Mannerfreie Zone
sie ist traurig wegen Pete. Er hat immer noch nicht angerufen. Oh Gott!
Big C
ist hier. Schau dir diesen Rock an, sie sieht immer aus, als würde sie ihre Klamotten nach der Modebeilage der
Sunday Times
aussuchen. Was isst sie, Eve, kannst du das sehen?“
„Nicht genau, sieht aber wie Salat aus.“ Sie bleibt bei Rob stehen, um sich mit ihm zu unterhalten.
„Natürlich, wahrscheinlich ohne Dressing. Sie ist so bescheuert. Lass uns gehen, bevor sie mich sieht. Wir sollten künftig lieber woanders essen.“ Es ist sehr selten, dass wir im
The Nook
Leute treffen, die wir kennen. Aber dass ein einziges Mal
Big C
autaucht, reicht schon aus, damit Tabitha beschließt, nie wieder hier zu essen.
Als ich abends in unsere Wohnung komme, sitzt Roseanne auf der Couch und schaut sich eine dieser Klatsch-und-Tratsch-Sendungen an. Montags hat sie eigentlich immer Spinning-Training im Fitness-Center. Als ich sie frage, warum sie nicht hingegangen ist, zuckt sie nur die Achseln und sagt, dass sie den Lachs in etwa zwanzig Minuten braten wird.
Als sie schließlich in die Küche geht, versuche ich Rob bei der Arbeit zu erreichen, um ihm zu sagen, dass ich es nicht rechtzeitig zum Kino schaffe. Sherman nimmt schon wieder ab. Ich kann nicht fassen, dass er so lange im Büro bleiben muss, bis Rob aus seiner Besprechung kommt. Was für ein Sklaventreiber Rob ist!
Roseannes Lachs ist köstlich, und das sage ich ihr auch. Ich bin offenbar die schlechteste Mitbewohnerin aller Zeiten, denn sie spricht nicht mit mir. Ich hätte nicht das ganze Wochenende mit Rob verbringen sollen. Ich hasse Konflikte.
„Hey, Roseanne, bist du sauer auf mich?“
„Überhaupt nicht.“ Sie klingt ziemlich überzeugend, aber nachdem ich schon mal angefangen habe, sie auf ihre schlechte Laune anzusprechen, gibt es kein Zurück mehr.
„Na ja, du bist ziemlich still. Und du bist nicht zum Spinning-Unterricht gegangen, sondern hast lieber ferngesehen.“
„Fernsehen tröstet.“
„Aber warum musst du denn getröstet werden?“ Sie antwortet nicht, sondern schiebt sich noch eine Gabel Lachs in den Mund. „Ro?“
„Mein Job ist wahrscheinlich der langweiligste aller Zeiten“, bricht es aus ihr heraus. „Nicht auf die Art langweilig wie deiner. Denn du kannst wenigstens den ganzen Tag im Internet surfen oder einkaufen oder telefonieren. Nein, ich muss wirklich viel arbeiten – aber nur langweiliges Zeugs. Jede Stunde dauert eine Ewigkeit, und es geht immer nur um Zahlen, Zahlen, Zahlen. Was für eine Überraschung, ich weiß, schließlich habe ich das ja studiert. Meine Mutter ist beleidigt, weil ich ihr meine Büronummer nicht gebe. Aber ich will nicht, dass sie mich anruft und sich stundenlang über meinen Vater beschwert. Und zwar nicht aus dem Grund, den du jetzt wahrscheinlich vermutest. Nein. Der Grund ist, dass ich fürchte, allein der Klang ihrer Stimme könnte mich trösten, wenn ich mich wieder nur mit Zahlen beschäftige. Genauso wie diese miesen Fernsehsendungen. Ich bin so gelangweilt. Und die beiden letzten Jungs, mit denen ich geschlafen habe, haben nicht einmal angerufen. Nun, vielleicht sollte ich sagen eineinhalb Jungs, weil Pete zu betrunken war, um es zu Ende zu bringen, unabhängig davon, wie tapfer ich mich bemüht habe. Und natürlich ruft er mich nicht an, obwohl wir seit fünf Jahren oder so befreundet sind. Zwar rede ich mir immer ein, dass ich nach der Arbeit mit euch beiden genug Spaß haben kann, aber um ehrlich zu sein, ich weiß nicht, ob ich das alles noch viel länger aushalte. Ich versuche mir einzureden, dass der Sommer bald kommt und ich dann auch mal früher Schluss machen kann. Aber das dauert noch verdammte fünf Monate. Und das nervt mich auch. Dass ich inzwischen wie ein Seemann rede. Ich habe noch nie im Leben so viel geflucht. Meine Eltern haben sich immer beschimpft, und ich habe mir geschworen, es niemals zu tun. Aber zum Teufel, jetzt tue ich es!“
„Wow!“ Was soll man dazu sagen?
„Eve, bitte nicht. Ich weiß, dass du jetzt etwas Verständnisvolles sagen willst. Ich meine, das machst du doch immer, du hörst den Leuten zu und willst ihnen helfen. Aber ich will mich einfach eine Weile lang in meinem Selbstmitleid baden und dann erst nach einer Lösung suchen. Ich will dich nicht deprimieren, weil ich ja sehe, wie glücklich du bist. Ich weiß, dass du ein schlechtes Gewissen hast, dass du so viel Zeit mit Rob verbracht hast, aber bitte mach dir keine Gedanken darüber. Mist! Früher habe ich nie
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