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Mann Ohne Makel

Titel: Mann Ohne Makel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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Taxifahrern weiter. Und ich kümmere mich um die Fahndung.«
    Ossi sagte kein Wort, während er mit Carmen zu Holler fuhr. Carmen mühte sich, ein Gespräch zustande zu bringen. Ossi war sauer. Ihm ging diese nassforsche Art auf die Nerven. Sie riss alles an sich, wusste alles besser und war am Ende die Allerschlaueste. Schade, er hatte sich anfangs auf die Zusammenarbeit gefreut. Er merkte, sie wollte sich zurücknehmen, hatte ihm das Steuer überlassen.
    »Bin mal gespannt, wie Jesus so ist«, sagte sie. Sie tat so, als bemerkte sie Ossis schlechte Laune nicht.
    Ossi schwieg.
    »Ich kenne den Holler bisher ja nur aus den Akten. Und da kommt er prima weg. Und das Foto von ihm ist auch nicht schlecht. Sieht gut aus.«
    Als Ossi vor Hollers Bürohaus parkte, pfiff Carmen leise. »Der Kerl stinkt ja vor Geld. Das unterscheidet ihn von Jesus.«
    »Bist wohl Jesus-Expertin.« Es rutschte Ossi heraus.
    »Gewissermaßen«, sagte sie. »Der Religionsunterricht soll nicht umsonst gewesen sein.«
    »Und eine Heilige bist du bestimmt auch.«
    »Davon bin ich fest überzeugt.« Sie sagte es fast fröhlich.
    Ossi betrat als Erster die Eingangshalle. Die Empfangsdame war elegant gekleidet, so elegant, dass sich Ossi fragte, ob sie darunter aus Porzellan wäre. Immerhin bewegte sie sich und wählte die Nummer von Hollers Büro. »Sie werden gleich abgeholt«, sagte sie. Ihre Stimme verriet einen sächsischen Akzent, er passte nicht zum Aussehen der Frau. Fast hätte Ossi losgelacht. Carmen schaute ihn mit großen Augen an. Er winkte ab.
    »Wir hatten Sie gar nicht erwartet«, sagte Hollers Sekretärin. »Aber Sie haben Glück, doppeltes Glück. Herr Holler ist da, und Herr Holler hat zehn Minuten Zeit für Sie.«
    Sie ging voraus zu den Fahrstühlen.
    Holler stand auf und kam ihnen entgegen, als sie sein Arbeitszimmer betraten. »Guten Tag, Herr Winter, ich hoffe, Sie haben gute Nachrichten. Ihre Kollegin kenne ich aber noch nicht.«
    Ossi stellte Carmen vor als Nachfolgerin von Ulrike Kreimeier.
    »Ach ja, das ist die Polizistin, die so tragisch verstarb«, sagte er. Sein Gesicht zeigte Trauer.
    »Das ist die Kollegin, die ermordet wurde«, sagte Ossi trocken.
    Holler bot Ossi und Carmen Plätze an in der Sitzecke seines Arbeitszimmers. »Was führt Sie zu mir?«
    »Wo waren Sie am 16. Juli, das war ein Montag, zwischen elf und zwölf Uhr?«, fragte Carmen.
    Ossi ärgerte sich, sie war wieder vorgeprescht. Aber sie hatte die richtige Frage gestellt.
    »Was soll diese Frage?«
    »Beantworten Sie sie bitte«, sagte Ossi.
    Holler ging zu seinem Schreibtisch und drückte auf eine Taste des Telefons. »Frau Mendel, kommen Sie bitte einen Moment zu uns, mit Terminkalender.« Er ging zu seinem Platz zurück.
    Die Tür öffnete sich, Frau Mendel, in der Hand ein Kalender, groß und schwarz eingebunden.
    »Wo war ich am 16. Juli, zwischen elf und zwölf Uhr?« Frau Mendel blätterte, dann sagte sie: »Sie waren in der Alten Wöhr und haben ein Anwesen besichtigt.«
    »Allein?«, fragte Carmen.
    »Nein, mit dem Verkäufer, Herrn York.«
    »Sie waren ohne Unterbrechung mit Herrn York zusammen?«
    »Ja«, sagte Holler. »Er kam um neun und fuhr gegen vierzehn Uhr zurück nach Frankfurt.« Er wandte sich an Frau Mendel. »Geben Sie Herrn Winter und seiner Kollegin bitte Adresse und Telefonnummer von Herrn York.« Er schaute Ossi an. »Darum hätten Sie doch gleich gebeten.«
    Ossi nickte.
    »Darf ich fragen, warum Sie wissen wollen, wo ich zu dem betreffenden Zeitpunkt war?«
    »Herr Enheim wurde ermordet.«
    »Ermordet?«
    »Ja«, sagte Ossi. »Ermordet.«
    »Ich habe in der Zeitung von Selbstmord gelesen.«
    »Es war Mord.«
    Holler lehnte sich zurück in seinem Sessel. »Das ist ja furchtbar. Ich kannte Enheim. Nicht gut, aber immerhin hat er mir seine Firma anvertraut.«
    »Sie haben sie für eins Komma sieben Millionen gekauft, abzüglich der Rückerstattung«, sagte Carmen.
    »Rückerstattung?« Holler sah aus, als verstehe er nichts. Dann lächelte er kalt. »Ach so«, sagte er ruhig. »Da hatte es ein paar Mängel gegeben, die sich erst nach dem Kauf herausstellten. Herr Enheim und ich haben uns außergerichtlich geeinigt.«
    »Was für Mängel?«
    »Ich versuche es mal zu rekonstruieren«, erwiderte Holler. Seine Stirn zeigte Falten. »Enheim hatte ein Grundstück mit einem Haus darauf in seinem Besitz. Das Haus war in einem furchtbaren Zustand, Schwamm im Dach, Schimmel im Keller. Er hatte mich darüber nicht aufgeklärt. Das

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