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Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia

Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia

Titel: Manolia-Zyklus 01 - Das Lied von Malonia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Banner
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den Kopf. »Mein armer Stirling. Armer Junge.«
    »Au – mein Kopf«, stöhnte er. »Es geht mir immer schlechter. Warum kann ich jetzt nicht einfach sterben?«
    »Es wird alles wieder gut, Stirling«, beruhigte Gro ß mutter ihn. »Du wirst nicht sterben. Bald bist du wieder gesund. Das Schlimmste wird bald vorbei sein. Es wird alles wieder gut.«
    »Aber mein Kopf …«
    »Beruhige dich! Du machst die Schmerzen durch dein Weinen nur noch schlimmer. Konzentrier dich darauf zu atmen. Genau so. Atme ein …« Er schnappte rasselnd nach Luft. »Atme aus. Ganz langsam.« Er griff wieder nach seinem Kopf, und wieder nahm sie seine Hand ru n ter.
    »Psch«, flüsterte sie wieder und wieder, so als wollte sie ihn in den Schlaf lullen. Seine schluchzenden Ate m züge gingen weiter, aber sie wurden langsamer, und er wurde ruhiger und schloss schließlich die Augen. Nac h dem etwa eine halbe Stunde vergangen war, drehte Großmutter sich vorsichtig zu mir um. »Geh wieder schlafen, Leo«, flüsterte sie. Ich versuchte, den Kopf zu schütteln, aber sie drehte sich wieder zu Stirling, noch bevor sie es sehen konnte. Also ging ich schließlich rüber ins Wohnzimmer und ließ mich schwer auf das Sofa fa l len.
     
    Überraschenderweise musste ich eingeschlafen sein, denn ich erwachte am frühen Morgen. Ich schleppte mich mühsam vom Sofa weg, und es fühlte sich an, als wäre ich aus dem Tod erwacht. Dann fiel mir wieder ein, w a rum ich hier war – Stirling war krank. Ich konnte ihn n e benan weinen hören. Ich stolperte ins Schlafzimmer.
    Großmutter saß noch immer auf seinem Bett. »Leo, bleib für eine Minute bei deinem Bruder«, flüsterte sie. »Ich gehe kurz nach unten in den Waschraum.«
    Ich rieb mir die Augen und setzte mich auf sein Bett. Stirling griff nach meiner Hand, und ich fühlte, wie fie b rig und trocken seine war. »Es ist alles okay, Stirling«, sagte ich verschlafen.
    »Ich bin nur einen Moment weg.« Großmutter eilte hinaus.
     
    »Leo!« Jemand rüttelte mich an der Schulter. »Wach auf.« Es war Großmutter. »Leo, du kommst zu spät zur Sch u le.«
    Ich setzte mich auf. »Was ist los?« Ich lag halb auf Stirlings Bett, halb auf dem Boden; offenbar war ich ei n geschlafen.
    »Beeil dich. Sonst kommst du zu spät zur Schule.«
    Ich stand auf. »Schule?«
    »Ja. Es ist schon Viertel vor acht, und du hast noch kein Wasser geholt.«
    »Kannst du das nicht machen?«
    »Nein – ich kann es nicht tragen.«
    »Ich auch nicht«, sagte ich benommen, aber ich mus s te es trotzdem holen.
     
    Es war lächerlich, auch nur daran zu denken, zur Schule zu gehen, aber ich war so müde, dass ich kaum realisie r te, was ich tat, bis ich dort war.
    Sergeant Markey erwartete mich auf dem Vorhof. »Du bist fünfzehn Minuten zu spät, North.« Warum musste er alles mit solcher Lautstärke sagen?
    »Ja.« Ich trat einen Schritt zurück.
    »Geh rein und warte vor dem Büro des Colonels.« Ich schlenderte auf das Schulgebäude zu. »Beeil dich, North! Wir haben nicht den ganzen verdammten Tag Zeit!« Ich ging noch langsamer. »Komm hierher zurück, North!«, brüllte er. »Ich erwarte eine Entschuldigung für deine Ve r spätung.«
    »Ich werde mich beim Colonel entschuldigen, wenn ich ihn treffe«, rief ich über meine Schulter und betrat die Schule.
    Doch Sergeant Markey hatte heute Aufsicht, also war Sergeant Markey auch derjenige, der mich bestrafen würde. Das hatte ich natürlich vergessen. »Warum warst du so spät dran, North?«, fragte er barsch.
    »Äh … mein Bruder ist krank … Ich habe nicht viel geschlafen …« , murmelte ich.
    »Das ist keine Entschuldigung.«
    Ich erwiderte nichts.
    »Das ist ganz und gar keine Entschuldigung!«
    »Ich habe nicht behauptet, dass es eine verfluchte En t schuldigung wäre. Sie haben gefragt, warum ich so spät dran war, also habe ich Ihnen gesagt …«
    Er schlug mich, und ich prallte mit aller Wucht rücklings gegen die Korridorwand. »Du musst etwas R e spekt lernen, North!« Seine Hand war nach dem Schlag noch immer erhoben. »Und zwar echten R e spekt.«
    » Den Teufel werde ich.« Ich drehte mich um und ließ ihn stehen.
    »North!«, donnerte er. »Komm auf der Stelle zurück, North! Mein Gott, das wirst du bereuen!« Ich marschierte hinaus auf den Hof, und die Tür schnitt sein Gebrüll ab. Ich würde nicht zurückgehen.
    Sobald ich außer Sichtweite war, legte ich die Hand an meine brennende Wange. Das würde einen hässlichen roten Fleck geben. Ich begann ihn laut zu

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