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Mann Ohne Makel

Titel: Mann Ohne Makel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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Zuhörer.
    Der Wirtschaftsermittler warf Ossi einen scharfen Blick zu. »Die Bücher des Unternehmens werden jedes Jahr kontrolliert, und zwar von einem Wirtschaftsprüfer, dessen Kanzlei zu den besten Hamburgs zählt. Niemeyer & Söhne, Sie haben vielleicht davon gehört. Ich habe dort vor fast zwanzig Jahren ein Praktikum gemacht.« Er blickte stolz um sich. »Allerdings erst seit 1975.«
    »Was seit 1975?«
    »Erst seit diesem Jahr werden Hollers Bücher von Niemeyer & Söhnen geprüft.«
    »Davor steht eine Firma in den Akten, dir wir nicht kennen und die es nicht mehr gibt: Hansen Notare und Wirtschaftsprüfer. Das sagt der Stempel und steht im Briefkopf der Rechnungen. Die Firma hat nur fünf Jahre existiert, von 1971 bis 1975.«

    Ossi sah seine Finger auf der Tischplatte trommeln. Taut warf ihm einen bösen Blick zu, zog die Augenbrauen zur Nase. Ossi steckte seine Hand in die Hosentasche.
    »Da wir die Firma Niemeyer & Söhne für über jeden Zweifel erhaben halten, gut, frei von Irrtum ist niemand, aber es wäre nicht vernünftig, davon auszugehen, also daher haben wir uns die Bücher aus dem Jahr 1974 angeschaut.«
    »Aha«, sagte Taut.
    »Am 16. Juni 1974 starb Herrmann Holler. Sein Sohn war offenbar Alleinerbe, jedenfalls weisen die Bücher niemanden sonst aus. Herrmann Holler hinterließ seinem Sohn die Maklerfirma. Die war damals schon gut im Geschäft. Auf den Konten der Firma befanden sich mehr als eine Million als Liquidität. Das war damals mehr als beachtlich. Und dann gab es noch ein Sonderkonto, auf dem mehr als elf Millionen Mark angelaufen waren.«
    Taut pfiff durch die Zähne.
    »Das besagt erst einmal gar nichts«, sagte Steinbeißer ungerührt. »Stellen Sie sich vor, er hätte kurz vor seinem Tod ein Bürogebäude oder ein Mehrfamilienhaus verkauft und die Transaktion für seine Kunden über das eigene Konto laufen lassen. Dann wäre diese Summe leicht erklärbar. Wie dem auch sei. Das Geld landete nicht bei einem Kunden, sondern Holler behielt das Konto. Und es geschah zunächst nichts. Er legte das Geld nicht an und ließ sich eine Menge Zinsen entgehen.«
    »Sie meinen, er hatte jahrelang elf Millionen gebunkert und machte nichts damit?«, fragte Ossi.
    »Exakt.«
    »Und dann, offenbar hat er das Geld schließlich doch angefasst?«
    »Nach ein paar Jahren fing er an es auszugeben. Es handelt sich wohl durchweg um Überweisungen, keine Barabhebungen.«
    »An wen?«, fragte Taut.
    Steinbeißer blickte ihn unsicher an: »Ich habe hier eine Liste der Empfänger.«
    »Wissen Sie, wofür er das Geld überwiesen hat?« Taut war unruhig.
    »Ich kann das noch nicht überschauen. Da müssen mein Kollege und ich noch ein bisschen sortieren.«
    »Keine Ahnung, wirklich?«
    »Ich habe eine Vermutung«, sagte Steinbeißer. Er kaute auf einem Nagel und versteckte die Hand blitzschnell hinter seinem Rücken, als er die Blicke seiner Zuhörer merkte. »Es ist wirklich unseriös, was ich hier mache.«
    »Wir verwenden es als Vermutung, nicht als Beweis. Damit warten wir, bis Sie alles gerichtsfest haben.«
    Steinbeißer schien etwas erleichtert zu sein. »Gut, er hat von dem Geld andere Firmen gekauft. Maklerfirmen, Konkurrenten. Sehen Sie, ich habe bisher keine Kaufverträge, keine notariellen Urkunden gefunden. Ich rate gewissermaßen.«
    »Aber Sie meinen, dass Sie richtig raten?«, fragte Taut.
    Steinbeißer nickte.
    »Na, das werden wir gleich wissen.« Er gab Steinbeißers Namensliste Kamm. »Such die mal raus.«
    Kamm verließ den Raum.
    Steinbeißer stand in der Mitte des Zimmers, Schweißperlen auf der Stirn. Taut dankte ihm und brachte ihn zur Tür.
    Als Steinbeißer gegangen war, saßen sie schweigend da. Ulrike hatte immer in der Ecke neben Tauts Schreibtisch gesessen, der Platz war frei.
    Taut blickte zu Ossi. »Haben deine Recherchen bei dem Historiker etwas ergeben?«
    »Er hat ’ne hübsche Freundin«, sagte Ossi und zuckte mit den Achseln.
    »Toll«, sagte Taut. Es klang genervt.
    »Die elf Millionen, die waren so was wie eine Kriegskasse«, sagte Kurz.
    »Noch besser.« Taut stand auf und streckte sich. »Aber wo kommt das Geld her? Der alte Holler hatte eine feine, aber kleine Maklerfirma. Einfach so elf Millionen auf der hohen Kante?«
    »Ob die versteuert waren?«
    »Das werden wir kaum rauskriegen. Ist sowieso verjährt. Und wenn einer hinterzogen hat, dann wohl eher der alte Holler. Damit werden wir den heiligen Maximilian kaum ärgern können.«
    »Aber der hätte sich das

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