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Manöver im Herbst

Manöver im Herbst

Titel: Manöver im Herbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sich und rückte das Bild Himmlers hin und her. »Sie stehen unter Hausarrest –«
    »Eine Sauerei ist das!« Standartenführer Ehrenbach trat an das hohe Fenster. Es führte zu einem Garten hinaus, mit weißen Bänken und Rosenbeeten. Jetzt standen zwei leichte Panzer auf dem gepflegten Rasen und bewachten die Hinterfront. »Was soll das eigentlich? Ist man in Paris verrückt geworden? Was glauben Sie, welche Weiterungen das gibt, wenn der Reichsführer das erfährt?«
    »Auch wenn der Führer wirklich getötet worden ist – Sie glauben doch nicht, daß wir die Macht in die Hände der Militärs geben?« Sturmbannführer Harris ging unruhig hin und her. Seine blanken, schwarzen Stiefel knarrten. Er trug sogar Sporen. Man hatte ihn verhaftet, als er von einem Ausritt in den Bois de Boulogne zurückkam.
    »Der Führer lebt, meine Herren –«
    »Was?« Die SS-Führer wirbelten herum.
    »Ich bin zwar nicht ermächtigt –« Schütze würgte an den Worten. Ein Schwein bin ich, ein erbärmliches Schwein, dachte er, »– aber ich bin trotzdem unter Außerachtlassung möglicher Folgen zu Ihnen gekommen, um Ihnen zu sagen, daß hier ein Irrtum vorliegt.«
    »Ach! Sieh einer an!« Harris riß die Tür auf. Die Panzersoldaten standen noch immer davor. Als sie den SS-Führer sahen, hoben sie die Karabiner. »Und was ist das?« schrie Sturmbannführer Harris.
    Schütze hob die Schultern. »Der Irrtum, meine Herren. Ich sagte es eben. Es wird keine Stunde mehr dauern, und alles hat sich wieder zur Normalisierung eingependelt. Das Attentat auf den Führer ist mißlungen. Eine kleine Clique von Offizieren versucht noch, eine Art Palastrevolte fortzusetzen. Ich hatte den Befehl, Sie zu verhaften, meine Herren. Sie wissen, was ein Befehl ist. Ich darf Ihnen versichern, daß ich mich in dieser Angelegenheit passiv verhalte.«
    »Dumme Rederei!« Standartenführer Ehrenbach sah wieder hinaus in den Garten. Die Panzer fuhren ab. Ihre Raupenketten zerwühlten den schönen Rasen, zogen tiefe Furchen, wirbelten Grasnarben und Erde hoch hinter sich weg.
    »Wer leitete diese Schweinerei?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Wer gab Ihnen die Befehle?«
    »Sie kamen telefonisch von der Dienststelle des Befehlshabers Frankreich.«
    Sturmbannführer Harris nahm das Bild Himmlers vom Tisch, schob einen der Ledersessel an die Wand, stieg auf die Polster und hing das glaslose Bild wieder an seinen Haken.
    »Das wird der Wehrmacht teuer zu stehen kommen!« rief er vom Sessel herab. Heinrich Emanuel Schütze schwieg. Was habe ich getan, dachte er nur. O Gott, was habe ich getan? Ich Feigling. Ich Sauhund. Ich letzter Dreck in Uniform. Aber ich will meine Kinder wiedersehen. Meine Frau. Ich will weiterleben. Nur darum habe ich es getan. Ich bin nie ein Revolutionär gewesen. Nie ein Held. Ich … ich … o verdammt, welch ein Schwein ich doch bin –
    Drei Stunden später waren Harris und Ehrenbach frei. In Berlin erschoß sich Generaloberst Beck. General v. Stülpnagel verfehlte seine Kugel … sie drang in den Kopf, zerstörte die Sehnerven. Er schoß sich blind. Auf der Bahre liegend wurde er verhaftet und weggebracht.
    Im Gebäude des SD von Paris sah Schütze fassungslos auf Sturmbannführer Harris. Er hatte die Hand ausgestreckt. Hinter Schütze standen drei SS-Soldaten.
    »Ihre Waffe, Herr Oberstleutnant«, sagte Harris knapp.
    »Aber –«
    »Ihre Waffe! Ich verhafte Sie als Teilnehmer des Aufstandes gegen den Führer!«
    »Aber ich habe doch …«, stotterte Schütze. Er schnallte sein Koppel ab und gab es Harris. »Ich darf erwarten …«
    »Was Sie erwarten, bestimmen wir! Kommen Sie mit!«
    Man sperrte Heinrich Emanuel Schütze in einen der Kellerräume. Es war eine kleine Zelle, in der er kaum stehen oder gehen konnte. Einen Holzschemel sah er in der Ecke. Das war alles. Viele solcher Zellen waren im Keller, Schütze sah es, als man ihn durch die Gänge führte. Modergeruch schlug ihm entgegen. Eine Mischung von Schweiß, Urin und verbranntem Leder.
    Draußen haben Sie einen Golfrasen, Blumenbeete und einen Barockspringbrunnen, dachte Schütze. Er sah in das Loch, in das man ihn hineindrängte. Harris selbst schloß hinter ihm die Tür zu.
    Völlige Dunkelheit umgab ihn. Er tastete sich zu dem Schemel in der Ecke, setzte sich und schlug die Hände vors Gesicht. Neben sich hörte er Stimmen. Durch den Gang gellte plötzlich ein Schrei, langgezogen, tierisch. Ein Körper fiel auf die Steinfliesen. Wieder Stimmen … man schleifte etwas an

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