Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Manner Lieben

Manner Lieben

Titel: Manner Lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Julian
Vom Netzwerk:
ProvenceReiseführer, den er gemeinsam mit Clement Wochen zuvor gelesen hatte. Immer wieder hatte sein Geliebter ihn überreden wollen, aus der Rucksacktour eine bequemere Art des Reisens zu machen. Jacques hatte das Buch eigentlich nur eingesteckt, weil es die wichtigsten Karten der Umgebung enthielt; die markierten
    Pensionen, die Clement ausgewählt hatte, interessierten ihn nicht. Obwohl es da diese eine gab, die ihn ebenfalls gereizt hatte. Ein wundervoll idyllisch gelegenes Haus, das einen kleinen Innenhof mit Brunnen hatte, wo man die Mahlzeiten einnehmen konnte.
    Jacques schnaubte leise. Die Pension konnte nicht allzu weit entfernt sein. Bis zum Abend würde er sie erreichen können. Vielleicht wäre es lustig, von dort aus eine Postkarte an Clement zu schicken. Zugegebenermaßen eine alberne Rache, aber es gab ohnehin nicht mehr viel, das Jacques nun noch verlieren konnte, und er glaubte nicht, dass sein Stolz durch einen primitiven Scherz noch mehr Schaden nehmen könnte. Mit neuem Elan, da sein Plan ihm plötzlich überaus gut gefiel, und ihm auf diese Art auch eine einsame Nacht im Zelt erspart bleiben würde, griff er nach seinen Sachen, verstaute sie und setzte seinen Fußmarsch fort.
     
    Die Sonne stand inzwischen tief am Himmel. Clement hatte ein paar Mal den Standort gewechselt, eine Kleinigkeit gegessen, dabei die Tür jedoch ständig im Auge behalten. Seine Hoffnung schwand langsam. Er rieb sich die Augen und blickte auf die Uhr. Obwohl er Stunden damit verbracht hatte, scheinbar in die Zeitung zu sehen, hatte er in Wahrheit keinen einzigen Artikel gelesen.
    Seine Gedanken kreisten ständig um Jacques und die Frage, was er ihm sagen sollte, falls er wirklich durch die Tür kam. Der Tag neigte sich dem Ende. In der Eingangshalle wurden die Lichter angeschaltet. Als die Tür diesmal aufging, glaubte Clement, sein Herz bliebe stehen. Er hob die Zeitung vors Gesicht und überlegte fieberhaft. So lange hatte er nun Zeit gehabt, um sich zurechtzulegen, was er sagen könnte, und doch wusste er, dass er nun kein einziges Wort über die Lippen bringen würde.
    Es dämmerte bereits, als Jacques endlich am Ziel angelangt war. Die schöne Aussicht würde er also erst am nächsten Morgen genießen können. Dann wollte er sein Frühstück in dem kleinen Innenhof einnehmen und dem Plätschern des Brunnens lauschen, bevor er erneut aufbrechen würde. In einer engen Gasse hatte er das atmosphärische Gasthaus gefunden und fühlte sich beinahe in eine andere Zeit versetzt, da der altertümliche Eingang von zwei Gaslaternen erhellt wurde. Jacques trat ein und ging zur Rezeption, die ebenfalls wie aus vergangenen Zeiten wirkte. Eine junge Frau mit offenem Lächeln wies ihm nach den Formalitäten ein Zimmer zu. Jacques kaufte noch eine der Ansichtskarten, die sowohl die Pension als auch die Umgebung zeigten. Er steckte die Postkarte in seinen Krimi, damit sie nicht zerknickte, dann schnappte er sich den Schlüssel, ging an einem Mann vorbei, der Zeitung las, und suchte nach seinem Zimmer.
    Jacques stellte fest, dass der Raum gemütlich aussah. Er ließ den Rucksack zu Boden gleiten und sank dann auf das einladend aussehende Bett. Er schloss die Augen. Die plötzliche Müdigkeit drohte ihn schon voll bekleidet einschlafen zu lassen, doch so schnell wollte Jacques sich ihr nicht ergeben. Er stand entschieden auf, ging in das kleine Badezimmer, schälte sich aus den verschwitzten Klamotten und stieg in die Duschkabine. Das lauwarme Wasser war eine Wohltat für Körper und Geist.
    Nachdem er die Dusche abgestellt hatte, schlang er sich ein Handtuch um die Hüften. Er verließ das Badezimmer, wühlte in seinem Rucksack nach einer kurzen Hose und einem T-Shirt, schlüpfte hinein und fuhr sich gerade mit gespreizten Fingern durchs noch nasse Haar, als es plötzlich an der Tür klopfte. Wer konnte das sein? Jacques öffnete nur gerade so weit, dass er durch den Spalt sehen konnte. Als er erkannte, wer vor seiner Tür wartete, erstarrte er augenblicklich.
    In dem schlecht beleuchteten Flur stand Clement mit einer Rose in der einen und einer Flasche Champagner in der anderen Hand. Er lächelte so verführerisch, wie Jacques es immer an ihm geliebt hatte.
    Einen Moment lang fehlten ihm tatsächlich die Worte, und der vertraute Charme des Mannes vor seiner Tür machte die Sache nicht leichter. Schließlich fand Jacques jedoch den Ton, der für den ungebetenen Gast seines Erachtens nach der richtige war. „Was machst du hier?",

Weitere Kostenlose Bücher