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Mansfield Park

Mansfield Park

Titel: Mansfield Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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nicht daran dachte, sein Vorhaben geheimzuhalten. Nichts lag ihm ferner, als seine Gefühle zu verbergen. Im Pfarrhaus wußte man alles. Er liebte es, sich mit seinen beiden Schwestern über seine Zukunftspläne zu unterhalten, und freute sich darauf, sie zu bewundernden Zeugen seines erfolgreichen Vorgehens zu machen. Sobald Sir Thomas das erfaßte, fand er es unvermeidlich, seine Frau und seine Schwägerin ebenfalls in die Angelegenheit einzuweihen – obwohl ihm um Fannys willen vor Mrs. Norris’ Reaktion auf diese Mitteilung fast ebensosehr graute wie Fanny selber. Er fürchtete ihren gutgemeinten, aber falsch angewandten Eifer, denn zu diesem Zeitpunkt war Sir Thomas nicht weit davon entfernt, Mrs. Norris zu jenen angenehmen Zeitgenossen zu zählen, die zwar die besten Absichten haben, aber ständig das Falsche tun.
Doch in diesem Fall erlebte er eine angenehme Enttäuschung. Er schärfte Mrs. Norris ein, daß sie sich nicht in die Sache einzumischen und Fanny gegenüber Stillschweigen und Nachsicht zu bewahren hätte – und sie versprach es nicht nur, sondern hielt sich auch an ihr Versprechen. Nur ihre bitterböse Miene offenbarte ihre Gedanken. Sie war äußerst erzürnt, doch nicht so sehr, weil Fanny einen solchen Antrag abgewiesen, sondern vielmehr weil sie ihn überhaupt erhalten hatte. Das war eine Beleidigung, ein unerhörter Affront für Julia, die Mr. Crawford ja von Rechts wegen hätte wählen müssen. Ganz abgesehen davon mochte Mrs. Norris Fanny nicht leiden, weil sie selber sie von klein auf vernachlässigt hatte; sie konnte einer Person, die sie immer zurückzusetzen versucht hatte, eine solche Erhöhung nicht gönnen.
Sir Thomas rechnete ihr bei dieser Gelegenheit ihre Diskretion höher an, als sie es verdiente; und Fanny hätte sie segnen mögen, weil sie ihr Mißvergnügen wenigstens nur sehen und nicht hören ließ.
Lady Bertram nahm die Sache anders auf.
Sie war ihr Leben lang eine Schönheit und überdies reich gewesen. Schönheit und Reichtum waren die einzigen Dinge, die ihr imponierten, und darum stieg Fanny gewaltig in ihrer Achtung, als sie hörte, daß ein vermögender Mann um sie anhielt. Das überzeugte sie davon, daß Fanny tatsächlich hübsch war – woran sie bisher gezweifelt hatte – und diese Überzeugung sowie die Aussicht, daß sie eine gute Partie machen würde, erfüllten sie mit Stolz auf ihre Nichte.
«Fanny», sagte sie, sobald sie nachher allein waren – und sie hatte diesen Augenblick tatsächlich mit so etwas wie Ungeduld erwartet und sprach auch jetzt mit ungewohnter Lebhaftigkeit – «Fanny, ich hatte heute morgen eine sehr angenehme Überraschung. Ich muß nur ein einziges Mal darüber sprechen, das habe ich auch Sir Thomas gesagt, nur ein einziges Mal und dann nicht wieder. Ich gratuliere dir, meine liebe Nichte.» Und mit einem wohlgefälligen Blick auf Fanny fügte sie hinzu: «Hm
– wir sind wirklich eine gut aussehende Familie.»
Fanny errötete. Zuerst war sie im Zweifel, was sie antworten sollte, doch dann sagte sie in der Hoffnung, ihre Tante an ihrer verwundbarsten Stelle zu treffen:
«Liebste Tante, Sie wünschen doch sicher nicht, daß ich anders gehandelt hätte! Sie können nicht wünschen, daß ich heirate, denn ich würde Ihnen fehlen, nicht wahr? Ja, ich bin sicher, daß Sie mich zu sehr vermissen würden.»
«Nein, liebes Kind, ich würde dich nicht im geringsten vermissen, wenn sich dir ein solches Glück bietet. Ich kann sehr gut ohne dich auskommen, wenn du einen so begüterten Mann wie Mr. Crawford heiratest. Und du weißt ja wohl, Fanny, daß es die Pflicht jedes jungen Mädchens ist, einen so vorteilhaften Antrag anzunehmen.»
Das war nahezu die einzige Verhaltensregel, der einzige Ratschlag, den Fanny im Lauf von achteinhalb Jahren von ihrer Tante Bertram empfangen hatte. – Sie schwieg, denn sie wußte, daß Worte zu nichts führen konnten. Wenn die Tante nicht gefühlsmäßig auf ihrer Seite stand, war von einem Angriff auf ihr Verständnis nichts zu erhoffen. Lady Bertram wurde richtig gesprächig.
«Ich will dir etwas sagen, Fanny», äußerte sie. «Ich bin sicher, er hat sich auf dem Ball in dich verliebt, es ist sicher an diesem Abend passiert. Du hast wirklich sehr hübsch ausgesehen. Das hat jeder gesagt. Sir Thomas hat es gesagt. Weißt du, die Chapman hat dir doch beim Ankleiden geholfen. Ich werde Sir Thomas sagen, daß es bestimmt an diesem Abend passiert ist.» Und nachdem sie eine Weile schweigend diesen erfreulichen

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