, gut. Und die Sonne strahlt so heftig auf sein Gesicht, dass ich nur erkennen kann, dass er dunkle Haare hat und ein schwarzes Hemd trägt. Na ja. Wird schon. Ein Hemd hat er an, das ist doch fein.
    Freitagabend, »Mokka Bar«, Kreuzberg. Etwas zu spät betrete ich das Bistro-Bar-wir-machen-alles-Lokal und schaue mich um. Alle Tische belegt, alle mit mehreren Personen. Ist er noch nicht da?
    Doch, ist er. Direkt neben dem Eingang am Fenster sitzt ein ziemlich, sagen wir, gut beleibter Mann. Der mich fragend, fast ängstlich anstarrt. Ich gehe auf ihn zu, frage: »Peter?« »Ja«, sagt Peter, steht auf und reicht mir eine sehr fleischige, sehr nasse Hand. »Hey, ja, also ich bin die Alexandra«, sage ich. »Mhhm«, antwortet Peter. Mehr nicht. »Ja, dann setze ich mich mal dazu«, sage ich und ziehe mir die Jacke aus. Peter schaut zu. Stille. Ich setze mich. »Ja, schön, dass es geklappt hat«, lüge ich. »Ja«, lügt Peter.
    Gott, so unwohl hab ich mich lange nicht gefühlt.
    Peter sitzt mir im Tweed-Jackett mit Cashmere-Pulli, der sich über seinen Bauch spannt, gegenüber. Ich greife zur Speisekarte. Peter schaut zu. Und wenn ich das über die Kartenwinkel hinweg richtig sehe, zittert er. Und schwitzt. Ich lege die Karte zur Seite. »Wir können ja jetzt mal über das, was wir beide beruflich mit Medien machen, sprechen?«, schlage ich Peter vor. »Ja, das können wir, ja«, sagt Peter. Und dann wieder nichts. Ich erzähle ihm also ein wenig von meinem Job, hoffe, er entspannt sich etwas. Ich bin doch auch aufgeregt, da kann er ja nichts für, wenn er dann nicht mehr spricht. Obwohl es mich schon wundert, arbeitet er doch in einer ziemlich kommunikativen Agentur, die Zeitungen relauncht. Unter anderem auch eine, für die

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