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Mansfield Park

Mansfield Park

Titel: Mansfield Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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besuchen kam, und wedelte sich mit dem Fächer seiner Partnerin Luft zu, als ginge es um sein Leben. «Wie schnell du hin bist! Jetzt fängt es ja erst richtig an. Wir beabsichtigen, uns noch zwei Stunden lang dazuzuhalten. Wie kann man nur so früh müde werden?»
«So früh, mein Lieber?» sagte Sir Thomas, indem er mit aller gebotenen Diskretion seine Uhr zog. «Es ist drei Uhr morgens. Deine Schwester ist nicht an solche Stunden gewöhnt.»
«Dann darfst du am Morgen nicht meinetwegen aufstehen, Fanny. Schlaf dich aus und denk nicht an mich!»
«Ach, William!»
«Was? Wollte sie aufstehen, bevor du dich auf den Weg machst?»
«O ja! Bitte, Onkel!» rief Fanny, lebhaft von ihrem Stuhl aufspringend, um ihrem Onkel näher zu sein. «Ich muß aufstehen und mit ihm frühstücken! Es ist doch das allerletzte Mal, der allerletzte Morgen!»
«Besser nicht, Fanny. Um halb zehn soll er schon gefrühstückt haben und bereit sein. Mr. Crawford, ich glaube, Sie wollen ihn um halb zehn abholen?»
Aber Fanny bat so inbrünstig und hatte so viele Tränen in den Augen, daß er es nicht abschlagen konnte. Und es endete mit einem gnädigen: «Schön, schön!», das eine Erlaubnis war.
«Ja, um halb zehn», sagte Crawford zu William, der schon wieder zu seiner Dame strebte.
«Und ich werde pünktlich sein, denn mir zuliebe steht keine zärtliche Schwester auf.» Und in gedämpftem Ton zu Fanny: «Ich habe nur von einem leeren Haus Abschied zu nehmen. Ihr Bruder wird morgen früh merken, daß er und ich ganz verschiedene Zeitbegriffe haben.»
Nach einiger Überlegung forderte Sir Thomas Henry Crawford auf, doch lieber an einem zeitigen Frühstück in Mansfield Park teilzunehmen, als zu Hause ganz allein zu essen; er selbst würde auch mithalten. Die Bereitwilligkeit, mit der seine Einladung angenommen wurde, bewies Sir Thomas, daß seine Vermutungen, denen (wie er sich gestehen mußte) der heutige Ball zum großen Teil seinen Ursprung verdankte, sehr begründet waren. Mr. Crawford war in Fanny verliebt, und Sir Thomas sah mit Wohlgefallen voraus, wie es enden würde. Indessen wußte ihm seine Nichte für die Liebenswürdigkeit, die er ihrem Verehrer erwies, durchaus keinen Dank. Sie hatte gehofft, William am letzten Morgen für sich allein zu haben – welch unaussprechliches Glück wäre das gewesen! Trotz ihrer Enttäuschung dachte sie nicht daran, sich zu beklagen. Im Gegenteil, sie war es so wenig gewöhnt, daß man sich nach ihrem Gefallen richtete oder daß irgend etwas nach ihren Wünschen ging, daß sie sich viel eher freute und wunderte, ihren Willen soweit durchgesetzt zu haben, als über die Beschränkung zu murren.
Gleich darauf griff Sir Thomas wieder ein und riet ihr, unverzüglich zu Bett zu gehen. «Raten» war das Wort, das er gebrauchte, doch es war ein Ratschlag absoluter Autorität. Es blieb ihr nichts übrig, als aufzustehen und unter Henry Crawfords herzlichen Abschiedsworten still zu verschwinden. An der Tür blieb sie stehen, um – wie die Dame von Branxholm Hall – «noch einmal und nimmermehr» das fröhliche Bild in sich aufzunehmen und einen letzten Blick auf die fünf oder sechs unermüdlichen Paare zu werfen, die noch fleißig an der Arbeit waren. Dann schlich sie die breite Haupttreppe hinauf – verfolgt von den Klängen der endlosen Kontertänze, fiebrig vor Angst und Hoffnung, erhitzt von Suppe und Glühwein, erschöpft und mit schmerzenden Füßen, voller Unruhe und Erregung – aber trotz allem von der Überzeugung durchdrungen, daß ein Ball das Schönste vom Schönen sei.
Vielleicht hatte Sir Thomas nicht nur an ihre Gesundheit gedacht, als er sie so brüsk zu Bett schickte. Vielleicht fand er, daß Mr. Crawford lange genug bei ihr gesessen hatte – oder es lag ihm daran, zu zeigen, daß Fanny mit ihrer Fügsamkeit eine gute Ehefrau abgeben würde.
     

29. Kapitel
    Der Ball war vorbei, und bald war auch das Frühstück vorbei. Sie hatten den letzten Kuß getauscht, William war fort. Mr. Crawford war, wie er vorausgesagt hatte, sehr pünktlich erschienen, und es war eine kurze, fröhliche Mahlzeit gewesen.
    Nachdem sie William bis zum letzten Augenblick nachgeschaut hatte, kehrte Fanny tiefbetrübten Herzens ins Frühstückszimmer zurück, und ihr Onkel ließ ihr verständnisvoll Zeit, sich gründlich auszuweinen. Vielleicht bildete er sich auch ein, daß ihr zärtlicher Kummer den zwei verlassenen Stühlen der jungen Leute galt und daß die kaltgewordenen Schweinsrippen und Senfreste auf

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