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Mann Ohne Makel

Titel: Mann Ohne Makel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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Wenn die Not am größten war, hatte er noch immer eine Lösung gefunden. Er ließ die Dinge oft schleifen, brachte sich in Bedrängnis. Ihm fiel der Berg der Schande ein, seine Laune sank.
    »Übrigens, Ossi hat heute Morgen angerufen. Er will, dass ich mitkomme zu Holler. Ich soll mir den mal anhören. Seit sie diesen Artikel über die SS bei der toten Polizistin gefunden haben, reiten sie auf der Sache herum.«
    »Das ist bestimmt Quatsch. Aber ein interessanter. So, so, wird der Dr. Stachelmann also Detektiv.«
    Stachelmann grinste. »Kannst dich ja als Doktorin Watson versuchen.«
    »Sehr witzig! Aber erzähl mal, was der Holler für einer ist.«
    »Das bleibt ewig mein Geheimnis«, sagte Stachelmann.
    »Jedenfalls für Leute, die weder Watson noch Assistentin sein wollen.«
    »Oh, du irrst. Assistentin bin ich, aber nicht von dir, sondern von Herrn Professor Bohming. Und ich bin es gerne.«
    Ossi holte ihn ab.
    »Ganz ohne Blaulicht?«, fragte Stachelmann.
    Ossi antwortete nicht. Er fuhr zügig auf der Reeperbahn in Richtung Blankenese.
    »Die einzige Spur, die wir haben, ist wohl ein Schuss in den Ofen. Wenn an der Sache was dran wäre, würde mein Chef persönlich seinen Arsch in Bewegung setzen. Der will sich nachher nicht nachsagen lassen, er habe nicht alles versucht. Sogar einen Historiker habe man in die Ermittlungen eingeschaltet und Wirtschaftsermittler und die Heilsarmee und den HSV.« Ossi war sauer.
    »Bist nicht gern der Laufbursche«, sagte Stachelmann.
    »Wann wirst du Abteilungschef oder wie das bei euch heißt?«
    »Könnte ich längst sein. Ich habe nur ein paar Lehrgänge ausgelassen. Und nun fragen Sie mich nicht mal mehr.«
    »Dann sag doch, du hättest jetzt richtig Bock drauf, Superbulle zu werden.«
    »Wenn ich mal wüsste, ob ich so einen Bock darauf habe. Heute schon, und immer wenn ich mich ärgere. Sonst weniger.«
    Stachelmann lachte. »Dann geht’s dir so wie mir.«
    Ossi blickte ihn erstaunt an, dann riss er das Steuer herum. »Scheiße«, sagte er. »Radfahrer sind wie Schmeißfliegen. Die tauchen überall auf, wo sie keiner haben will.« Er fuhr sich mit der Hand durch die roten Haare.
    »Inwiefern ist das bei dir so wie bei mir?«
    »Ich komm auch nicht zu Potte. Jedenfalls nicht so richtig. Und weil das so ist, schmeißen sie mich irgendwann raus.«
    Ossi bremste vor einer Ampel. Er schaute Stachelmann an.
    »Das hätte ich nicht gedacht«, sagte er.
    Ein Auto hinter ihnen hupte.
    Ossi winkte nach hinten und fuhr los. »Der hat’s aber eilig.«
    Holler empfing sie in seiner Villa. Ossi stellte Stachelmann als einen Kollegen vor. Stachelmann verstand nichts von den Dingen, die er sah, als Holler sie vom riesigen Flur in ein noch größeres Zimmer führte. Nur, dass alles teuer aussah, der polierte Marmorboden, die Wandteppiche, die Bilder und Leuchter. Eine Mischung aus Antik und Modern, die Stachelmann als harmonisch empfand. In dem Zimmer stand ein riesiges Bücherregal, manche Bücher waren in Leder eingeschlagen, aus anderen ragten Zettel hervor. Holler bot ihnen Sessel an in einer kleinen Sitzecke mit einem Tisch. Sonst war nur ein kleiner Schreibtisch mit einem Lederstuhl im Raum. Auf beiden Tischen standen Telefonapparate. Auf dem Schreibtisch sah Stachelmann aufgeschlagene Bücher und einen Notizblock. Er versuchte, die Titel der Bücher zu entziffern. Offenbar handelten sie vom Yachtsegeln.
    Sie tauschten Belangloses über Wetter und Jahreszeit aus, dann fragte Ossi: »Aus Ihren Unterlagen geht hervor, dass Ihr Vater Ihnen neben der Firma rund elf Millionen Mark bar hinterlassen hat, auf einem eigenen Konto. Es gibt auf dieses Konto nur eine Einzahlung, das sind die elf Millionen. Wo kommt das Geld her?«
    Holler schaute ihn eine Weile an. »Ich weiß es nicht. Mein Gott, das ist ein Vierteljahrhundert her. Er wird es verdient haben. Er war ein fleißiger Mann, ich verdanke ihm viel.«
    Ossi schaute aus dem Fenster. Es führte in den Garten. Dort war Hollers Tochter vergiftet worden.
    »Also, ich weiß noch, dass mein Vater mir vor dreißig Jahren einmal zweihundert Mark in die Hand drückte, damit ich mir ein Fahrrad kaufen konnte«, sagte Stachelmann.
    Ossi warf ihm einen bösen Blick zu.
    Holler stand auf und begann hin und her zu laufen. »Die Menschen sind nicht gleich, ihr Gedächtnis schon gar nicht. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, aber in meinem Beruf hat man oft mit großen Summen zu tun. Letzten Monat zum Beispiel habe ich einen Bürokomplex in der

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