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Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia

Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia

Titel: Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Banner
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ist sehr …«
    Aber Ryan würde nie erfahren, was er über das engl i sche Wetter zu sagen hatte, denn Aldebaran starrte wi e der stirnrunzelnd in den Nebel, bevor er sich erneut über den Motor beugte.
    »Unberechenbar«, vollendete der Junge den Satz. »Onkel, wir sind mitten auf der Straße – vielleicht sollten wir das Auto wegschieben.«
    Aldebaran antwortete nicht.
     
    Ein paar hundert Meter entfernt ging Anna gerade durch den Nebel auf sie zu. Sie war seit einer halben Stunde auf dem Hügel herumgeirrt, bevor sie das Husten des Aut o motors hörte und anfing auf das Geräusch zuzulaufen. Der Dunst hing wie Perlen in ihrem Haar, und sie ve r suchte jetzt, sie abzustreifen, während sie in der anderen Hand den Griff des Koffers verlagerte. Die Scheinwerfer bohrten ihre Strahlen durch den Nebel. Sie konnte den dunklen Umriss des Autos und daneben zwei Menschen erkennen, ein Mann mittleren Alters und ein Junge. Der Mann sah hoch, als sie sich näherte.
    »Hast du dich verlaufen?«, fragte er. »Wenn du eine Wegbeschreibung brauchst, können wir dir vielleicht he l fen.« Er sah sie weiter nachdenklich an, so als ob sie ihm bekannt vorkäme.
    Von irgendwo näherte sich das Geräusch eines M o tors. Plötzlich tauchte ein Motorrad aus dem Nebel auf und musste mit quietschenden Reifen zur Seite aussch e ren, um dem Auto auszuweichen. Der Fahrer drehte sich erschrocken nach hinten um, bevor der Nebel ihn wieder verschluckte.
    »Wir sollten das Auto wegschieben. Ryan, hilf mir.«
    Der Junge stemmte die Schulter gegen die Seite des Wagens. Anna setzte ihren Koffer ab und ging auf die andere Seite, hinter den Mann. »Das ist sehr nett von dir«, sagte er und wandte sich zu ihr um. »Schieb ganz vorsichtig an, und hör auf, wenn ich es dir sage. Ein paar Meter weiter geht es hier eine steile Böschung runter.«
    Über das Autodach hinweg trafen die Augen des Ju n gen die des Mädchens. Seine waren so dunkel wie tiefes Gewässer, fast schwarz. Sogar als das Auto sicher am Straßenrand stand, hielten beide den Blickkontakt noch einen Moment länger aufrecht, bevor sie wegsahen.
    »Du solltest besser eine Weile hier warten«, sagte der Mann zu Anna. »Versuch bloß nicht, jetzt zu Fuß weite r zugehen. Die Straße verbreitert sich in beide Richtungen erst nach ein oder zwei Kilometern, und in diesem Nebel tauchen die Autos sehr plötzlich auf.« Sie nickte. Sie warteten schweigend, während sich der Mann wieder über den Motor beugte. Irgendwo jenseits des Nebels sang ein Vogel ein paar hohe Töne.
    »Wohin willst du?«, fragte der Junge. Er stand gegen die Seite des Autos gelehnt und fixierte Anna mit seinen dunklen Augen. »Du machst bestimmt Urlaub, wegen deines Koffers, meine ich.«
    »Nein, ich arbeite. Im Hillview Hotel, auf der anderen Seite des Tals. Meine Tante leitet es; ich arbeite für sie.«
    »Die Leiterin des Hillview Hotels ist deine Tante? Sie ist unsere nächste Nachbarin; wir kennen Monica Bailey gut.«
    »Monica Devere«, sagte Anna, ohne nachzudenken. Baile y w ar der Ehename ihrer Tante gewesen, und sie verwendete ihn inzwischen niemals mehr.
    Der Mann richtete sich so abrupt auf, dass er sich den Kopf an der geöffneten Motorhaube anschlug. »Monica Devere?«
    »Ja«, erwiderte Anna. Es folgte ein Moment des Schweigens. »Warum wollen Sie das wissen?«
    »Aus keinem besonderen Grund.« Mit verschränkten Armen starrte der Mann in den Nebel, dann wandte er sich wieder ihr zu. »Die Deveres stammen aus diesem Teil des Landes, oder?«
    »Ich glaube schon. Das ist der Grund, warum Monica hierher zurückkam – unsere ganze Familie hat früher hier gelebt.«
    Den Blick noch immer auf sie gerichtet, nickte der Mann, dann verstellte er irgendetwas am Motor und schlug die Motorhaube zu. »Müsstest du nicht in der Schule sein? Wie alt bist du?«
    »Fünfzehn. Gestern war der letzte Schultag. Es sind jetzt Sommerferien, deshalb bin ich hergekommen.«
    »Ich gehe nicht zur Schule«, sagte der Junge. »Mein Onkel unterrichtet mich zu Hause.« Er fuhr sich mit den Fingern durch das schwarze Haar. Er tat es auf eine nac h lässige, fast arrogante Weise. Dann streckte er ihr die Hand entgegen. »Freut mich, dich kennen zu lernen. Ich bin Ryan Donahue, und das ist mein Onkel Arthur.«
    »Arthur Field.« Der Mann reichte ihr nach ihm die Hand. Anna schüttelte sie, dann wischte sie sich das Öl von den Fingern. »Oh, Verzeihung … Auf jeden Fall freue ich mich auch, dich kennen zu lernen.«
    »Aber ich habe dich

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