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Mansfield Park

Mansfield Park

Titel: Mansfield Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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hat. Sie ist in einer schwierigen Lage. Bei ihrem warmen Empfinden und ihrem lebhaften Temperament muß es ihr schwerfallen, ihrer Liebe zu Mrs. Crawford gerecht zu werden, ohne den Admiral anzuklagen. Ich kann nicht beurteilen, wen mehr Schuld an dem Zerwürfnis trifft – obwohl die gegenwärtige Aufführung des Admirals einen dazu verleiten könnte, für seine Frau Partei zu nehmen. Aber es ist ein natürliches und liebenswürdiges Gefühl, das Miss Crawford bewegt, so rückhaltlos für ihre Tante einzutreten. Ich kritisiere nicht ihre Einstellung; aber sie öffentlich zu verkündigen – darin liegt die Unschicklichkeit.»
«Meinst du nicht», fragte Fanny nach einiger Überlegung, «daß diese Unschicklichkeit irgendwie auf Mrs. Crawford selbst zurückfällt? Sie hat ihre Nichte erzogen. Und wenn Miss Crawford es in diesem Punkt an Diskretion mangeln läßt …»
«Das ist eine sehr richtige Bemerkung. Ja, wir müssen annehmen, daß es die Fehler der Tante sind, die wir an der Nichte tadeln. Das läßt einen noch deutlicher empfinden, unter welch ungünstigen Umständen sie aufgewachsen ist. Aber ich glaube, ihre jetzige Umgebung wird Miss Crawford guttun, denn Mrs. Grant hat ganz die richtige Art. Es ist schön, mit welch inniger Liebe sie von ihrem Bruder spricht.»
«Bis auf den Vorwurf, daß er zu kurze Briefe schreibt. Sie hat mich fast zum Lachen gebracht. Aber gar so lieb und gut kann ich einen Bruder nicht finden, der sich nicht einmal die Mühe nimmt, seiner Schwester einen ordentlichen Brief zu schreiben, wenn sie nicht beisammen sind. William würde mich unter keinen Umständen so schlecht behandeln, das weiß ich bestimmt. Und mit welchem Recht nimmt sie an, daß du, Edmund, keine ausführlichen Briefe schreibst?»
«Mit dem Recht eines lebhaften Geistes, Fanny, der alles aufgreift, was zu seiner eigenen Unterhaltung oder zur Belustigung anderer beitragen kann. Dagegen ist nichts einzuwenden, wenn nicht Böswilligkeit oder Taktlosigkeit im Spiel ist, und davon ist bei Miss Crawford keine Spur zu entdecken. Sie hat nichts Scharfes, nichts Lautes, nichts Vulgäres an sich. Sie ist durch und durch von echt weiblichem Feingefühl, bis auf den einen Punkt, von dem wir gesprochen haben. Da ist sie allerdings nicht zu rechtfertigen. Ich freue mich, daß du es ebenso empfunden hast wie ich.»
Da Edmund ihre Anschauungen gebildet und ihre ganze Zuneigung gewonnen hatte, durfte er fast immer auf Fannys volle Zustimmung rechnen. Allerdings begann sich jetzt und hier die Gefahr der ersten Meinungsverschiedenheit abzuzeichnen, denn der Weg, den Edmund mit seiner Verehrung für Miss Crawford betrat, konnte ihn leicht zu einem Punkt führen, wohin Fanny ihm nicht mehr zu folgen vermochte. Miss Crawfords Anziehungskraft wurde nicht geringer. Die Harfe kam an und schien ihre Schönheit, ihren Geist und ihre Gutherzigkeit in ein noch helleres Licht zu setzen. Die Gefälligkeit, der Geschmack, das feine Empfinden, das sie beim Spiel bewies, kleideten sie vorzüglich, und zu jedem Musikstück gab es etwas Geistreiches zu sagen. Edmund verbrachte jetzt jeden Vormittag im Pfarrhaus, um sich an den Klängen seines Lieblingsinstruments zu ergötzen, und wenn er Abschied nahm, war er bereits für den nächsten Tag eingeladen. Seine Dame hatte nichts gegen einen andächtigen Zuhörer einzuwenden, und alles ging, wie es gehen mußte.
Ein hübsches, junges, temperamentvolles Frauenzimmer an der Harfe, deren anmutige Form ihre eigene Anmut voll zur Geltung brachte – dahinter die offene Glastür, die Ausblick auf einen kleinen Rasenplatz in seiner Umkränzung von sommerlich üppigem Gebüsch bot – das war genug, um jeden Mann gefangenzunehmen. Die Jahreszeit, die Szenerie, die milde Sommerluft, alles atmete Zärtlichkeit und Empfindung. Mrs. Grant und ihr Stickrahmen spielten keine überflüssige Rolle dabei. Alles stimmte harmonisch zusammen, und da jedes Ding seine besondere Bedeutung gewinnt, wenn die Liebe ihren Faden zu spinnen beginnt, waren auch die Platte mit den belegten Brötchen und Dr. Grant, der ihnen Ehre antat, aller Beachtung wert. Ohne sich in die Theorie der Sache zu vertiefen oder auch nur zu wissen, wie ihm geschah, war Edmund nach einer Woche dieses musikalischen Verkehrs beträchtlich verliebt. Zur Ehre der Dame sei gesagt, daß auch sie – obwohl er kein Weltmann und kein ältester Sohn war und die Kunst der Schmeichelei ebensowenig beherrschte wie die Finessen der leichten Konversation – ihn

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