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Mann Ohne Makel

Titel: Mann Ohne Makel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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für möglich halten, alles fragen, auch wenn es blödsinnig schien. Ihm wurde übel, er musste heraus aus dem Zimmer oder die Terrassentür aufreißen. Die Tür war weit genug entfernt vom Hundekadaver. Er stand auf und wandte sich an Ammann. »Darf ich die Tür öffnen?«
    Ammann schüttelte sich. »Sie haben ja keine Ahnung, was alles hereinkommen kann von draußen. Das, was Sie für Luft halten, ist ein Giftcocktail. Ruß, Benzol, Formaldehyd, Arsen und was noch alles. Lieber ein bisschen schlechte Luft, als sich vergiften. Ich halte mich nur im Notfall draußen auf.«
    »Sie sind nicht mit Ihrem Hund spazieren gegangen?«, fragte Carmen.
    Ammann schüttelte sich erneut. »Um Gottes willen, auf die Idee wäre ich nie gekommen.« Er musterte Carmen, sein Gesicht verfinsterte sich. »Sie meinen wohl, ich wäre schuld, dass mein Hund totgefahren wurde? So ist das also, keine Beamten schicken, sondern das Opfer verantwortlich machen. Das sind Methoden!«
    »Das Opfer ist Ihr Hund«, sagte Carmen. »Aber das ist nicht unser Thema.« Ossi stand neben der Terrassentür, er zog ein Taschentuch aus der Hose und wischte sich die Stirn. Nichts würde er lieber tun, als das Haus dieses Irren zu verlassen.
    Aber Carmen saß auf dem Sofa, als hätte sie jemand dort festgeklebt. Ihr schienen Gestank und Hitze nichts auszumachen.
    »Ich will Ihnen mal einen kleinen Einblick in unsere Ermittlung geben«, sagte Carmen. »Wir fragen diesen und jenen Makler, die vor zwanzig bis fünfundzwanzig Jahren an Herrn Holler verkauft haben. Alle Makler sagen das Gleiche, als hätten sie ihre Aussagen aufeinander abgestimmt. Und Sie sagen auch im Kern das Gleiche wie Grothe und Meier. Und wahrscheinlich hätte Enheim uns das alles auch erzählt. Nur ist der leider tot.
    Vielleicht ist er ja auch tot, weil er die Geschichte nicht erzählen sollte.«
    Ossi schreckte auf, sie hatte Recht, diese Idee war nicht schlecht. Wie kam sie darauf? War es richtig, Ammann einzuweihen? Carmen fuhr fort: »Die Geschichte von der schlechten Konjunktur in der Immobilienbranche, das Angebot des Herrn Holler und die Geschichte von den Mängeln, die eine Rückerstattung des Kaufpreises begründeten. Die einen halten Holler für den lieben Gott, andere hassen ihn, ohne einen Grund dafür zu nennen. Und doch erzählen sie die gleiche Geschichte. Dafür gibt es zwei Erklärungen.«
    Ammann schüttelte den Kopf. Er schien noch bleicher geworden zu sein. Aber vielleicht bildete Ossi sich das ein. Ammanns linke Hand lag auf dem Knie und zitterte.
    »Erklärung Nummer eins: Es war alles so. Dann glaube ich wieder an den Osterhasen. Erklärung Nummer zwei: Es ist alles Lüge. Alle Verkäufer haben sich abgesprochen untereinander, oder Holler hat allen das Messer auf die Brust gesetzt: Wenn ihr was Falsches sagt, geht’s euch an den Kragen. Und Enheim wollte was Falsches sagen. War es so?«
    Ammann schüttelte den Kopf. Die Hand auf dem Knie zitterte.
    »Wissen Sie, was man ist, wenn man einen Mörder deckt? Wissen Sie, was man dafür kriegt vor Gericht?«
    Ammann schüttelte den Kopf.
    »Ich weiß es auch nicht genau, aber Knast springt dabei heraus. Und was glauben Sie, wie viel Gift in der Gefängnisluft ist?«
    »Hören Sie auf«, sagte Ammann. Seine Stimme war noch quäkiger als vorher. »Sie wollen mich einschüchtern. Das dürfen Sie nicht.«
    »Ich darf das. Ich tue Ihnen einen Gefallen, kapieren Sie das nicht? Ich will, dass Sie für den Rest Ihres Lebens nicht zu viel Gift einatmen, kein Benzol, kein Ruß, kein Arsen.«
    Nun begriff Ossi. Es wurde Zeit, sie zu unterstützen und Ammann stärker unter Druck zu setzen. »Wann haben Sie das letzte Mal mit Holler telefoniert?«
    Ammann öffnete den Mund zu einer Antwort.
    »Bevor Sie lügen, wir haben eine Liste aller Telefonate, die Herr Holler in den letzten Monaten geführt hat«, sagte Carmen. Ammann schüttelte wieder den Kopf. Er kam Ossi vor wie eine Marionette, an deren Kopf immer wieder jemand zog. Er saß da und schüttelte den Kopf.
    »Wann haben Sie zum letzten Mal mit Holler telefoniert?«
    »Vor ein oder zwei Wochen.«
    »Geht’s genauer?«
    »Es war am Tag nach dem Mord an seiner Tochter.«
    »Hat er angerufen?«
    Ammann nickte.
    »Er hat Sie am Tag nach dem Tod seiner Tochter angerufen.«
    Carmen hatte ihn am Haken und zog die Leine an.
    »Ja.«
    »Und was hat er gesagt?«
    »Das weiß ich nicht mehr genau.«
    »Sie lügen«, sagte Carmen. »Wenn Sie weiter lügen, nehmen wir Sie mit.«
    Die

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