Mansfield Park
Sie
kehrten aus dem Park zurück, wohin ein unverschlossenes
Seitentürchen sie sehr bald, nachdem sie Fanny verlassen,
gelockt hatte; sie waren in diesem Teil des Parks
herumgewandert und auf die vielbesprochene Allee gestoßen,
die Fanny den ganzen Tag lang so sehnsüchtig zu erreichen
gehofft hatte; dort waren sie dann unter einem Baum gesessen.
Das war ihre Geschichte, und man sah ihnen an, daß sie die Zeit
sehr angenehm verbracht hatten und sich der Dauer ihrer Abwesenheit gar nicht bewußt waren. Fanny mußte sich mit Edmunds Beteuerungen trösten, daß er sie innig herbeigewünscht habe und sicher gekommen wäre, um sie zu holen, wenn sie nicht vorher schon so müde gewesen wäre. Es genügte nicht ganz, um sie über die Kränkung hinwegzubringen, daß er sie eine volle Stunde lang allein gelassen, wo er doch nur von ein paar Minuten gesprochen hatte, und es beschwichtigte auch nicht ihre Neugier, wovon sie wohl die ganze Zeit geredet haben mochten. Und alles endete zu ihrer Enttäuschung und Betrübnis damit, daß sie in wortlosem
Einverständnis ihre Schritte zum Haus zurücklenkten. Als sie zur Treppe kamen, die zur Terrasse hinaufführte,
erschienen oben Mrs. Rushworth und Mrs. Norris, die jetzt,
anderthalb Stunden nachdem man das Haus verlassen hatte,
gerade bereit waren, sich in die Wildnis zu begeben. Mrs. Norris
hatte ihre Zeit gut angewendet. Mochten alle möglichen
Widerwärtigkeiten das Vergnügen ihrer Nichten getrübt haben
– sie hatte jedenfalls einen äußerst befriedigenden Vormittag
verbracht: Die Haushälterin, der sie die schmeichelhaftesten
Komplimente über die Fasane machte, hatte sie schließlich in
die Meierei geführt, ihr alle Kühe gezeigt und sich das Rezept
für ihren berühmten Rahmkäse entlocken lassen; hierauf schloß
sie eine sehr lohnende Bekanntschaft mit dem Gärtner: sie hatte
ihn über die Krankheit seines Enkels ins Bild gesetzt, ihn davon
überzeugt, daß es das Nervenfieber wäre, und ihm ein sicheres
Mittel dagegen versprochen; und er hatte ihr zum Dank dafür
seine kostbarsten Stecklinge vorgeführt und ihr überdies eine
ganz aparte Sorte Heidekraut verehrt.
Nun kehrten sie alle zusammen ins Haus zurück, um dort auf
verschiedenen Sofas herumzusitzen und die Zeit bis zur
Rückkehr der anderen und der Ankündigung des Mittagessens, so gut es ging, mit gleichgültigem Geschwätz und Journalen zu vertrödeln. Es wurde ziemlich spät, bis die Fräulein Bertram mit ihren beiden Rittern erschienen. Ihr Streifzug schien nicht sehr angenehm verlaufen zu sein und hatte offenkundig nicht die geringsten nützlichen Ergebnisse gezeitigt. Nach ihrer eigenen Aussage waren sie die ganze Zeit hintereinander hergerannt, und als sie sich endlich zusammenfanden, war es, soviel Fanny bemerken konnte, zu spät, um die Harmonie wiederherzustellen, und jedenfalls zu spät, um etwas Zweckmäßiges zu beschließen. Ein Blick auf Julia und Mr. Rushworth zeigte Fanny, daß sie nicht die einzige hier war, die ein enttäuschtes Herz im Busen trug, denn beide blickten düster drein. Mr. Crawford und Miss Bertram wirkten dagegen um so heiterer, und es schien Fanny, daß er sich während des Essens ganz besondere Mühe gab, um den Groll der beiden anderen zu besänftigen und die allgemeine gute Laune
wiederherzustellen.
Tee und Kaffee wurden sehr bald nach dem Mittagessen
serviert, denn die lange Heimfahrt ließ keine
Zeitverschwendung zu. Von dem Augenblick an, da sie sich zu
Tisch setzten, war alles nur noch eine hastige Folge
gesellschaftlicher Nichtigkeiten, bis schließlich der Wagen vor
der Tür stand, und Mrs. Norris – die nach vielem
Herumzappeln von der Haushälterin noch einige Fasaneneier
und einen Rahmkäse geschenkt bekam – sich nach
überströmenden Dankes-und Höflichkeitsbezeugungen zum
Gehen bereit erklärte. Im gleichen Augenblick trat
Mr. Crawford an Julia heran und sagte: «Ich hoffe, meine
Reisegefährtin wird mir nicht untreu – es sei denn, daß sie sich
vor der kühlen Nachtluft fürchtet.» Die Aufforderung kam
unverhofft, wurde aber sehr gnädig aufgenommen, und Julias Tag schien ebenso glücklich zu enden, wie er begann. Miss Bertram hatte es anders erwartet und war etwas enttäuscht, aber die Überzeugung, daß in Wahrheit sie die Bevorzugte sei, tröstete sie, so daß sie imstande war, Mr. Rushworths Artigkeiten mit der passenden Miene über sich ergehen zu lassen. Ihm gefiel es zweifellos besser, ihr in den Wagen zu helfen, als sie auf den Kutschbock zu heben,
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