Mannerfreie Zone
ein Anruf für dich“, schreit Tabitha und hält ihr Handy hoch. Es muss Rob sein. Ich schaue Todd an. Er ist bereits einen Schritt zurückgegangen. Tabitha und ich laufen aufeinander zu und treffen uns auf der Hälfte der Strecke. Sie reicht mir das Handy. Ich muss im Kreis gehen, weil die Verbindung so schlecht ist.
„Ich habe versucht, dich anzurufen. Ich dachte schon, das hier ist die falsche Nummer“, höre ich Rob sagen.
„Ich glaube, der Akku ist fast leer. Was machst du?“
„Nichts. Habe gearbeitet. Kannst du zu mir zu kommen?“ Nein.
„Ja, ich nehme mir ein Taxi.“ Ich schaue alle meine Freunde außer Todd an. Sie warten noch immer auf eine Erklärung. Ich reiche Roseanne die Vase. „Alles Gute zum Geburtstag. Morgen gibt’s noch die passenden Blumen dazu.“
„Bist du in Ordnung?“
„Ja, mir geht’s gut. Ich muss jetzt weg.“ Sie sehen mich alle ein wenig skeptisch an. „Leute, es ist echt alles in Ordnung. Ich wünsche euch noch viel Spaß.“
Ich finde sofort ein Taxi. Ich schaue Todd erst an, als das Taxi schon losgefahren ist, und als ich sehe, wie enttäuscht er ist, sinke ich im Rücksitz zusammen und beginne zu heulen. Ich hoffe Yuval kann verstehen, dass ich mich nicht mit ihm unterhalten will.
Der Portier lässt mich direkt nach oben fahren. Rob öffnet lächelnd die Tür. Ich lasse ihm keine Zeit, etwas zu sagen, sondern beginne sofort, ihn zu küssen. Kurz darauf wälzen wir uns auf seinem Boden.
„Möchtest du etwas trinken?“ fragt er mich.
„Nein, ich möchte nur ins Bett.“
„Du bist ja heute ein kleiner Teufel, Ms. Vitali. Ich muss nur noch schnell was an meinem Computer erledigen. Aber ich komme ins Bett, bevor du eingeschlafen bist.“ Ich ziehe meine Klamotten aus und werfe mir eines seiner T-Shirts über. Dann lege ich mich hin, warte auf ihn, versuche nicht über den Abend nachzudenken oder darüber, wie Todd mich in der Nacht zuvor festgehalten hat. Ich will wach bleiben, bis Rob zu mir kommt, aber es gelingt mir nicht. Als er sich ins Bett legt, wache ich nur kurz auf.
Am nächsten Tag bringe ich Roseanne Blumen mit nach Hause. Sie sagt, dass Todd ganz früh nach Atlanta geflogen ist. Sie soll mich von ihm grüßen.
Es hat alles nichts geholfen, ich muss an Mabels Workshop teilnehmen. Gary, Lorraine und zwei Frauen von
Yoga For Life
sind in meiner „Klasse“. Elise sollte eigentlich auch hier sein, aber offensichtlich hat sie bereits Mutterschaftsurlaub. Das ist vielleicht eine tolle Entschuldigung! Schade, dass ich nicht so vorausschauend war!
Zunächst machen wir irgendwelche blöden Team-Spielchen. Mabel ist ziemlich sauer, weil wir eigentlich zwei Teams mit drei Leuten bilden sollten, jetzt aber in einem Team drei und in einem nur zwei Leute sind. Gary und ich sind in einem Team. Wir müssen eine langweilige Managment-Aufgabe lösen. Mabel kommt immer wieder mit einem Zeigestock zu uns. Das ist alles so lächerlich.
Ich tue mein Bestes, um Gary zu helfen. Seit dem Vorfall im Konferenzzimmer habe ich das Gefühl, dass er etwas Unterstützung gut gebrauchen kann. Gestern habe ich mich sogar dabei ertappt, wie ich ihm in einer Konferenz Butter auf seinen Bagel geschmiert habe.
Als wir mit der ersten Aufgabe fertig sind, was eine Ewigkeit gedauert hat, beginnt Mabel loszuplappern. Sie schaut jedem Einzelnen tief in die Augen und sagt, wir toll wir zusammenarbeiten würden und wie sehr es sie freut, dass wir bei diesen Übungen so mitmachen.
Als Nächstes müssen wir uns im Kreis hinsetzen und erklären, was die neue Zeitschrift für uns bedeutet. Mabel möchte uns keinesfalls das Gefühl vermitteln, dass wir uns dazu äußern
müssen
, erklärt aber unentwegt, dass wir diese große Chance doch ergreifen sollten. Gary blickt kaum auf. Lorraine und den beiden Frauen von
Yoga For Life
fällt es nicht schwer zu beschreiben, wie die Neuerungen ihren Berufsalltag verändern.
Bei jeder Beschwerde nickt Mabel, als ob sie noch nie zuvor etwas Wahreres gehört habe. „Das finde ich enorm wichtig“, sagt sie wieder und wieder, während sie jede Beschwerde aufschreibt. Eines muss ich ihr lassen: Ich mag mich zwar in Gedanken über sie lustig machen, aber wenn sie persönlich anwesend ist, glaube ich ihr jedes Wort. Ich weiß, dass auch Gary und ich uns äußern sollten, denn sie wirft uns immer wieder aufmunternde Blicke zu. Gary schaut aber trotzdem nicht hoch. Mich allerdings setzen Mabels perlweiße Zähne unter Druck.
Ich durchforste mein Hirn nach
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