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Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia

Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia

Titel: Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Banner
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über sein G e sicht, bevor er sich umdrehte, aus dem Zimmer ma r schierte und die Treppe hinunterging.
     
    Nachdem ich das Buch zugeklappt hatte, saß ich für la n ge Zeit nachdenklich im Dunkeln – und als ich am näch s ten Morgen aufwachte, war die Geschichte noch immer in meinem Kopf. Ich fragte mich, was wohl das sec h zehnte und das neunzehnte Jahrhundert oder der Er s te Weltkrieg sein könnten. Waren es englische Ausdr ü cke? Und falls ja, bedeutete das dann, dass diese Geschichte mit der a n deren verknüpft war – mit der über unseren verbannten Prinzen und dem Mädchen mit den blauen Augen? Der Husten verfolgte mich die ganze res t liche Woche über, und ich wurde ihn einfach nicht los, aber ich dachte nicht so viel darüber nach, wie ich es zuvor getan hätte. Stat t dessen dachte ich über das Buch nach.
    Am Freitag ließ die Kälte plötzlich nach. Der Regen lief in Schlieren an den Fenstern des Klassenzimmers hinab, und ich saß da, beobachtete sie und dachte wieder über diese Geschichte nach. Inwiefern betraf sie mich? Wenn sie nichts mit mir zu tun hatte, verstand ich nicht, weshalb ich, schon bevor die Schrift aufgetaucht war, von dem alten Mann und dem Fremden geträumt hatte. Es war sehr seltsam. Ich hatte versucht, das Ganze aus meinem Kopf zu verbannen, aber ich konnte es nicht.
    In diesem Moment trommelte etwas auf den Tisch vor mir. Es war ein Gewehr. Ich starrte es an, dann hob ich blinzelnd den Kopf.
    Sergeant Bane sah mit belustigter Miene zu mir heru n ter. »North, wir gehen raus, um zu exerzieren«, sagte er. »Du warst in Gedanken hundert Kilometer weit weg.« Ich bemerkte, dass der Rest meines Zugs – mit hochg e schlagenen Mantelkragen, um sich gegen den ströme n den Regen zu schützen – bereits nach draußen auf den Hof trabte. »Beeil dich!«, sagte Sergeant Bane. Ich kam stolpernd auf die Füße, schnappte mir meinen Mantel und das Gewehr, dann rannte ich hinter den anderen her.
    Wir trainierten jetzt härter als je zuvor. Jeden Morgen machten wir eine Stunde lang Schießübungen, dann kam das Hanteltraining und schließlich rannten wir noch zwanzig Runden um den Hof. Aber niemand strengte sich an jenem Tag besonders an, und spätestens als es ans Laufen ging, war jeder von uns nur noch halbherzig bei der Sache. Obwohl der Regen endlich nachgelassen ha t te, war der Matsch noch immer glitschig, und ich rutschte mehrmals aus und fiel hin. Ich versuchte zu rennen, aber alle paar Meter beugte ich mich hustend vornüber.
    »Laufen, North!«, rief Sergeant Bane mir aus dem Schutz des überstehenden Dachs entgegen. Ich stolperte weiter.
    Es war während des Laufens, dass ich wieder an das Buch dachte und mir auffiel, dass die Waffe in meiner Hand ebenfalls ein Hinterladergewehr war. Und dann erinnerte ich mich plötzlich, dass es vor langer Zeit ein Gerücht gegeben hatte, demzufolge unsere militärische Technologie in einem Land entwickelt worden war, das so fern war wie England. Nur ein Gerücht. Ich verfiel in einen gemächlichen Trab und untersuchte das Gewehr. Ich wusste nicht, ob es eine einfache Waffe war, so wie die, von denen der alte Mann und der Fremde gesprochen hatten. Vielleicht gab es in anderen Ländern – Ländern wie England – Waffen, die viel fortschrittlicher waren als diese hier. Ich wusste es nicht.
    Da kam Sergeant Markey um die Ecke eines Gebäudes gebogen und führte Stirlings Zug auf den Hof. Er stellte sich neben Sergeant Bane unter das schützende Dach, musterte uns mit einem abfälligen Schnauben und sagte etwas, das ich nicht hören konnte.
    »North, du läufst zu langsam!«, brüllte Sergeant Bane mir zu.
    Ich lag eine halbe Runde hinter den anderen zurück. Ich spurtete los, um sie einzuholen, und dadurch fing ich wieder an zu husten.
    »Eine Runde noch, dann könnt ihr gehen«, rief Serg e ant Bane, als wir an ihm vorbeiliefen. Ich hielt in der Gruppe jüngerer Schüler nach Stirling Ausschau und winkte ihm kurz zu. Er grinste als Antwort.
    »North«, sagte Sergeant Markey plötzlich. »Komm hier rüber.«
    Ich blieb auf der Stelle stehen. Stirling war ebenfalls stehen geblieben, doch Markey meinte mich. »Komm her!«, wiederholte er. »Jetzt sofort.«
    Ich lief zu ihm. Ich hustete wieder und konnte seinen Gesichtsausdruck erst sehen, als ich mich wieder aufric h tete. Er schien zu lächeln, aber das beruhigte mich nicht.
    »Mir ist aufgefallen, dass North sich nicht angestrengt hat«, sagte er zu Sergeant Bane gewandt. Seine Stimme klang

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