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Manöver im Herbst

Manöver im Herbst

Titel: Manöver im Herbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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seiner Tür vorbei. Schlüsselrasseln. Eine Tür klappte. Wimmern, das langsam erstarb.
    Schütze klopfte an seine Tür. Erst höflich, dann lauter, schließlich mit beiden Fäusten.
    »Ein Irrtum!« brüllte er. »Ein Irrtum! Ich möchte Standartenführer Ehrenbach sprechen! Ich will ihn sprechen. Ein Irrtum!«
    Er hämmerte fast eine Stunde gegen die Tür, mit Fäusten, mit den Beinen. Als er heiser wurde vom Schreien, warf er sich mit dem Körper gegen die Tür.
    Man öffnete sie erst, als er still war. Aber nur kurz. Der plötzliche Lichtschein blendete ihn. Er sprang auf, aber eine Woge eiskalten Wassers prallte ihm entgegen. Der Strahl eines dicken Schlauches warf ihn zurück auf den hölzernen Schemel. Dann klappte die Tür wieder zu. Er hörte, wie sich einige Männer lachend entfernten.
    Über ihm, in dem großen Zimmer Ehrenbachs, war das Hauptquartier des Gegenschlages eingerichtet worden. Die Befehle aus Berlin waren klar und mitleidlos.
    In der Nacht waren noch General Ulbricht und Oberst v. Stauffenberg mit anderen Offizieren im Hof der Bendlerstraße erschossen worden. Eine Verhaftungswelle rollte über Europa. Hunderte Offiziere begingen Selbstmord. Unter ihnen war auch Oberfeldarzt Dr. Langwehr. Er erschoß sich, als die SS an seiner Tür trommelte. Himmler wurde zum Oberbefehlshaber des Ersatzheeres ernannt … es war die Schlüsselstellung der Wehrmacht, eine Demütigung der Offiziere, wie sie noch nie stattgefunden hatte.
    Auch General a.D. Eberhard v. Perritz sah keine andere Wahl mehr. In seinem kleinen Hotelzimmer am Rande Münsters schrieb er sein Testament. Er vermachte alles, was er besaß, seiner Nichte Amelia Schütze.
    »Denkt daran, daß man ein Volk erniedrigen, entmachten, schmähen, knechten, ja zerstören kann. Vernichten kann man es nie! In dem Glauben, daß auch Deutschland eine Zukunft hat und daß es einmal Männer an seiner Spitze geben wird, die aus dem lernen, was wir verpatzten, scheide ich von einer Welt, die im gegenwärtigen Zustand wert ist, in Stücke geschlagen zu werden …«
    Dann setzte er sich auf sein Bett, knöpfte den Uniformrock zu, schob den Pour le mérite in die Mitte, straffte den Oberkörper und nahm den Lauf seiner Pistole zwischen die Lippen.
    Es war ein dünner Knall, den niemand im Haus vernahm.
    Erst zwei Tage später fand ihn die SS, als sie die Tür aufsprengte. Auf der Liste, die man gefunden hatte, hatte nur v. Perritz gestanden. Man war nach Schlesien gefahren, zu dem alten Baron, der längst in der Familiengruft lag.
    Das Testament wurde nie ausgehändigt. Das Vermögen des Generals wurde eingezogen, sein Leichnam verbrannt, die Asche verstreut.
    Der Haß der geretteten Tyrannen kannte keine Grenzen.
    *
    Unterdessen saß Heinrich Emanuel Schütze noch immer in seinem Loch im Keller des Pariser SD.
    Viermal war er von Sturmbannführer Gunter Harris verhört worden. Viermal hatte er gesagt: »Es ist ein Irrtum. Wäre ich sonst zu Ihnen gekommen –« Und viermal hatte man ihn zurückgebracht in die winzige Zelle, vorbei an im Kellergang wartenden Soldaten und Offizieren. Viermal hörte er dann das Trappeln vieler Stiefel auf der Kellertreppe, und viermal hämmerten Schüsse vom Garten herein und zersprengten fast seinen Kopf.
    Dann saß er auf seinem kleinen Schemel, die Hände gefaltet und lauschte. Schritte … sie gehen vorbei … Schlüsselklappern … vorbei … Die Nebenzelle … die vierte von links … die fünfte … Wieder Schritte … vorbei … Wann bin ich es, dachte er. Wann? Wann? Ich werde irrsinnig … Und wieder Schritte …

17
    Drei Wochen lang hockte er auf einer Holzpritsche und stierte auf die eiserne Tür. Einundzwanzig Tage und Nächte wartete er, daß man ihn holte und draußen im herrlichen Park des Gartens an die Gartenmauer stellte.
    Als man ihn endlich aus seinem dunklen Käfig rief, brach er zusammen und sank den beiden abholenden SS-Männern in die Arme.
    Man schleifte Heinrich Emanuel Schütze nicht in den Garten, sondern ins Haus hinauf in das Zimmer von SS-Standartenführer Ehrenbach.
    »Heil Hitler!« rief dieser, als Oberstleutnant Schütze kraftlos vor ihm in einen der Sessel fiel. »Es hat sich alles aufgeklärt.«
    »So?« stammelte Heinrich Emanuel. »So … so …«
    Er starrte auf die Hände Ehrenbachs. Sie spielten mit einem Brieföffner, der wie ein schlanker Dolch aussah. Auf dem goldenen Griff waren die beiden SS-Runen.
    »Sie waren tatsächlich nur ein ausführendes Organ. Ihr Name stand auf keiner

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