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Manöver im Herbst

Manöver im Herbst

Titel: Manöver im Herbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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was?«
    »Heinrich Emanuel hat sich verliebt.«
    »Das gehört zur Leutnantsuniform«, lachte Sulzmann.
    »Er will sich verloben.«
    »Da hört der Spaß auf.« Sulzmann stellte die Kümmelflasche hart auf den Tisch. Er riß das Telegramm von der Tischdecke, das ihm Schütze hinschob. Dann zerknüllte er es und warf es in die Ecke. »Wo liegt Trottowitz?«
    »Bei Schweidnitz.«
    »Wer ist diese … diese Braut?«
    »Ich weiß es nicht. Einmal – beim letzten Urlaub – erzählte Heinrich etwas von einer Amelia. Wenn ich mich recht erinnere, war sie sogar eine ›von‹.«
    Schlachter Sulzmann trank hastig sein Kümmelglas leer. Er schnaufte danach und setzte sich schwer auf den Stuhl. Mit siebzig Jahren halten die Arterien eine Erregung nicht mehr aus.
    »Eine Adlige in unserer guten bürgerlichen Mitte? Mein Enkel ist übergeschnappt. Wie will er sie ernähren?«
    »Eben deshalb bin ich hier. Das ist ein Problem der gesamten Familie. Wir haben Heinrich Emanuel zum Offizier gemacht …, es ist unsere Pflicht, uns weiter um ihn zu kümmern.«
    »Wir werden es ihm ausreden.«
    Franz Schütze verzog das Gesicht und trank schnell sein Schnapsglas leer. »Bedenke, daß Heinrich Emanuel den Dickkopf zweier Familien in sich trägt. Die Schützes sind –«
    »Ich weiß …« Sulzmann winkte ab.
    »Und die Sulzmanns –«
    »Wem sagst du es?« Er trank noch einen Kümmel, schnaufte wieder und strich sich mit seiner riesigen Fleischerhand über den Kopf. Er hatte eisgraue Haare und trug sie kurz geschnitten wie eine Bürste. »Was ist zu tun? Wieviel kannst du monatlich aufbringen?«
    »Höchstens 70 Mark!«
    »Und Onkel Hubert?«
    »Als Rechnungsrat wird er auch 70 Mark geben können.«
    »Ich werde 150 Mark stiften. Zusammen mit Eberhard.«
    »Ich hätte dich nie für so geizig gehalten, Schwiegervater.«
    Sulzmann starrte in sein Kümmelglas und schien zu rechnen. Alle Töchter waren versorgt, die Söhne hatten ihren gutgehenden Beruf, von allen Enkeln war nur Heinrich Emanuel der Außenseiter, der aber wiederum die Familiennamen mit neuem Glanz polierte. Er war das Sidol des Bürgerlichen.
    »Gut denn. 200 Mark. Rechnen wir zusammen – mit seinem Leutnantsgehalt kommt Heinrich auf ein Einkommen von monatlich rund 500 Mark. Kann er damit eine ›von‹ ernähren?«
    »Man müßte sie selbst fragen.«
    »Wann kommt der Junge nach Hause?«
    »Ich hoffe, übermorgen.«
    »Wir werden ihn uns vornehmen. Laß mich mit ihm über alles sprechen. Ein Großvater hat da mehr Argumente. Was sagt Sophie dazu?«
    »Sie weint bereits. Kaum ist er flügge, will er wegfliegen, jammert sie.«
    Sulzmann seufzte und trank noch einen Kümmel. »Man hört nie auf, Vater zu sein«, sagte er trüb. »Je älter man wird, um so mehr Generationen muß man trösten. Wäre Heinrich kein Offizier –«
    »Aber er ist's«, sagte Franz Schütze. Berechtigter Stolz schwang in seiner Stimme. Ein Schütze, der Offizier wurde. Aktiver Offizier. Gab es überhaupt ein Opfer, das schwer genug war, so etwas zu unterstützen?
    Schwiegervater und Schwiegersohn blieben noch eine Stunde zusammen sitzen und dachten die Probleme einer möglichen adeligen Heirat des Enkels und Sohnes durch. Sie trennten sich in völliger Einigung, daß dies kein Unglück sei, höchstens eine neue finanzielle Belastung der Familie. Das aber war etwas, was man in Anbetracht der Möglichkeiten, die in Heinrich Emanuel schlummerten, tragen konnte.
    *
    Spät in der Nacht klingelte Leutnant Schütze an der elterlichen Wohnung. Er war von Trottowitz zurückgefahren nach Schweidnitz, hatte dort auf seine Uniform die Spiegel und Schulterstücke eines Leutnants genäht bekommen, hatte Petermann eine Flasche Kognak spendieren müssen und den anderen jungen Leutnants des Regimentes versprochen, den Kasino-Beförderungsabend in einer Woche, nach dem Urlaub nachzuholen.
    Gegen Mittag war Amelia v. Perritz in Schweidnitz eingetroffen und verlangte den Leutnant Schütze zu sprechen. Als Heinrich Emanuel entsetzt nach vorne in die Kasernenwache stürmte, saß Amelia zart, blaß, aber mit leuchtenden Augen auf einem der Wachschemel, eine Reisetasche neben sich und sprang auf, als Schütze in die Wachstube stürmte.
    Sie breitete, ungeachtet der grinsenden Grenadiere, beide Arme aus und rief:
    »Hier bin ich, Heinrich! Und ich gehe nie mehr nach Perritzau zurück!«
    Schütze zog zunächst Amelia aus der Wache weg und ging mit ihr hinüber zum Kasinogebäude. Er sprach nichts … er konnte einfach

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