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Manöver im Herbst

Manöver im Herbst

Titel: Manöver im Herbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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seinem ganzen Stab. Die SS-Wachen wurden entwaffnet. Panzertruppen fuhren auf und riegelten die Zugänge nach Paris ab, umstellten die SS-Kasernen. Die Befehlsgewalt lag in den Händen Stülpnagels. Rommel, der am 17. Juli bei einer Inspektion der Truppen an der Kanalküste von Jabos angegriffen und verwundet worden war, fiel zwar aus, aber seine Heeresgruppe B verhielt sich so still, als sei gar nichts geschehen.
    Die Aktionen des Umsturzes waren angelaufen. Die Geschichte sollte ein anderes Gesicht bekommen. In einer beispiellosen Tat des deutschen Soldatentums sollte sich eine neue Zeit manifestieren.
    Auch Heinrich Emanuel Schütze marschierte. Allerdings eine Stunde später, als vorgesehen. Er hatte nach dem Telefonanruf einen kleinen Schwächeanfall bekommen, sich aufs Bett gelegt und gewartet, bis sein Herz sich beruhigte. Zur moralischen Rechtfertigung hatte er dabei an Generaloberst Dollmann gedacht, der am 29. Juni auf seinem Gefechtsstand plötzlich einen Herzschlag bekam und die 7. Armee verwaist zurückließ.
    Heinrich Emanuels Marsch zur Verhaftung der SD wurde jäh gestoppt. Die ersten, sich widersprechenden Meldungen waren nach Paris gekommen. Ein Kübelwagen raste der kleinen Truppe entgegen und bremste scharf vor Schütze.
    »Wohin?« brüllte ein Offizier.
    »Zum SD!« schrie Schütze zurück.
    »Wissen Sie, daß der Führer lebt? Oberst Remer hat mit ihm gesprochen. Bei Goebbels! Er ist daraufhin zur Bendlerstraße marschiert! Aber Genaueres weiß man noch nicht.«
    Der Wagen raste weiter, dem Arc de Triomph zu. Oberstleutnant Schütze stand wie versteinert. Hitler lebt! Der Anschlag war mißlungen. Das war aber gleichbedeutend mit einem Todesurteil für alle, die dieses Attentat geduldet hatten.
    Er stand auf der Straße, hinter sich vierzig bewaffnete Soldaten. Ein Revolutionär ohne Revolution. Ein geschichtlicher Moment, dem nicht einmal die Gegenwart gehörte. Eine Farce von einem Umstürzler. Eine verschwörerische Null.
    »Abteilung – marsch!« kommandierte Oberstleutnant Schütze. Ein wahnwitziger Gedanke trieb ihn vorwärts. Er marschierte zum Quartier der SD. Andere Infanterie hatte es abgesperrt. Schütze ließ seine vierzig Männer stehen und betrat das Gebäude. Auf den Gängen, vor den Zimmern, standen Panzertruppen und bewachten die SD-Leute, die in den Räumen hockten. Ein Oberleutnant kam Schütze entgegen.
    »Wer hat Sie hereingelassen?« fragte er. Heinrich Emanuel sah ihn an, als sei er ein dampfender Haufen frischer Roßäpfel.
    »Wer mich hereingelassen hat, wollen Sie wissen?« brüllte er dann. »Ist meine Uniform nicht Legitimation genug? Was wagen Sie eigentlich, Herr Oberleutnant? Haben Sie diese Rotzigkeit auf der Kriegsschule gelernt?«
    Der Offizier bekam einen roten Kopf. Er wollte etwas erwidern, aber Schütze ließ ihn nicht zu Wort kommen.
    »Wo ist der Chef von diesem Laden?« schrie er.
    »Darf ich fragen –«
    »Wo?« Schützes Stimme überschlug sich. »Ist denn mit diesem Attentat die ganze Zucht weggeblasen worden? Ich befehle Ihnen, mir das Zimmer zu zeigen!«
    »Nr. 15, Herr Oberstleutnant.« Der Oberleutnant sah sich um. Die Panzersoldaten standen vor den Türen und grinsten. Netter Anschiß, dachten sie. Der Alte ist mächtig in Fahrt.
    Schütze suchte das Zimmer Nr. 15. Er schob die beiden dort postierten Soldaten zur Seite und riß die Tür auf. Zwei SS-Führer, ein Standartenführer und ein Sturmbannführer erhoben sich aus hellen Ledersesseln. Ein großer Schreibtisch stand vor einer Wand, deren Tapete einen großen hellen, rechteckigen Fleck zeigte. Dort hatte ein Bild gehangen. Der Haken stak noch in der Wand. Nun lag es auf dem Boden neben dem Schreibtisch. Das Glas war zertreten. Das kneiferbewehrte Gesicht Heinrich Himmlers starrte Schütze vom Boden aus an. Er sah gütig aus wie ein Bankbeamter mit sieben Kindern. Nicht immer ist der Massenmord im Gesicht geschrieben.
    Schütze bückte sich, hob das Bild auf, schüttelte das Glas ab und legte es auf den Schreibtisch. Verwundert beobachteten die SS-Führer die seltsame Handlung. Sie hatten erwartet, mit einer eindeutigen Geste ihre Pistolen zurückzuerhalten. Nun kam ein Stabsoffizier ins Zimmer, hob den Reichs-Heini auf und säuberte sogar sein zerknittertes Foto.
    Heinrich Emanuel verbeugte sich knapp vor den verblüfften SS-Führern.
    »Schütze.«
    »Ehrenbach.« Der Standartenführer.
    »Harris.« Der Sturmbannführer.
    »Die Ereignisse meine Herren, sind verworren.« Schütze räusperte

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