Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mansfield Park

Mansfield Park

Titel: Mansfield Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
Vom Netzwerk:
alles umzuändern. Drei Monate lang war das Ganze nichts als ein wüstes Durcheinander, ohne einen trockenen Weg, den man betreten, oder eine Bank, auf der man sich niederlassen konnte. Nein, wenn ich auf dem Land lebe, möchte ich alles so hübsch und komplett wie möglich haben, Boskette und Blumenrabatten und lauschige Sitzplätze ohne Zahl, aber unter der Bedingung, daß ich mich um nichts zu kümmern brauche. Henry ist anders, der liebt es, sich zu betätigen.»
Es tat Edmund leid, Miss Crawford, die zu bewundern er sehr geneigt war, in so leichtfertigem Ton von ihrem Onkel sprechen zu hören. Es verletzte sein Taktgefühl, und er schwieg, bis ihr Lächeln und ihre Lebhaftigkeit ihn wieder so gefangen nahmen, daß er den unangenehmen Eindruck überwand.
«Mr. Bertram», sagte sie, «ich habe endlich Nachricht von meiner Harfe. Es wurde mir versichert, daß sie sich heil und unversehrt in Northampton befindet, und zwar seit zehn Tagen, ungeachtet der gegenteiligen Erklärungen, die wir wiederholt empfangen haben.» Edmund gab seiner Freude und seiner Überraschung Ausdruck. «Die Sache ist die, daß unsere Erkundigungen viel zu direkt waren; wir haben einen Diener hingeschickt, wir sind selbst hingefahren – siebzig Meilen von London entfernt, ist das nicht das richtige Vorgehen. Heute früh haben wir es endlich auf dem korrekten Weg erfahren. Ein Bauer hat sie gesehen und es dem Müller erzählt, der Müller hat es dem Metzger berichtet, und der Schwiegersohn des Metzgers hat Nachricht im Laden hinterlassen.»
«Ich freue mich sehr, daß Sie von ihr gehört haben, ganz gleich auf welche Weise. Hoffentlich gibt es jetzt keine weiteren Verzögerungen.»
«Sie soll morgen hier eintreffen. Aber wie, glauben Sie, wird sie zu mir gelangen? Nicht auf einem Wagen oder Karren – o nein, so etwas ist im ganzen Dorf nicht zu bekommen. Ich hätte ebensogut nach einer Tragbahre und Trägern herumfragen können.»
«Es dürfte schwer sein, jetzt mitten in der ohnehin sehr verspäteten Heuernte, Pferd und Wagen aufzutreiben. Das kann ich mir vorstellen.»
«Ich hätte nie gedacht, wie schwer! Daß hier auf dem Land Mangel an Fuhrwerken herrschen könnte, ist mir nicht in den Sinn gekommen, und so habe ich einfach mein Mädchen geschickt, um irgendeines zu bestellen. Da ich nicht aus dem Fenster schauen kann, ohne einen Bauernhof zu erblicken, und nicht im Garten spazieren, ohne an einem anderen vorbeizukommen, dachte ich, ich brauchte bloß ein Wort zu sagen, und war noch ganz bekümmert, daß ich nicht allen den Vorzug geben konnte. Stellen Sie sich meine Verblüffung vor, als ich erfahren mußte, daß ich das unvernünftigste, unsinnigste, unmöglichste Begehren der Welt gestellt und sämtliche Bauern, Knechte und Heuschober im Dorf tief beleidigt hatte! Was Dr. Grants Verwalter anbelangt, gehe ich ihm lieber aus dem Wege, und mein Schwager selbst, der sonst eitel Zuvorkommenheit ist, hat mich mit den düstersten Blicken gemessen, als er von meiner Untat hörte.»
«Sie hatten natürlich nie Anlaß, darüber nachzudenken, aber wenn Sie es bedenken, sehen Sie sicher ein, wie wichtig es ist, das Heu hereinzubringen. Es mag auch sonst nicht so leicht sein, wie Sie meinen, sich ein Fuhrwerk zu beschaffen; unsere Bauern sind nicht darauf eingerichtet, sie zu vermieten; aber mitten in der Heuernte ist wirklich keiner in der Lage, einen Tag lang ein Pferd zu entbehren.»
«Mit der Zeit werde ich das alles lernen. Aber da ich mit der echten Londoner Überzeugung hergekommen bin, daß für Geld alles zu haben ist, hat mich die imponierende Unerschütterlichkeit Ihrer ländlichen Sitten etwas in Verlegenheit gebracht. Trotzdem bekomme ich morgen meine Harfe. Henry, der die Gutmütigkeit selber ist, hat sich erbötig gemacht, sie in seinem Wagen abzuholen. Wird sie nicht höchst ehrenvoll befördert werden?»
Edmund sagte, die Harfe sei sein Lieblingsinstrument, und drückte die Hoffnung aus, sie bald zu hören. Fanny hatte noch niemals Harfenspiel vernommen und war darauf sehr begierig.
«Ich werde mich glücklich schätzen, Ihnen beiden vorzuspielen», sagte Miss Crawford.
«Mindestens solange Sie Lust haben, zuzuhören, und vermutlich viel länger. Ich liebe selbst Musik über alles, und der Ausübende hat immer mehr Vergnügen an der Sache, weil nicht nur sein Gehör befriedigt wird. Mr. Bertram, wenn Sie Ihrem Bruder schreiben, teilen Sie ihm bitte mit, daß meine Harfe endlich eingelangt ist – er hat mich soviel darüber

Weitere Kostenlose Bücher