Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia

Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia

Titel: Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Banner
Vom Netzwerk:
Beamten glauben das nicht.«
    »Nun, sicherlich gibt es strenge Kontrollen.«
    »Das hätte ich auch angenommen«, stimmte Raymond zu. »Ich weiß nicht, wie sie es bewerkstelligt haben, aber wenn sie entschlossen genug waren, haben sie einen Weg gefunden.«
    »Wie viele dieser Waffen wurden denn gestohlen?«
    »Ich hatte siebenundfünfzig Gewehre, zwölf Pistolen und einen Viktorianischen Revolver. Davon haben sie dreiundfünfzig gestohlen, und eines der wertvollsten E x emplare wurde zu Boden geworfen und zerbrach. Die ältesten ließen sie zurück.«
    »Das ist eigenartig …« , sinnierte Field.
    »Ja. Aber jetzt kommt das wirklich Seltsame: Es gab Beweise, dass jemand diesen Salon betreten hat. Man fand Fingerabdrücke, aber trotzdem wurde aus diesem Zimmer nichts gestohlen. Und ich weiß, dass eine Vie l zahl der Stücke in diesem Raum wertvoller sind, als es die Schusswaffen waren.«
    »Vielleicht hatten sie es auf die Waffen an sich und nicht auf Geld abgesehen.«
    »Das wäre möglich.« Raymond hinkte zurück zum Fenster, setzte sich schwerfällig hin und deutete dann auf den anderen Stuhl.
    Der Mann durchquerte das Zimmer, setzte sich jedoch nicht, sondern blieb hinter dem Stuhl stehen. »Man brauchte mehrere Männer, um dreiundfünfzig Waffen zu tragen, nicht wahr?«, fragte er.
    »Oh, ja. Wissen Sie, ich habe nichts gehört, und das, obwohl es eine wahre Armee erfordert haben muss, die Sachen wegzuschleppen.«
    Der Mann beugte sich nach vorn und umfasste die Rü ckenlehne des Stuhls derart heftig, dass auf seinen Hä n den die Sehnen hervortraten. »Eine wahre Armee in der Tat.«
    »Es ist höchst ungewöhnlich. Ich kann mir nicht vo r stellen, weshalb jemand die am wenigsten kostbaren Waffen im Haus stehlen sollte.«
    »Vielleicht«, schlug der Mann vor, »hatten sie die A b sicht, sie nachzubauen.«
    »Aber wozu denn nur?«
    »Um sie zu benutzen.«
    »Nein«, wehrte Raymond ab. »Das kann ich mir nicht vorstellen. Es gibt einfachere Wege, sich Waffen für die Jagd oder Ähnliches zu beschaffen – und ich würde me i nen, dass sogar Kriminelle über leichter zugängliche Quellen verfügen. Und warum sollten sie so viele mi t nehmen?«
    Der Mann schien für eine Minute tief in Gedanken versunken zu sein. »Verraten Sie mir«, sagte er dann b e dächtig, »verraten Sie mir – diese Waffen, sind sie sehr kompliziert?«
    Raymond überlegte. »Verglichen mit den modernen Waffen von heute bestimmt nicht. Aber einige dieser a l ten Schusswaffen sind wirklich sehr gut konstruiert.«
    »Glauben Sie, dass es möglich wäre, sie nachzubauen, wenn man ein Original als Vorlage hätte?«
    »Ich weiß es nicht. Es würde davon abhängen, we l chem Zweck sie dienen sollen. Die meisten von ihnen waren antike Stücke. Die Nachbildungen würden keinen ernsthaften Sammler täuschen können.«
    »Nun, nehmen wir beispielsweise mal an, dass, wer auch immer Ihre Waffen gestohlen hat, Kopien anfert i gen wollte, die funktionieren würden«, bat der Besucher. »Einfach nur funktionieren, sodass man mit ihnen schi e ßen kann. Was, wenn sie sie anschließend in großen Mengen herstellen wollten. Wären sie dazu theoretisch in der Lage?«
    »Nur mit den Vorlagen, die sie mir gestohlen haben?«
    Arthur Field nickte. »Rein hypothetisch.«
    »Ja … Ja, ich denke, das wären sie.« Da der Mann nichts erwiderte, führte Raymond weiter aus: »Ein paar davon waren robuste Hinterladergewehre. Im Fall dieser besonderen Waffen ist es ihre Schlichtheit, die sie so e f fektiv macht.«
     
    Ich wachte plötzlich auf. In der kalten Nachtluft hatte ich wieder zu husten angefangen, und das hatte mich g e weckt. In der Dunkelheit konnte ich das Licht der Ga s lampen in den Rissen der Decke sehen. Ich setzte mich auf. Für einen Moment hörte ich die Stimme dieses alten Mannes in meinem Kopf widerhallen, so als würde sein Geist noch immer im Zimmer sein, obwohl der Traum zu Ende war. Dann war es ruhig im Haus. Stirling schlief mit dem Gesicht zur Wand. Die Kirchenglocke schlug zwei.
    Ich bemerkte, dass das Buch auf meiner Bettdecke lag – dieses seltsame, schwarze Buch, das ich im Schnee g e funden und inzwischen völlig vergessen hatte. Es war aufgeschlagen. Ich griff danach, rieb mir die Augen und fing an zu lesen. Aber schon nach einer halben Seite war ich plötzlich hellwach und starrte den neuen Eintrag an.
    Ich hatte plötzlich Angst. Es war nicht nur so, dass ich das Gefühl hatte, die Geschichte schon einmal gelesen zu haben. Es war

Weitere Kostenlose Bücher