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Mann Ohne Makel

Titel: Mann Ohne Makel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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während des gesamten Kriegs in Hamburg?«, fragte Stachelmann.
    »Ich glaube schon.« Er zögerte. »Nein, ich erinnere mich dunkel. Er hat einmal gesagt: Wie gut, dass sie mich für ein paar Monate nach Russland schickten. Er meinte damit, dass er nicht in Hamburg arbeitete, als dieser furchtbare Bombenangriff war.«
    »Und was hat er in Russland gemacht?«
    »Polizeiarbeit, nehme ich an. Er hat nie darüber gesprochen.«
    »Auch nicht, dass er in der SS war oder SS-Dienststellen unterstand?« Holler schaute Stachelmann streng an. »Ich habe vorhin Ihren Namen nicht verstanden.«
    »Dr. Stachelmann.«
    »Sie sind kein Polizist.«
    »Ich bin Historiker.« Stachelmann verfluchte innerlich den Schweiß, der ihm gleich auf die Stirn treten würde.
    Holler wandte sich an Ossi: »Sie geben sich ja richtig Mühe.« Dann schaute er Stachelmann an.
    Stachelmann wusste nicht, wie er diese Äußerung verstehen sollte. Er nickte.
    »Glauben Sie, dass ich meine Tochter ermordet habe, und auch noch meine Frau und meinen Sohn?« Er richtete die Frage an Ossi.
    »Nein«, sagte Ossi.
    »Warum ermitteln Sie dann gegen mich?«
    »Wir ermitteln nicht gegen Sie. Ich gebe zu, wir stochern im Nebel. Wir packen dort an, wo wir anpacken können.«
    »Und landen womöglich in der Sackgasse. Wirbeln alles auf, richten Schaden an, finden den Mörder nicht. Wenn Sie so weitermachen, verliere ich auch noch meinen Ruf. Und der ist die Grundlage meiner Existenz, wie ich Ihnen vorhin erklärt habe. Sie sollen den Mörder meiner Tochter fangen und nicht mich zugrunde richten. Sie haben das doch verstanden?«
    Ossi nickte. »Wir werden so behutsam vorgehen wie möglich.«
    »Sie finden den Mörder aber nicht in meinen Geschäftsbüchern und nicht in der Biografie meines Vaters. Meine Tochter lebte noch nicht, als er starb.«
    Stachelmann merkte erstaunt, der coole Holler wurde zornig.
    Aber binnen Sekunden wurde Holler wieder freundlich. »Sie tun ja nur Ihre Pflicht. Nehmen Sie mir bitte meine Erregung nicht übel. Schließlich geht es« – er wischte sich mit dem Handrücken über die Augen, die Stimme erstarb kurz –, »schließlich geht es um meine Familie.« Er wandte sich an Stachelmann. »Erzählen Sie mir etwas über sich. Warum beschäftigt Sie dieser Fall?«
    »Herr Winter hat mich gebeten.«
    »Aber doch nicht einfach so.«
    »Ich befasse mich mit der Nazizeit, vor allem dem KZ-System.«
    »Also mit SS, Reichssicherheitshauptamt, Gestapo und so weiter.«
    »Ja.« »Was ist Ihr aktuelles Projekt?« »Buchenwald.« »Das KZ Buchenwald, bei Weimar. Ich war mal dort. Schau
    derhaft. Was Menschen anderen Menschen antun können.« Holler stand auf und ging zu einem Bücherregal. »Ich hatte doch mal einen Band über Buchenwald. Na ja, jetzt finde ich den nicht, und Sie haben bestimmt schon alles gelesen, was es darüber gibt.«
    »Kaum. Vor allem nicht alle Akten. In den Semesterferien will ich die Lücken schließen.«
    »Dann geht’s also in die Archive?«
    »Ja, nach Berlin und nach Weimar.«
    »Da ist was im Busch«, sagte Stachelmann, als sie wieder im Auto saßen. »Er hat sich mehr über die Frage nach seinem Vater aufgeregt als über die nach dem Geld. Und dann hat er den Schalter wieder umgelegt und wurde scheißfreundlich.«
    »Ja«, erwiderte Ossi. Er rümpfte die Nase. »Der Holler ist bestimmt nicht so heilig, wie er tut. Er hat eine Leiche im Keller und will nicht, dass wir sie finden. Aber diese Leiche hat vielleicht gar nichts zu tun mit den Morden. Als alter Kriminalist glaube ich ans Geld.«
    »Mag sein«, sagte Stachelmann. »Ich bin aber kein Kriminalist.«
    Ossi bremste, sie standen am Ende eines Staus. Er fluchte. Das Autotelefon klingelte. Ossi nahm ab und meldete sich: »Kastor 3.« Er hörte eine Weile zu, dann sagte er: »Okay. Ich stecke im Stau. So schnell es geht.« Er griff auf die Rückbank und nahm das Blaulicht. Er öffnete das Fenster und stellte das Licht aufs Dach. Dann schaltete er die Sirene ein. Langsam wichen die Autos zur Seite. Ossi quälte sich durch das Gedränge. Böse Gesichter schauten sie an.
    »Was ist los?«, fragte Stachelmann.
    »Wir sollen zum Polizeipräsidenten. Sofort.«
    Der Polizeipräsident empfing sie gleich. Er bot ihnen keinen Sitz an. Ossi hatte gerade die Tür hinter ihnen geschlossen, da fing der Präsident an: »Wer sind Sie denn?«, fragte er Stachelmann.
    »Dr. Stachelmann.«
    »Und was haben Sie in Ermittlungen einer meiner Dienststellen zu suchen?«
    »Ich wurde

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